Tatjana Pokorny
· 24.08.2016
Ob sie wirklich die Ersten sind, die auf Foils nicht nur halsen, sondern auch wenden? Das SoftBank Team Japan zeigt jedenfalls Muskeln
Genüsslich vermeldeten Skipper Dean Barker und sein SoftBank Team Japan heute in Wort, Bild und Video, was die Konkurrenz natürlich längst weiß: Die Japaner foilen nicht nur bei Halsen, sondern haben auch die komplexe Aufgabe des Foilens beim Wenden gelöst. Das passende Video mit dem perfekten Manöver liefern sie gleich mit. Und zeigen dabei als Last-Minute-Kampagne nur allzu gern Muskeln.
Die Foil-Wenden gelingen den Japanern laut eigener Auskunft schon seit Monaten. Erstmals klappten sie während eines Trainings vor Bermuda auf einem AC-45-Testboot. Lange hatte das schwierige Manöver unter den Seglern als "Heiliger Gral" dieses America's-Cup-Zyklus gegolten. Es war das letzte fehlende Puzzle-Teil im Bemühen der Teams um permanentes Foilen während eines Rennens.
Das SoftBank Team Japan zeigt, was es drauf hat: Skipper Dean Barker und die Mannschaft wenden auf Foils. Das galt bislang als eine der schwierigsten zu lösenden Aufgaben. Martin Whitmarsh, Ex-Formel-1-Manager und Projektchef des britischen Teams Land Rover BAR, war aber nicht der einzige, der von Beginn an prophezeit hatte, dass die Rennen im 35. America's Cup 2017 voraussichtlich permanent auf Foils gesegelt werden. Die Japaner sind auf dem besten Weg dazu.
"Wir wissen, dass es möglich ist, und es wird das Spiel verändern", sagte Skipper und CEO Dean Barker. "Wir denken, dass die meisten Teams wissen, dass wir es geschafft haben. Das Rennen läuft also. Für den Trick mit der Halse auf Foils musste man eine Menge über die verschiedenen Einstellungen und Techniken in verschiedenen Windbedingungen lernen. Es wird mit den Wenden das Gleiche sein."
Die beherrschte Wende auf Foils kann die Amwind-Strategie im bevorstehenden America's-Cup-Wettbewerb ändern. Hunderte Meter Gewinne erscheinen im Vergleich zum America's Cup 2013 möglich, wenn die bisherige Verlangsamung in den Wenden reduziert werden kann. Die entstand bislang dadurch, dass die Rümpfe der Katamarane beim Wenden wieder ins Wasser eintauchten.
"Das Boot muss bestimmte Geschwindigkeiten erreichen, um auf den Foils zu bleiben, typischerweise etwa 16 bis 18 Knoten. Wenn man in eine Wende geht, dann beträgt die Geschwindigkeit normalerweise etwa 13 bis 14 Knoten. Was man also tun muss, ist, die bestehende Geschwindigkeit in die Wende mitzunehmen, um sicherzustellen, dass man nicht absinkt. Normalerweise verliert man bei einer Wende viel Geschwindigkeit, bis zu vier Bootslängen. Doch wenn man auf den Foils bleiben kann, dann können diese Verluste deutlich reduziert werden", sagt Barker.
Das erste Wendemanöver auf Foils wurde vom Team im Training an der Seite von Sparringspartner Oracle Team USA am 19. April durchgeführt. "Wir waren da draußen, segelten in einer schönen Brise, leiteten die Wende ein – und blieben auf den Foils", berichtet Barker, "Das haben wir am selben Tag noch einmal wiederholt, um uns zu vergewissern, dass es kein reiner Glückstreffer war. In den Folgemonaten haben wir seitdem unsere Konstanz erhöht, das Manöver durchzuführen."
Schon 2013 waren es Dean Barker und sein Team – damals noch das Emirates Team New Zealand, das seinen Skipper nach dem Cup auf die Trainer-Bank verbannen wollte, bevor der freiwillig abdankte und jetzt für die Japaner tätig ist –, denen vor dem Wind die ersten Halsen auf Foils und damit die Segel-Technik für den Durchbruch und die anfängliche Cup-Dominanz gelungen waren. Jetzt ist es wieder Barker, der seglerisch Maßstäbe setzt und am ungebremsten Flug über den Regattakurs arbeitet. "Die Rümpfe das ganze Rennen über trocken zu halten, das wäre der absolute 'Heilige Gral"", sagt er.
Dabei macht sich der America's-Cup-Gewinner von 2000 nichts vor: "Es geht jetzt um die Konstanz! Voraussichtlich werden alle Teams im America's Cup 2017 die Wenden auf Foils fahren. Ich bin sicher, dass wir in den kommenden Monaten mehr Teams dabei beobachten werden, wie sie diese Wenden auf Foils versuchen werden zu perfektionieren."