Tatjana Pokorny
· 31.05.2024
Der America’s Cup bietet seinem jungen und weiblichen Nachwuchs bei der 37. Edition seit 1851 mehr Chancen denn je: Am UniCredit Youth America’s Cup (17. bis 26. September) und an der Premiere des Puig Women’s America’s Cup (5. bis 13. Oktober) werden auch deutsche Teams teilnehmen. Für jeden der beiden Wettbewerbe sind insgesamt zwölf Mannschaften zugelassen: jeweils sechs Nachwuchsteams der aktuellen Cup-Verteidiger aus Neuseeland und der fünf Herausforderer aus Großbritannien, den USA, Italien, der Schweiz und Frankreich sowie sechs weitere Teams aus Ländern, die mittelfristig das Comeback im Mutterwettbewerb America’s Cup anstreben. Das gilt auch für Team Germany.
In beiden Wettbewerben – für die Jugend und die Frauen – starten neben den jungen deutschen Crews um ihre Kieler Teamchefs Paul Farien und Carolina Werner Teams aus Spanien (Royal Barcelona Yacht Club), den Niederlanden (Royal Netherlands Yacht Club, Royal Maas Yacht Club), Kanada (Royal Vancouver Yacht Club), Schweden (Royal Gothenburg Yacht Club) und Australien (Cruising Yacht Club of Australia). Team Germany startet für den Kieler Yacht-Club und den Norddeutschen Regatta Verein.
Dem deutschen Frauen-Team um Nacra-17-Olympiateilnehmerin Caro Werner gehören namhafte Seglerinnen an: die olympische 49erFX-Silbermedaillengewinnerin Tina Lutz, 470er-Mixed-Weltmeisterin Luise Wanser, Moth-Weltmeisterin Franziska Mäge, Kieler-Woche-Siegerin Sophie Steinlein (49erFX) und die zweimalige Bundesliga-Gewinnerin Luisa Krüger. Für das deutsche Youth America’s-Cup-Team kämpfen neben dem zweimaligen Waszp-Vizeeuropameister Paul Farien die olympische Nacra-17-Bronzemedaillengewinnerin Alica Stuhlemmer und mit Lukas Hesse der Deutsche Meister im 49er von 2020. An ihrer Seite sind mit Jesse Lindstädt der Nacra-15-Vizeweltmeister und U21-Weltmeister von 2019 sowie Linus von Oppen (Platz 4 U23-EM 49er 2020) und Ilca-7-Ass Julian Hoffmann.
In einer aktuellen Pressemitteilung hat die Kampagne erklärt, mit dem Doppel-Einsatz maximal viel Erfahrung sammeln zu wollen, “um beim nachfolgenden 38. America’s Cup mit einer deutschen Yacht zum Kreis der Herausforderer um die begehrte Trophäe zu gehören”. Unterstützung erfahren die aufstrebenden Talente auf ihrem Kurs von namhaften Förderern. Dazu zählt auch der zweimalige America’s-Cup-Gewinner Jochen Schümann, der die älteste und wichtigste Trophäe des Segelsports 2003 und 2007 mit dem Schweizer Team Alinghi in den Himmel stemmen durfte.
Ziel ist es, dieses Jahr Deutschland mit einem Youth und einem Women’s Team zurück in den Kreis der America’s Cup-Nationen zu bringen.” Jochen Schümann
Kurz vor seinem 70. Geburtstag am 8. Juni sagte Deutschlands mit drei Goldmedaillen erfolgreichster Olympiasegler der Sportgeschichte: “Ziel ist es, dieses Jahr Deutschland mit einem Youth und einem Women’s Team zurück in den Kreis der America’s-Cup-Nationen zu bringen. Die Teilnahme am 37. UniCredit Youth und Puig Women‘s America‘s Cup bildet die Basis für unser großes Ziel, langfristig eine wettbewerbsfähige, deutsche America’s Cup Herausforderung zu ermöglichen.”
Was dafür notwendig ist? Jochen Schümann hat es selbst erlebt und sagt: “Dafür brauchen wir neben talentierten, leistungsstarken Seglern und Seglerinnen mehr Erfahrung auf den foilenden Rennyachten, ein starkes Projektteam sowie die nötigen finanziellen Mittel und technischen Kompetenzen, um erfolgreich auf der internationalen Bühne des Segelsports der Superklasse mitspielen zu können.“
Es ist kein Geheimnis, dass die verschnörkelte alte Silberkanne namens America’s Cup auch deshalb “bodenlose Kanne” genannt wird, weil Verteidigungen und Herausforderungen immense Geldsummen erfordern. Für den deutschen Cup-Nachwuchs gab es an dieser Front zuletzt gute Nachrichten. Zwar sind die Schwarz-Rot-Goldenen noch auf der Suche nach weiteren Sponsoren, doch sind mit der HypoVereinsbank als Teil der UniCredit Gruppe und der Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltsgesellschaft Bay zwei starke Partner an Bord gekommen. Sie unterstützen die jungen deutschen Cup-Stürmer bei ihren America’s Cup Ambitionen.
