Tatjana Pokorny
· 09.06.2014
Bekommen die mächtigen Cup-Verteidiger einen Gegner zum Fürchten? Segelstar Ainslie will seinem Land einen 163 Jahre alten Traum erfüllen
Englands Segelsuperstar Sir Ben Ainslie greift nach der wichtigsten Trophäe des internationalen Segelsports. Der viermalige Goldmedaillengewinner und erfolgreichste Olympiasegler der Sportgeschichte hat seinen Ruhm genutzt und eine starke Kampagne für den 35. America's Cup formiert.
Noch hat er sein Wunschbudget von knapp 100 Millionen Euro nicht beisammen. Doch an seiner Seite kämpft viel britische Prominenz um den ältesten Sporttraum des Vereinigten Königreichs, darunter auch die Herzogin von Cambridge. die selbst eine begeisterte Seglerin ist und Ainslies Präsentation am Dienstag in London mit ihrer Anwesenheit in den Royal Museums Greenwich königlichen Glanz verlieh. Die gebürtige Catherine Elizabeth "Kate" Middleton ist Ehefrau des britischen Thronfolgers und Prinzen William. Zur Unterstützung von Ainslies Team "BAR" (Ben Ainslie Racing) war nauch Duran Duran-Sänger und Segler Simon Le Bon gekommen. Dazu der America's Cup selbst im edlen Louis-Vuitton-Koffer, wenn es denn der echte und keine Replik war...
Obwohl der America's Cup in England geboren wurde, hat ihn seit der ersten Auflage im jahr 1851 noch niemals ein britisches Team gewinnen können. Auch nicht der berühmte Teebaron Sir Thomas Lipton, der fünfmal vergeblich nach der Kanne griff und bis heute als einer der fairsten Herausforderer der Cup-Geschichte gilt. "Big Ben" Ainslie und sein Team wollen das jetzt ändern. Ainslie ist sicher: "Wir können den America's Cup nach Hause bringen."
Drei Jahre lang haben sich Ainslie und seine Mitstreiter auf die erste offizielle Vorstellung ihrer Cup-Kampagne vorbereitet. In dieser Zeit hat Ben Ainslie seine vierte Goldmedaille im Heimatrevier vor Weymouth und den America's Cup als Taktiker im amerikanischen Oracle Team USA mitgewonnen. Nun ist aus dem Verteidiger ein Herausforderer geworden.
Ainslie selbst empfand die Präsentation am Dienstag in erster Linie als "befreiend", weil er nun endlich öffentlich über sein Team "BAR" (Ben Ainslie Racing) und seine Pläne sprechen könne. "Ich bin seit dem Sieg mit dem Oracle Team USA wohl tausend Mal nach meinen Plänen mit einem britischen Team gefragt worden. Es war eine komplierte Zeit, in der wir hinter den Kulissen an der Finanzierung und an der Zusammenstellung des Teams gearbeitet haben, unsere kommerziellen und strategischen Fortschritte aber nicht öffentlich diskutieren wollten." Zu den bekanntesten Teammitgliedern zählen der neuseeländische Sailing Manager und Segler Jono Macbeth, der technische Direktor Andy Claughton aus England, der holländische Designer Dirk Kramers, Designer Clay Oliver aus den USA, Designer Jason Ker aus Großbritannien.
Ainslie räumte auch ein, "dass die Warterei auf die Veröffentlichung des Protokolls für den 35. America's Cup eine frustrierende Zeit gewesen sei und dankte allen, die ihn in dieser Zeit unterstützt und beflügelt haben. Seine in England sehr bekannten Mitstreiter Sir Charles Dunstone, Sir Keith Mills und Chris Bake hätten hinter den Kulissen eine private Investorengruppe aufgebaut. "Ohne ihre Leidenschaft stünden wir heute nicht da, wo wir stehen." Als weitere Investoren stiegen inzwischen Lord Irvine Laidlaw, Ian Taylor, Jon Wood und Peter Dubens in Ainslies Cup-Boot ein, das nun rasant an Fahrt gewinnt. "Ich kann nur sagen, dass hier ein paar echte Schwergewichte aus Wirtschaft, Sport und Gesellschaft beisammen sind, die das Team auf eindrucksvolle Weise unterstützen." Heimatverein ist Yacht Squadron Racing, ein mit der legendären Royal Yacht Squadron verbundener Club. Sollten die Briten den Cup gewinnen können, käme er tatsächlich zurück zu seinen Wurzeln auf der südenglischen Isle of Wight.
Das neue Protokoll kommentierte Ainslie mit einem lachenden und einem weinenden Auge, die Cup-Regeln seien "historisch komplex". Ainslie nannte die 62-Fuß-Katamarane, acht Crew-Mitglieder und das engere Design-Konzept als wichtige Eckdaten. Die Verteidiger, so Ainslie, wollen in dieser Konfiguration die Kosten drücken. Gleichzeitig aber macht sich auch der erfahrene britische Cup-Segler keinerlei Illusionen: "Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Kosten in anderen Bereichen steigen werden und die Gesamt-Budgets etwa da anzusetzen sind, wo sie auch beim letzten Cup lagen: bei knapp 100 Millionen Euro." Etwa 40 Prozent der angestrebten Gesamtsumme hat das Team laut Ainslie beisammen. "Ich würde die Herausforderung nicht angehen", so Ainslie, "wenn wir keine Chance hätten, den America's Cup zu gewinnen. Unser Land hat eine großartige maritime Historie. Die Zeit passt, der Cup muss heimkehren, wir müssen das machen."