America's CupDéjà-vu im America´s Cup

Tatjana Pokorny

 · 07.02.2010

America's Cup: Déjà-vu im America´s CupFoto: G. Martin-Raget BMOR-PHOTO
"Alinghi 5" (l.) und "USA" in der Flaute

Mehrrumpf-Monster entzaubert - Auftaktmatch zwischen „Alinghi 5“ und „USA“ verschoben

Wieder einmal hat eine Flaute den Auftakt zu einer America’s-Cup-Regatta verpatzt. Wind und Wetter wollten am Montag nicht kooperieren.

Der neuseeländische Wettfahrtleiter Harold Bennett musste die erste Begegnung zwischen Cup-Verteidiger Alinghi und Herausforderer BMW Oracle Racing nach vierstündiger Dümpelei der Mehrrumpf-Monster vor der Costa Azahar zwischen Valencia und Gandía absagen und auf Mittwoch verschieben.

Damit zollte „Gott“ — so nennen die Cup-Segler den allmächtigen Wettfahrtleiter Bennett — den widrigen Winden zwischen zwei und sieben Knoten und den damit verbundenen Drehern Tribut. Eine faire Begegnung hielt die höchste Instanz dieser Cup-Regatta für ausgeschlossen.

Das mit Spannung erwartete erste Duell der Cup-Giganten Alinghi und BMW Oracle Racing kann erst in zwei Tagen fortgesetzt werden, weil es die alte Stiftungsurkunde so festlegt. Das Dokument in seiner letzten Fassung von 1887 schreibt vor, dass zwischen zwei Rennen immer mindestens ein freier Wochentag liegen muss. Erschwerend kommt das Gerichtsurteil hinzu, das für den schwierigen Austragungstermin im Februar verantwortlich ist. Rolf Vrolijk erklärt: "In den Monaten Januar/Februar kommt man durchschnittlich insgesamt auf maximal zehn Segeltage."

Der Zeitlupenstart erinnerte viele der mehr als 800 Journalisten vor Ort an die zermürbenden Wartezeiten im 32. America’s Cup im April 2007. Damals konnte die Herausfordererrunde (Louis Vuitton Cup) erst nach neuntägigem Warten beginnen. Dadurch platzte unter anderem eine umfangreich geplante Live-Berichterstattung des ZDF. Auch im 31. America´s Cup 2003 hatten unstete Bedingungen im Hauraki-Golf vor Auckland beim Stand von 3:0 für eine unfreiwillige neuntägige Pause im Cup-Duell der damaligen Kontrahenten Alinghi und Team New Zealand gesorgt. Gemein: Schon damals war Harold Bennett Wettfahrtleiter und Leidtragender in einer Person, begegnete der Situation und den teilweise sehr erhitzten Gemütern aber wie heute mit Humor und Ruhe.

Für die Teams im 33. America’s Cup bedeutet die aktuelle Verschiebung eine neuerliche nervliche Belastungsprobe. Alle Beteiligten hatten den Start auf dem Wasser nach zweieinhalbjähriger Schlacht vor Gericht fieberhaft herbeigesehnt. „Wir wollen endlich segeln und sehen, wo wir stehen“, hatte sich nicht nur Alinghis Chefdesigner Rolf Vrolijk gewünscht. Ihre Hoffnung auf klare Erkenntnisse über das wahre Potenzial des Gegners nehmen die Teams nun mit in ihre 48-stündige Zwangspause.

An der Crew-Aufstellung beider Mannschaften wird sich bis Mittwoch voraussichtlich wenig ändern: Bei den Eidgenossen steht der 44-jährige Boss Ernesto Bertarelli am Rad, für das US-Team steuert der 30-jährige Australier James Spithill. Alinghi tritt mit 14 Crewmitgliedern, darunter drei Schweizern, an. Die Amerikaner setzen auf zehn Mann Besatzung mit nur einem Amerikaner an Bord. Eigner Larry Ellison und CEO Russell Coutts sind nicht im Einsatz.

Die Wetterexperten im internationalen Pressezentrum sagen für Dienstag stürmische, für Mittwoch aber wieder sehr leichte Winde voraus. Das 33. Cup-Duell wird im Modus „Best of three“ ausgetragen: Wer zwei Siege verbucht, gewinnt die Regatta um die älteste Sporttrophäe der Welt.