Lars Bolle
· 30.09.2013
Der Hamilton Island Yacht Club ist Challenger of Record, der erste Herausforderer. Segel-Enthusiast Bob Oatley will die Kanne erobern
Der America’s Cup ist doch eine unbequeme Trophäe. Kaum gewonnen, kommt schon der nächste Herausforderer daher und will sie einem wieder wegnehmen. So flatterten auch diesmal dem Golden Gate Yacht Club, für den der Milliardär Larry Ellison den Cup gewonnen hatte, kurz nach Ende der 19. und entscheidenden Wettfahrt die Papiere aus Australien in Haus.
Der Hamilton Island Yacht Club (HIYC), im Nordosten Australiens hinter dem Great Barrier Reef gelegen, fordert zum Match um die Kanne heraus. Clubchef Robert Oatley und sein Sohn Sandy warfen für den Verein den Handschuh. Der 83-jährige Robert Oatley, genannt Bob, ist Winzer und Weinhändler und laut Forbes-Magazin auf Platz 25 der reichsten Menschen Australiens. Sein Nettovermögen wird mit 850 Millionen US-Dollar angegeben.
Oatley ist aber auch begeisterter Segler, bekannt sind seine Yachten mit Namen "Wild Oats", mit denen er unter anderem sechs der vergangenen acht Sydney-Hobart-Races gewann.
Australien konnte den Cup bereits einmal gewinnen, 1983 mit dem legendären Flügelkiel-Zwölfer, und damit die über 132 Jahre währende Siegesserie von US-Teams beenden. Seither wechselte der Cup die Siegnation regelmäßig. Ein australisches Team trat zuletzt im Jahr 2000 an, am spektakulärsten endete die Kampagne 1995, als die "Australia One" brach und innerhalb einer Minute sank (siehe Video).
Der erste Herausforderer, der so genannte Challenger of Record, hat das Recht, mit dem Verteidiger zusammen die Bedingungen für die nächste Verteidigung festzulegen. "Zuerst müssen wir mal den Austragungsort festlegen, das ist seit jeher das Recht des Verteidigers", sagte Tom Ehman, Vizecommodore des Golden Gate Yacht Club.
Zuletzt hatte sich Cup-Gewinner Larry Ellison sehr vage ausgedrückt, wenn er nach einer erneuten Verteidigung vor San Francisco gefragt wurde. Zwar hat sich das Revier als nahezu ideal erwiesen, doch gab es in der Vorbereitung sehr viel Ärger mit der Stadt und den Organisatoren.
Der Untergang der "One Australia" beim America's Cup 1995
Der Verteidiger und der Herausforderer wollen sich zudem bis zum Frühjahr 2014 mit den anderen potenziellen Herausforderern zusammensetzen und ein Zukunftskonzept erarbeiten, das vor allem geringere Kosten für die Teams beinhaltet, so Ehman.
Interessant wird dabei vor allem sein, ob wieder die von den Neuseeländern gewünschte Nationenregel eingeführt wird. Denn die dürfte auch schwer im Interesse der Australier liegen, hatten sie doch vier ihrer Landsleute auf dem siegreichen Oracle-Kat und mit Steuermann Jimmy Spithill und Stratege Tom Slingsby sogar zwei der Schlüsselfiguren. Kein schlechtes Personal also für eine erfolgversprechende Herausforderung.