America’s CupDer erste Tanz – was der Auftakt schon über die Machtverhältnisse verrät

Tatjana Pokorny

 · 22.08.2024

Ben Ainslies Team Ineos Britannia und das US-Team NYYC American Magic im Vorstarttanz miteinander
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
Mit viel Spannung erwartet, jetzt ausgefochten: der erste von vier Tagen der letzten Vorregatta zum 37. America’s Cup. Zu gewinnen waren erste Eindrücke vom Potenzial der fünf Herausforderer und der Verteidiger. Ungeschlagen sind am Abend das Emirates Team New Zealand, Alinghi Red Bull Racing und das US-Team NYYC American Magic.

Die Sieger und Verlierer waren an Tag eins der Vorregatta zum 37. America’s Cup schnell ausgemacht: Drei Teams haben die ersten offiziellen Rennen der dritten und letzten Louis Vuitton Cup Preliminary Regatta ungeschlagen überstanden: Alinghi Red Bull Racing besiegte das französische Orient Express Racing Team, das den Start verstolperte und gleich einen Penalty kassierte.

Im ersten “Giganten-Duell” trafen danach die neuseeländischen Verteidiger und ihre italienischen Herausforderer vom 36. America’s Cup aufeinander. Doch ein elektronischer Blackout auf dem silberfarbenen AC75-Foiler von Luna Rossa Prada Pirelli beendete das spannende Spiel frühzeitig und gab den Ausschlag zugunsten der Kiwis. Im Duell zwischen dem US-Team NYYC American Magic und Sir Ben Ainslies Team Ineos Britannia ließen im dritten Match des Tages die Amerikaner die Engländer langsam aussehen.

Zum vierten und letzten Duell traten zwei der sechs Teams zum zweiten Mal an diesem Tag an. Da kassierten die Franzosen im Match gegen Luna Rossa Prada Pirelli zwei weitere Penalties fürs falsche Eintauchen in die Startbox und fürs Übersegeln der Kursbegrenzung. Der Siegpunkt ging an den “Silberblitz”. Die Italiener glichen ihre Bilanz damit zum 1:1 aus. Die Neuseeländer, die Schweizer und die Amerikaner führen das Klassement der Vorregatta nach Tag eins mit jeweils einem Siegpunkt ungeschlagen an. Es folgen die Italiener vor den sichtlich frustrierten Briten. Mit zwei verlorenen Rennen kehrten die Franzosen in den Hafen von Barcelona zurück.

Elektronischer Blackout stoppt Azzurri

Die wichtigsten Erkenntnisse des Tages: Die Neuseeländer, Schweizer und Amerikaner wirkten souverän im Handling und schnell auf dem Kurs. Für die Eidgenossen auf ihrem “roten Bullen” sagte Sailing Team Manager Rodney Ardern: “Die Jungs haben erkannt, dass sie den Start unter Kontrolle haben. Sie haben dann ihren Plan ziemlich gut umgesetzt. Sie segelten das Boot schnell und mit guter Kommunikation über den Kurs und konnten ihren Vorsprung ausbauen. Es war also ein guter Tag.”

Gefragt nach neu gewonnenen Erkenntnissen am Ende des ersten Tages der Vorregatta sagte Ardern: “Wir müssen noch ein paar Male gegen alle diese Herausforderer antreten. Also ist es natürlich noch zu früh. Aber wir haben einen kleinen Gradmesser. Wir können sehen, dass wir Fehler machen, und alle anderen machen auch Fehler. Also müssen wir diese minimieren.” Souverän wie die führenden drei Teams agierten im Prinzip auch die Italiener, bis ihr “Silberblitz” im ersten Duell mit den Kiwis von den Foils stürzte und von Bord laut zu hören war: “We’ve lost the boat – wir haben das Boot verloren!” Gemeint war der elektronische Blackout, wie Teammitglieder später erklärte.

Penalty-Hagel für Les Bleus

Steuermann Francesco “Cecco” Bruni sagte direkt nach dem Rennen: “Es muss ein elektronisches Problem gewesen sein. Wir hatten über 20 Sekunden keine Funktionen an Bord.” Coach Philipp Presti sagte etwas später: “Wir hatten ein enttäuschendes Problem im ersten Rennen. Ein elektronischer Fehler hat alle Funktionen im Boot unterbrochen. Es war nicht Großes. Diese Boote sind super komplex, insgesamt verrückt.”

