Tatjana Pokorny
· 06.02.2017
Sir Ben Ainslie und Land Rover BAR gehen in die Offensive: Am Montag wurde auf Bermuda "Rita" getauft. Sie soll den America's Cup gewinnen
Der Stolz des britischen Segelsports ist enthüllt: Sir Ben Ainslies Ehefrau Georgie und die gemeinsame Tochter Bellatrix Ainslie haben das 15-Meter-Geschoss am Montag auf Bermuda mit englischem Premium-Sekt auf den Namen "Rita" getauft. Mit dem Team Land Rover BAR kämpft zum 21. Mal ein britisches Team um die bekannteste Trophäe des internationalen Segelsports. Doch noch nie konnten die Briten die berühmte Silberkanne gewinnen, der Sir Thomas Lipton bei seinen fünf Anläufen zwischen 1899 und 1930 am dichtesten kam. Lipton hatte damals für seine von Fairplay geprägte ausdauernde Leidenschaft eine eigens für ihn geschaffene Trophäe erhalten: den Pokal für den "Besten aller Verlierer". 166 Jahre nach der Cup-Premiere treten seine Nachfahren mit Segelstar Ainslie, Olympiasieger Giles Scott und ihrem Team im Juni an, um die "bodenlose Kanne" erstmals seit 1851 mit einem Sieg in ihr Heimatland zurückzuholen. Verlierer wollen sie nicht mehr sein.
Kohlschwarz präsentierte sich der 15 Meter lange Katamaran der America's-Cup-Klasse 107 Tage vor Rennbeginn im Teamcamp auf Bermuda. 1200 Meter elektronischer und elektrischer Kabel verbinden an Bord der futuristisch anmutenden Rennmaschine 190 Sensoren und vier Videokameras. Kurz wird das Boot "R1" genannt. Der richtige Name aber ist "Rita" – so hießen auch alle 19 vorherigen olympischen und WM-Boote von Ainslie.
Hinter dem Namen steckt eine alte Geschichte: Als Ainslie 1992 an der Opti-Weltmeisterschaft in Argentinien teilgenommen hatte, war er von seiner Mutter begeleitet worden. Während ihr Sohn segelte, schaute sie sich die Sehenswürdigkeiten der Umgebung an und entdeckte dabei irgendwo im Nirgendwo eine kleine Kirche, die der Heiligen Rita gewidmet war. Als Bens Mutter zurückkehrte, brachte sie Ben einen kleinen Sticker von Sankt Rita mit und nähte ihn in die Innenseite der Rettungsweste. Seitdem begleitet der Name Rita den Mann, der mit vier Olympiasiegen und einer Silbermedaille zum erfolgreichsten Olympiasegler der Sportgeschichte wurde und nun unter britischer Flagge um den America's Cup kämpft. Mit "Rita".
Geht es nach den Briten, soll "Rita" zuerst die vier anderen Herausforderer aus Schweden, Japan, Neuseeland und Frankreich besiegen und anschließend im 35. Duell um den America's Cup die amerikanischen Verteidiger schlagen. Ainslie nennt die neuen Cup-Katamarane die "am weitesten entwickelten Segelboote auf dem Planeten". "Wir glauben", so der Skipper, "dass unser Team der am weitesten entwickelte und am besten vorbereitete britische Herausforderer ist." Insgesamt sind 50.000 Design-Stunden und 35.000 Konstruktions- und Baustunden in das 2,4 Tonnen schwere Boot geflossen, das von einer sechsköpfigen extrem athletischen Crew beherrscht werden muss.