Tatjana Pokorny
· 26.07.2015
Bei der ersten ACWS-Regatta konnte nur ein Tag gesegelt werden. Doch der brachte interessante Erkenntnisse: Die Verteidiger sind schlagbar
Mit nur einem Tag Regattavergnügen fiel die erste Regatta der America's-Cup-Weltserie 2015 vor Portsmouth arg kurz aus. Die Veranstalter, am Samstag noch beglückt von rund 50.000 Zuschauern im Eintrittskartenbereich, erwiesen sich aber nach der Absage der Sonntagsrennen aufgrund stürmischer Winde als fair und erstatteten die Kosten für die Sonntagstickets zurück. Immerhin brachte der Auftakt der Weltserie im Vorwege des 35. America's Cup in zwei Rennen die Erkenntnis, dass die Cup-Verteidiger – zumindest auf den Katamaranen vom Typ AC45F – schlagbar sind. Nicht nur die Briten, sondern auch die Neuseeländer trieben ihre Boote vor dem Oracle Team USA ins Ziel.
Für das Heimteam Land Rover Ben Ainslie Racing reichten ein Wettfahrtsieg und ein zweiter Rang nach umjubeltem Comeback zum Gesamtsieg. Unter den begeisterten Gästen waren auch die Herzogin und der Herzog von Cambridge. Kate überreichte den Teams ihre Preise und entzückte Zehntausende Fans mit ihrem erfrischend fröhlichen Auftritt. Sir Ben AInslie sagte: "Ich bin wirklich sehr stolz darauf, was unser Team an diesem Wochenende erreicht hat, nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land in unserem Heimatquartier in Portsmouth. Die erste Regatta der Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie vor unseren Fans zu gewinnen bedeutet viel für uns und weist auf eine aufregende Zukunft hin."
Ainslies ehemaliger Finn-Konkurrent, Teamkamerad, Taktiker und Vorschiffsmann Giles Scott, heißer Goldfavorit für die Olympischen Spiele 2016, sagte: "Wir haben uns in den stärkeren Winden sehr wohl gefühlt. Am Sonntag war es dann einfach zu windig. Also nehmen wir die Situation an. Ein Sieg ist ein Sieg. Und der ist psycholgisch von Bedeutung."
Oracle-Team-USA-Steuermann Jimmy Spithill äußerte sich erwartungsgemäß zurückhaltend über den Ausfall des "Super-Sonntags", an dem die Rennergebnisse doppelt gewertet werden und von dem er sich eine Comeback-Chance erhofft hatte. Spithill sagte: "Wir sind alle enttäuscht darüber, dass wir am Sonntag nicht segeln konnten. Denn aufgrund der doppelten Wertung kommt dem Sonntag die entscheidende Bedeutung zu..." Zu den Katamarane ließ Spithill vernehmen: "Diese Boote sorgen für brutale Härtetests. In manchen Zeiten bewegt man sich einfach an der Grenze, die Kontrolle zu verlieren." Über die siegreichen Briten sagte Spithill: "Ihre Leistung zeigt, wie cool es ist, wieder ein britisches Team im Cup-Wettbewerb zu haben. Wir haben hier sehr ernsthaftes Zuschauerinteresse erlebt. Wenn man einen Blick auf die geschätzten Zuschauerzahlen an Land und auf dem Wasser wirft, dann war es so, als würde es bereits um den America's Cup selbst gehen. Es war wirklich vergleichbar."
Ergänzung der Redaktion (28. Juli 2015): Das Endergebnis aller Regatten der Louis Vuitton America's Cup Weltserie in den Jahren 2015 und 2016 hat Einfluss auf die Qualifikationsrunde zum America's Cup im Jahr 2017: Der Sieger der Weltserie startet mit zwei Punkten in die dem 35. Cup-Duell vorgeschaltete Qualifikation. Das zweitplatzierte Team nimmt einen Punkt mit. An der Qualifikationsrunde nehmen der Cup-Verteidiger und alle Herausforderer teil. Die besten vier Herausforderer-Teams am Ende der Qualifikationsrunde qualifizieren sich für die Playoffs, in denen der Gegner für Cup-Verteidiger Oracle Team USA vom Golden Gate Yacht Club ermittelt wird. Der Sieger der Playoffs und das Oracle Team USA treffen im 35. Duell um den America's Cup 2017 vor Bermuda aufeinander.
Endergebnis Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie 2015, 1. Regatta in Portsmouth
1. Land Rover BAR (Großbritannien), Skipper: Sir Ben Ainslie, 19 Punkte
2. Emirates Team New Zealand (Neuseeland), Skipper: Peter Burling, 18 Punkte
3. Oracle Team USA (Amerika), Skipper: Jimmy Spithill, 16 Punkte
4. Groupama Team France (Frankreich), Skipper: Franck Cammas, 13 Punkte
5. SoftBank Team Japan (Japan), Skipper: Dean Barker, 13 Punkte
6. Artemis Racing (Schweden), Skipper: Ian Percy, 11 Punkte