Uwe Janßen
· 30.07.2008
Alinghi schlägt BMW Oracle vor Gericht – das sensationelle Urteil zum America‘s Cup schlägt weltweit Wellen. Und es weckt Hoffnungen
Die Cup-Szene ist ausnahmsweise einig: Allerorts herrscht vornehmlich große Überraschung über den Spruch des New York Supreme Court. Die Einschätzungen darüber, wie und wann es weitergeht, driften allerdings weit auseinander. Reaktionen von Betroffenen und Beobachtern
Michael Scheeren
Jochen Schümann, UITG-Sportdirektor, der mit deutschen Cup-Seglern derzeit im Mittelmeer auf der TP52 „Platoon“ Regatten segelt: „Ich freue mich sehr für Alinghi, doch ich fürchte, dieses war noch nicht die letzte Runde im Tauziehen der Giganten. Wir arbeiten weiter intensiv, um für alle Fälle gerüstet zu sein.“
Augustin Zulueta, Teamchef des alten und neuen Challenger of Record, Club Nautico Espanol de Vela (CNEV): „Wir hoffen sehr, dass dies das Ende dieses langen Prozesses bedeutet, und dass es allen Teams erlaubt, am nächsten America’s Cup in Valencia teilzunehmen.“
Alinghi-Anwalt Lucien Masmejan erklärt: „Aufgrund der nicht einstimmigen Entscheidung könnte BMW Oracle Racing in Berufung gehen. Ein solches Verfahren würde allerdings 22 bis 24 Monate dauern. Die haben zwar eine unendliche Fantasie, doch wir hoffen, dass sie jetzt vernünftig werden. Wir sind wieder auf dem Stand von Juli 2007. Viele Teams wurden fast zerstört. Wir selbst haben sehr gelitten. Nun ist ein America's Cup mit vielen Herausforderern für 2011 wieder vorstellbar.“
Radio New Zealand News über die Reaktion des Neuseeländischen Teammanagers Grant Dalton: „Dalton sagt, die Entscheidung des New York Supreme Court, ein spanisches Syndikat wieder als Challenger of Record zu installieren, sei ein weiterer Schritt, den America's Cup wieder in die Spur zu bringen. Dalton sagt, obwohl dies nicht das Ergebnis sei, das das Team New Zealand erwartet hatte, hoffe er, es bedeute eine Regatta in Valencia im nächsten Jahr. Es würde knapp werden, aber nicht unmöglich, und es wäre die beste Entscheidung für das Team New Zealand und die anderen Herausforderer.“
Der Internet-Branchendienst „The Daily Sail“ schlagzeilt: „Gerade als man dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen … Der New York Supreme Court hat den America’s Cup wieder auf den Kopf gestellt.“
Cory Friedman, Anwalt und Verfahrensbeobachter aus New York: „Klar ist, dass beim Cup jetzt völliges Durcheinander herrscht. Die Unsicherheit ist vollkommen. Der Challenger of Record, CNEV, hat weder ein Team, noch eine jährliche Regatta (die in der Stiftungsurkunde für den herausfordernden Club vorgeschrieben ist, d. Red) und dürfte völlig auseinandergefallen sein.… Die Sponsoren sind gefangen in einem perfekten ökonomischen Sturm.“
Aus dem Web-Portal „Sailing Anarchy“: „Alinghi freut sich jetzt natürlich einen Kullerkeks, überweist fette Dollarbeträge an die besten Rechtsanwälte der Welt, BMW-O und Larry Ellison haben einen wunderschönen 90 Fuß Katamaran in der Scheune stehen und die Segelfans auf dieser Welt schwanken weiter zwischen Leidenschaft und völligem Desinteresse für den America´s Cup 33 angesichts dieser selbstgemachten Justizkacke.“