Während sich die UniCredit Gruppe bereits im Segelsport engagiert, baut sie dieses Engagement mit der Förderung der deutschen Foiling Academy durch die HypoVereinsbank weiter aus. Mit der Foiling Academy e.V. in Kiel soll in Kooperation mit führenden deutschen Segelvereinen ein zentrales deutsches Leistungszentrum zur Förderung und Ausbildung junger Segeltalente heranwachsen. In der “Sailing City” trainieren die Aktiven schon seit einem halben Jahr mit einem Segelsimulator für den Cup-Einsatz. Diese Möglichkeit hatte mit dem zweimaligen Olympiateilnehmer, Starboot-Designer, Bootsbauer und Coach Marc Pickel zunächst ein früher und engagierter Förderer mit dem Erwerb des Simulators in Privatinitiative geschaffen.
Als Sponsoren der Foiling Academy fördern die HypoVereinsbank und Bay die deutschen America’s-Cup-Nachwuchsteams nicht nur finanziell, sondern leisten mit Knowhow aus den Bereichen Strategie, Datenanalyse und Finanzierung auch Wissenstransfers für die Sportler. „Wir freuen uns sehr, Partner an unserer Seite zu haben, die von der Begeisterungsfähigkeit und dem Ehrgeiz der Segler und Seglerinnen beeindruckt sind und ihre ambitionierten, sportlichen Ziele maßgeblich unterstützen werden“, sagt Oliver Schwall, Mitinitiator und COO des deutschen Youth und Women’s America’s Cup Teams.
Weiter sagte Schwall: „Die Unterstützung richtet sich nicht nur auf den diesjährigen America’s Cup. Mit dem Aufbau der Foiling Academy in Kiel legen wir die Grundlage für eine effektive, zukunftsfähige Ausbildung der deutschen Segler und Seglerinnen. Für neue Herausforderungen.” Die Kieler Keimzelle soll die Herzkammer künftig wieder wachsender deutscher Cup-Aktivitäten sein. Davor stehen die steile Lernkurve, die von den deutschen Mannschaftsmitgliedern zu absolvieren ist, und die gesicherten Einsätze auf der großen Cup-Bühne von Barcelona.
Die dritte Auflage des America’s Cup für die Jugend und die Premiere des Frauen-Wettbewerbs werden im katalanischen Spätsommer und Herbst auf den kleinen, von jeweils vier Personen gesegelten Cup-Foilern vom Typ AC40 ausgetragen. Dabei werden die jungen Ableger-Teams der Cup-Giganten im Vorteil sein, denn sie können jetzt schon auf den späteren Regattabooten trainieren, die auch ihre Mutterteams zum Training nutzen. Um solche Chancen kämpfen naturgemäß auch die Jugend- und Frauen-Teams, die aktuell kein Mutterteam im 37. America’s Cup haben. So wird es voraussichtlich eine Kooperation zwischen dem Orient Express Racing Team und dem spanischen Nachwuchs geben.
Auch das deutsche Team führt entsprechende Gespräche. Nach Barcelona wollen die deutschen Segler – in Abhängigkeit von entstehenden Kooperations- und AC40-Segelmöglichkeiten – so früh wie möglich umsiedeln. Das gleiche Regattaformat für den UniCredit Youth America’s Cup und den Puig Women’s America’s Cup bietet gerade den Mannschaften ohne Mutterteams eine faire Chance, denn in der Qualifikationsrunde treffen alle sechs Mannschaften mit Mutterteams in Gruppe A aufeinander, während in Vorrundengruppe B nur Crews ohne Mutterteams gegeneinander antreten. So haben auch die Projekte ohne direkten Zugriff auf die AC40-Foiler eine faire Chance, als eines der Top-Drei-Teams ihrer Qualifikationsrunde mindestens ins Halbfinale einzuziehen. Im Finale treffen nur die beiden besten der sechs Halbfinalisten im Matchrace-Duell aufeinander.
Hier geht es zur Übersicht über die Events und den Zeitplan für den 37. Louis Vuitton America’s Cup, den UniCredit Youth America’s Cup und den Puig Women’s America’s Cup.