Wie die Franzosen, so waren auch die Italiener an diesem ersten Tag der Louis Vuitton Preliminary Regatta zweimal gefordert. Die Azzurri rehabilitierten sich in ihrem zweiten Lauf mit einem sehr souveränen Sieg über den Orient Express, bei dem sie ihren Vorsprung teilweise bis auf über einen Kilometer erhöhten. Gute Nachrichten gab es für die am Donnerstag zweimal geschlagenen französischen Davids im Kampf gegen die Cup-Goliaths trotzdem: Ihr Boot, entstanden auf Basis des von den Neuseeländern entwickelten und von ihnen gekauften Design-Pakets, da sind sich die Experten zunächst einig, wirkt schnell!

Zu viele Positionierungs- und Timing-Fehler aber haben die französische Mannschaft um die Steuerleute Quentin Delapierre und Kevin Peponnet mehrfach stolpern lassen. Mit insgesamt drei Strafen haben sich die spät in den 37-. America’s Cup eingestiegenen Les Bleus zunächst selbst um bessere Chancen gebracht.

Déjà-vu für Ineos Britannia?

Für Sir Ben Ainslie ist die Lage nach Tag eins der Vorregatta fast anders herum. Das Problem seines Teams ist möglicherweise größer. Schlimmer noch: Was der Skipper von Ineos Britannia nach diesem ersten Renntag und der Niederlage gegen das US-Team mit SailGP-Dominator Tom Slingsby und Paul Goodison an den Steuern sagte, hatte was von einem Déjà-vu: “Der Start und das erste ‘Cross’ gehörten uns. Dann sind sie an uns vorbeigekommen. Es war ein harter Tag für uns. Die Bedingungen waren einfach perfekt, Barcelona hat einen guten Job gemacht, nur uns fehlten ein paar PS. Wir gehen jetzt zurück in die Halle und sehen, wie wir ein bisschen mehr Speed finden können.”

Der viermalige Olympiasieger Ben Ainslie und sein Team jagen den America’s Cup zum dritten Mal in Folge unter britischer Flagge. Bei beiden vorherigen Anläufen hatte sich jeweils die Cup-Yacht der Briten als zu langsam erwiesen. Ob sich das Problem erneut stellt oder die Briten einfach nur einen unglücklichen Tag hatten, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Auf der Haben-Seite darf Team Ineos sich aber an einer beeindruckend stabilen Lage seines Bootes über dem Wasser erfreuen. Start und Handling waren nicht die Sorge von Ben Ainslie, der die Louis Vuitton Preliminary Regatta mit Dylan Fletcher-Scott und nicht mit Giles Scott als Co-Pilot eröffnet hat.

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Der America’s Cup im TV

Auch für die Kommentatoren-, Kamera- und TV-Teams dürfte die Vorregatta ein guter Test sein für die anstehenden Wochen und Monate, in denen der Louis Vuitton Cup, der Unicredit Youth America’s Cup, der erste Puig Women’s America’s Cup und das Duell um den America’s Cup erst noch kommen. Die Live-Übertragung der Vorregatta aus Barcelona hat am ersten Tag inhaltlich gute Informationen und viel Hintergrundwissen geliefert. Im Vergleich zum SailGP, wo bewusst viel Wert auf Show-Elemente und eher reißerische und enthusiastische Kommentare gelegt wird, haben sich die Kommentatoren angenehm ruhig und flüssig die Bälle zugeworfen.

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Auf der anderen Seite sind Regatta-Fans von SailGP-Events im Bereich der graphischen Aufbereitung verwöhnt. Hier bleibt den Cup-TV-Machern für die kommenden Rennen und Entscheidungen noch ebenso etwas Luft nach oben wie bei der Tonqualität.


Die Rangliste der Vorregatta nach Tag 1

  1. Emirates Team New Zealand: 1 Sieg
  2. Alinghi Red Bull Racing: 1 Sieg
  3. NYYC American Magic: 1 Sieg
  4. Luna Rossa Prada Pirelli: 1 Sieg
  5. Ineos Britannia: 0 Siege
  6. Orient Express Racing: 0 Siege
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Alle Rennen von Tag 1 der letzten Vorregatta im Video

Renntag 1, Rennen 1 - Alinghi Red Bull Racing vs. Orient Express Racing Team:

Renntag 1, Rennen 2 - Emirates Team New Zealand vs. Luna Rossa Prada Pirelli:

Renntag 1, Rennen 3 - NYY American Magic vs. Ineos Britannia:

Renntag 1, Rennen 4 - Luna Rossa Prada Pirelli vs. Orient Express Racing:


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