AMERICA’S CUPDie Uhr für die Herausforderer tickt

Lars Bolle

 · 06.08.2014

AMERICA’S CUP: Die Uhr für die Herausforderer ticktFoto: Louis Vuitton
Sondermodell für den 34. America's Cup

Am Samstag um 9.00 Uhr läuft die Meldefrist ab. Wie viele Teams werden dabei sein, und wer wird Challenger of Record? Ein Blick voraus

Mit dem Protokoll zum 35. America’s Cup hat der Verteidiger Oracle Team USA für einige Verwirrung gesorgt. Als Meldefrist für alle potenziellen Herausforderer wurde der 8. August, Mitternacht, San-Francisco-Zeit angegeben. Ohne jedoch gleich mitzuliefern, wofür gemeldet werden soll. Klar, den America’s Cup, und okay, gesegelt werden soll wieder auf fliegenden Katamaren, AC 62 genannt. Doch die wichtigsten Fragen, nach dem Wann und vor allem Wo, blieben unbeantwortet.

Dabei ist gerade das Wo für Teams wichtig, die sich durch Sponsorings finanzieren und nicht durch einen einzigen superreichen Geldgeber wie etwa Torbjörn Törnqvist beim Team Artemis oder der Prada-Mann Patrizio Bertelli als Luna-Rossa-Mäzen. Wer Sponsoren benötigt, muss sagen können, welches die erreichbaren Märkte sind. Doch diese Information soll es frühestens im Oktober dieses Jahres geben, spätestens am Jahresende. Das favorisierte San Francisco wurde bereits aussortiert, übrig geblieben sind San Diego und die Bermudas.

  Die Regattabahn auf den BermudasFoto: ACEA
Die Regattabahn auf den Bermudas
  Der mögliche Racekurs vor San DiegoFoto: ACEA
Der mögliche Racekurs vor San Diego

Eine Kampagne zu planen fiel so offenbar vielen Teams schwer. Denn an die Öffentlichkeit sind bisher nur fünf Teams getreten. Mindestens drei Meldungen werden laut Protokoll benötigt. Ob diese zusammenkommen, birgt einige Spannung.

Denn es gab bereits Opfer. So zog der australische Herausforderer Team Australia seine Meldung zurück, offenbar weil ihm die ganze Sache zu teuer wurde. Was umso prekärer war, als es sich dabei um den sogenannten Challenger of Record, den ersten und damit wichtigsten Herausforderer, handelte. Mit ihm wurden die Bedingungen des Protokolls ausgehandelt, das damit quasi hinfällig ist, wenn es nicht vom nachfolgenden Herausforderer anerkannt wird.

Doch dieser neue Challenger of Rekord wurde noch nicht benannt. Was entweder heißt, dass noch niemand diese Rolle übernehmen wollte oder dass es schlicht noch keine weitere Meldung gibt. Denn normalerweise rutscht das nächstgemeldete Team nach.

Insofern darf man gespannt sein, wer da bis Samstagvormittag deutscher Zeit unterschreibt. Zumal es nicht mal eben so eine Unterschrift ist. Mit dem letzten Federzug werden gleich einmal 1,025 Millionen Dollar Meldegebühr fällig, bis Ende des Jahres müssen dann nochmals zwei Millionen Dollar als zweite Tranche nachgelegt werden. Insgesamt also rund 2,3 Millionen Euro, nur um dabei zu sein.

Unter solchen Vorzeichen hält sich die Zahl der möglichen Herausforderer in Grenzen. Zu den sicheren Kandidaten zählen das schwedische Team Artemis, das italienische Luna Rossa und das britische BAR Racing vom Olympia-medaillen-Rekordhalter Ben Ainslie. Bei geheimen Verhandlungen zwischen diesen Syndikaten und Oracle Team USA waren zuletzt auch Vertreter des französischen Team France dabei, das jedoch bisher keine Sponsoren bekanntgegeben hat. Im Hintergrund hielt sich zuletzt Team New Zealand, das beim vergangenen Cup so dramatisch gegen Oracle Team USA unterlegen war. Ende Juni hieß es, man sei bereit für eine Herausforderung und man fände die Bedingungen auch, stark zusammengefasst, ganz in Ordnung. Verwunderlich, schlug Teamchef Grant Dalton doch kurz zuvor noch ganz andere Töne an und regte sich über das "unmögliche Protokoll" auf.

Doch selbst wenn alle Teams melden, die bisher mehr oder weniger schon im Topf sind, kann nicht von einem großen Fortschritt des Cups gesprochen werden, der doch so breit, so günstig aufgestellt werden sollte. Denn es wären fast dieselben Protagonisten wie bei der vergangenen Auflage – fast, denn vielleicht reißen es die Franzosen ja noch heraus.