Lars Bolle
· 09.07.2013
Die Neuseeländer haben zum zweiten Mal allein den Racekurs vor San Francisco abgesegelt. Doch langweilig war es nicht. Ein Kommentar
Zum Renngeschehen selbst gibt es nichts zu sagen. Es gab kein Rennen. Die Neuseeländer sind abermals allein gesegelt. Im ersten angesetzten Race trat das italienische Team Luna Rossa nicht an, weil es gegen eine Regeländerung Protest eingelegt hatte. In der vergangenen Nacht wäre das schwedische Team Artemis dran gewesen, hat jedoch noch nicht einmal ein Boot im Wasser.
Ohne Gegner ist eine Wettfahrt jedoch nur eine Fahrt, um eine Wette geht es nicht. Da können einem die Kommentatoren schon leid tun, wie sie einen "großartigen Tag" resümieren müssen und den zweiten Punkt von Emirates Team New Zealand feiern, als hätte dessen Gewinn in Frage gestanden. Das ist in etwa so wie Beifall für den Piloten des Urlaubsfliegers nach der Landung.
Trotzdem habe ich die Rennaufzeichnung fast komplett angeschaut. Die Bilder sind einfach faszinierend. Grandiose Einstellungen vom Hubschrauber, vom Begleitboot und von weiter entfernten Kameras werden gekonnt geschnitten. Beeindruckend ist, wie die Schwerter Gischtfontänen hochwerfen, das rasante Abfallen nach der Luvmarke, wie die Crew ständig in Bewegung ist, auf dem Trampolin die Seiten wechselt, als würde das Boot sicher und ruhig an Land stehen. Das ist Action, Hightechsport.
Der Kat schießt vor dem Wind mit über irren 40 Knoten dahin, am Wind sind es etwa 20. Die Halsen werden auf beiden Schwertern durchgefoilt, wie es heißt. Die Rümpfe berühren dabei nicht das Wasser. Über 30 Knoten macht der Rennbolide dabei immer noch. Ich glaube, wer jemals versucht hat, mit einem Boot schnell zu segeln, kann da einfach nicht wegsehen. Das ist, mit Verlaub, einfach geil.
Etwas fade sind allerdings die Amwind-Kurse. Da wird nicht geflogen, der Kat gleitet undramatisch dahin. Kreuzen ohne Gegner ist schon beim Fahrtensegeln recht langweilig, das macht der Cup nicht besser. Zur Ehrenrettung der Kommentatoren sei jedoch zugegeben, dass sie diese Phase sehr gut mit Erklärungen technischer Art überbrücken, recht gute Englischkenntnisse beim Zuschauer vorausgesetzt.
Alles in allem eine sehr gute Präsentation, was nach den Vorregatten in den AC45 zu erwarten war. Fehlt nur noch der Wett-Streit, der Gegner.
In der Nacht saßen die Protestparteien zusammen, um zu entscheiden, ob die vorgeschlagenen Regeländerungen Bestand haben oder nicht. Vom Ausgang wird abhängen, welche Gegner auf dem Racekurs auftauchen. Kommt die Regeländerung, packt womöglich Luna Rossa ein, kommt sie nicht, tritt Artemis nicht an. Das hat jedenfalls Teamchef Paul Cayard verkündet.
Wobei es eigentlich egal ist. Beide dürften gegen die Neuseeländer in der Ausscheidung keine Chance haben, wie in der aktuellen YACHT ausführlich erläutert wird.
Bleibt die Frage, ob man nicht sofort zum Cup-Finale springen sollte, zum Match Emirates Team New Zealand gegen Oracle Team USA. Denn so faszinierend diese ersten Bilder sein mögen, ohne wettbewerbsfähige Gegner werden sich die Szenen gleichen und abnutzen.
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