America's CupDie Schlacht um den letzten Punkt

Tatjana Pokorny

 · 22.09.2013

America's Cup: Die Schlacht um den letzten PunktFoto: ACEA / Balasz Gardi
AC 34 Renntag 12 Rennen 14 + 15

Großes Kino: Der Herausforderer hatte acht Match-Punkte in Folge, doch den Verteidiger irritiert das gar nicht. Oracle verkürzt auf 5:8

  Für Emirates-Skipper Dean Barker lief am Sonntag wenig zusammen. Er sagt trotzdem: "Wir haben den absoluten Glauben daran, dass wir gewinnen können."Foto: ACEA / Gilles Martin-Raget
Für Emirates-Skipper Dean Barker lief am Sonntag wenig zusammen. Er sagt trotzdem: "Wir haben den absoluten Glauben daran, dass wir gewinnen können."

Die Angelegenheit schien klar: Das Emirates Team New Zealand hatte sich am vergangenen Donnerstag acht Match-Punkte zum dritten America's-Cup-Sieg nach 1995 und 2000 verdient. Es gab kaum Zweifel: Einen würden die Kiwis sicher alsbald verwandeln. Doch der vergangene Donnerstag scheint inzwischen eine gefühlte Ewigkeit her. Seitdem haben sich der Verteidiger Oracle Team USA und die Naturgewalten offenbar zum Bündnis gegen das Team vom kleinen Pazifik-Staat entschieden. Zwei Rennen wurden seitdem abgebrochen, in denen die Neuseeländer alles und fast auch die verschnörkelte Silberkanne im Griff hatten. Davon eines mit Blickkontakt zur Ziellinie. Psychologisch war das kurz vor der Ziellinie abgebrochene zwölfte Rennen sicher der grausamste Tiefschlag der vergangenen vier Tage.

Und so schnell kann sich ein Blatt in der Folge des Eingriffs höherer Gewalt wenden: Zwei weitere schmerzliche Niederlagen für die Neuseeländer verdüsterten am Sonntag die Perspektive von Skipper Dean Barker, Taktiker Ray Davies und ihrer Crew, die zwar immer noch vier Match-Punkte haben und flugs darauf hinwiesen, dass sie bei den beiden klaren Niederlagen schließlich von der benachteiligten Steuerbordseite aus in die Box gesegelt seien. Doch das Momentum der Kiwis scheint die Seiten gewechselt zu haben. Die Amerikaner haben zurzeit alles: Die besseren Starts, die bessere Bootsgeschwindigkeit und das Momentum auf ihrer Seite. In dieser Kürze lassen sich die Rennen 14 und 15 am Sonntag zusammenfassen.

  So einfach war es am Sonntag: Das Oracle Team USA erreicht die erste Marke nach besserem Start jeweils zuerst. Bei dem Stand blieb es bis ins ZielFoto: ACEA / Gilles Martin-Raget
So einfach war es am Sonntag: Das Oracle Team USA erreicht die erste Marke nach besserem Start jeweils zuerst. Bei dem Stand blieb es bis ins Ziel

Interressanter ist der Blick auf den Zustand der Teams. James Spithill strotzte in der Pressekonferenz nach den beiden Rennen vor Selbstbewusstsein. Er zeigte und verbalisierte das gern: "Es war ein großartiger Tag! Tom (Red.: Slingsby) und Ben (Red.: Ainslie) haben einen fantastischen Job gemacht! Die Jungs haben wie von einer anderen Welt gearbeitet. An einem Tag wie heute dreht sich alles um die Taktik. Aber die beiden sind cool geblieben. Und Mann, wir können immer mehr aus dem alten Mädchen herausholen." Gemeint ist der US-Katamaran, der am Sonntag meist flotter als die "Aotearoa" über den von unsteten Winden geprägten Kurs segelte.

  Oracle-Steuermann Jimmy Spithill genießt das Bad in der MengeFoto: ACEA / Balasz Gardi
Oracle-Steuermann Jimmy Spithill genießt das Bad in der Menge
  Die Fans im Glück: Der US-Verteidiger punktet am Sonntag doppeltFoto: ACEA / Balasz Gardi
Die Fans im Glück: Der US-Verteidiger punktet am Sonntag doppelt
  Hatten am Sonntag in den Rennen 14 und 15 alles im Griff: Team Oracle USAFoto: ACEA / Gilles Martin-Raget
Hatten am Sonntag in den Rennen 14 und 15 alles im Griff: Team Oracle USA

Dean Barker, grundsätzlich leiser und zurückhaltender als Spithill, scheute die Antwort nicht: "Wir haben unseren Job heute nicht so gut gemacht wie wir wollten. Manchmal ist das aber auch eine Frage von Millimetern. Du machst einen winzigen Fehler und damit deinen Gegner stark. Wir wussten immer, dass es eine Schlacht wird. Nun ist es eben eine Schlacht um diesen letzten Punkt. Wir waren heute zweimal nicht schnell genug an Marke eins. Wir glauben aber absolut daran, dass wir das hier gewinnen können. Wir müssen nur alles richtig zusammenpacken."

Klar ist schon jetzt: Das 34. Match um den America's Cup ist das längste in der Geschichte der schillernden Trophäe seit der Premiere 1851. Diesen Rekord hielt bislang das Duell zwischen Verteidiger Neuseeland und dem Schweizer Dreamteam Alinghi im Jahr 2003 mit 16 Tagen. Damals trugen neun Ausfalltage zum Cup-Marathon bei. Der 16. Tag der 34. Auflage ist seit heute Geschichte. Ein Blick auf die aktuelle Cup-Homepage verrät schon auf der Titelseite, dass nicht einmal die Veranstalter mit dieser "Langstrecke" gerechnet hatten: Dort wird immer noch für den "Summer of Racing" geworben. Daneben steht das Datum: San Francisco, 4. Juli bis 21. September. Das Duell zwischen Verteidiger Oracle Team USA und dem Emirates Team New Zealand wird am Montag fortgesetzt, den 23. September 2013.