America’s CupDas Vorspiel zum Louis Vuitton Cup – erste Regatta mit AC75-Foilern voraus

Tatjana Pokorny

 · 18.08.2024

Das Emirates Team New Zealand verteidigt den America's Cup
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
Der 37. America’s Cup kommt! Nur rund zwei Wochen nach der olympischen Regatta von Marseille richten sich nun alle Scheinwerfer der Segelwelt auf Barcelona. Auf der sonnigen Wasserbühne der katalanischen Mittelmeer-Metropole fällt am 22. August der Startschuss zur Louis Vuitton Preliminary Regatta. Aus dem Vorspiel nehmen die Teams zwar keine Punkte für den Kampf um den Einzug ins Cup-Duell mit den Kiwis mit. Trotzdem erwarten Teams, Beobachter und Fans viel von diesem Premierenspiel. Mit Fan- und TV-Infos!

Die dritte und letzte Vorregatta vor dem Louis Vuitton Cup – der Herausfordererserie zum 37. America’s Cup – steigt vom 22. bis zum 25. August in Barcelona. Ohne Auswirkungen auf die Punktekonten der Herausforderer, wird das Vorab-Kräftemessen der Teams im 37. America’s Cup mit großer Spannung erwartet. Noch wirft die Louis Vuitton Preliminary Regatta mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Sicher ist: Die erste offiziell gesegelte Regatta mit den neuen Cup-Raketen vom Typ AC75 dürfte auch das erste Spektakel auf Kurs America’s Cup werden.

Alle sechs America’s-Cup-Teams zum Vorspiel an Bord

Bereit dafür machen sich alle fünf Herausforderer und die Cup-Verteidiger aus Neuseeland: Team Ineos Britannia kreuzt als Challenger of Record mit Skipper Sir Ben Ainslie auf. Patrizio Bertellis italienisches Team Luna Rossa Prada Pirelli startet co-favorisiert ins Präludium. Ernesto Bertarellis Schweizer Team Alinghi Red Bull Racing will ebenso hoch fliegen wie das Team NYYC American Magic. Das französische Orient Express Recing Team würde als David gern für Überraschungen im Ringen mit den Cup-Goliaths sorgen. Dazu kommen die Kiwi-Verteidiger vom Emirates Team New Zealand.

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Das erste Duell in diesem 37. America’s-Cup-Zyklus bestreiten zum Auftakt der Louis Vuitton Preliminary Regatta am Donnerstag ab 14 Uhr Alinghi Red Bull Racing und das Team Orient Express Racing. Die Schweizer sind nach ihren Trainingsergebnissen favorisiert. Steuermann Arnaud Psarofaghis und sein Co-Pilot Maxime Bachelin werden auf die starke Manövrierfähigkeit ihres “BoatOne” setzen. Die Franzosen gehen mit ihren Piloten Quentin Delapierre und Kevin Peponnet mit einem schnellen Neubau ins Rennen, der vor allem am Wind sehr stark eingeschätzt wird.

Von Blockbustern, Radfahrern und Promi-Duellen

Gleich im zweiten Duell steht der erste Blockbuster zwischen den Finalisten der letzten America's-Cup-Edition an: Das Emirates Team New Zealand trifft auf Luna Rossa Prada Pirelli. Auch in den bisherigen Trainings haben diese beiden Teams Maßstäbe gesetzt. Schon mit der Enthüllung ihrer AC75-Designs war zu sehen, dass beide Teams deutliche Entwicklungsschritte nach vorn gemacht haben.

Auch weisen beide in einer Vielzahl von Bedingungen ein ähnliches Geschwindigkeitsprofil auf. Für die Neuseeländer werden die Foiling-Könner Peter Burling und Nathan Outteridge steuern. Für die Italiener bestimmen voraussichtlich die erfahrenen Jimmy Spithill und Francesco Bruni den Kurs. Die Azzurri könnten aber mit dem frisch gekürten und nun zweimaligen Nacra-17-Olympiasieger Ruggero Tita oder dem jungen Opti- und Foiling-Überflieger Marco Gradoni auch weitere Asse zum Steuern aus dem Ärmel ziehen.

Es folgt das dritte Duell zwischen Briten und Amerikanern. Eine der Fragen dazu: Können die US-Radfahrer, die in liegender Position mit Blick nach achtern arbeiten, die Leistung der Briten im eher konventionellen Setup erreichen? Wie schnell wird “Britannia” im dritten Ainslie-Anlauf unter britischer Flagge wirklich sein?

Welches der beiden unterschiedlichen Rumpfprofile wird das erfolgreichere sein: das niedrigbordige der Amerikaner oder das muskuläre Aero-Profil der “Britannia”? Wird Sir Ben Ainslie als Co-Piloten Dylan Fletcher-Scott oder Giles Scott zum ersten Tanz mit den prominenten US-Steuerleuten Tom Slingsby und Paul Goodison an seine Seite bitten?

Was werden die America’s-Cup-Teams enthüllen?

Im letzten Rennen des Eröffnungstages der Louis Vuitton Preliminary Regatta sind Italiener und Franzosen zum zweiten Mal gefordert. Ob dabei die den Azzurri attestierte Manöverstärke eine entscheidende Rolle spielen wird? Alle America’s-Cup-Teams wünschen sich einen gelungenen Auftakt zum Gipfelsturm, für den sie seit Jahren forschen, testen, trainieren und kämpfen.

Keines der Teams möchte in dieser Vorphase zur Herausfordererserie eine schlechte Regatta erleben, die womöglich die Moral im Team untergraben könnte. Andererseits rechnen Experten damit, dass nicht alle Teams schon jetzt ihr gesamtes “Waffenarsenal” auspacken, um sich noch nicht komplett in die Karten schauen zu lassen.

Die Teams selbst werden das bis zum Finale der Louis Vuitton Preliminary Regatta am 25. August andauernde erste Säbelrasseln mit ebenso großem Interesse verfolgen wie die Fans. Genauestens studiert und analysiert werden sicher die Leistungen der neuen AC75-Foiler in allen spezifischen Windbereichen. Die Leistungsanalysten und Trainergruppen der sechs Cup-Teams werden reichlich Überstunden machen, um jeden Aspekt der Yachten und die Taktiken der Konkurrenz genau zu verstehen.

“Primer Plato” auf Kurs America’s Cup

Die Louis Vuitton Preliminary Regatta dürfte bislang unbekannte Profile und Nuancen zutage fördern, die bei den Test- und Trainingseinsätzen der Teams in den vergangenen Wochen so noch nicht zu sehen waren. Bekannt ist bislang, dass die relativen Geschwindigkeiten der sechs AC75-Foiler recht dicht beieinander liegen. Noch hat sich kein herausragender Spitzenreiter über alle Bedingungen herauskristallisiert. Daran schließt sich die Frage an, ob sich so früh im Spiel überhaupt ein Team über alle anderen erheben wollen wird.

Den Starts und den Fähigkeiten, taktisch gute und fehlerfreie Rennen zu gestalten, werden enorme Bedeutung zukommen. Für die Zuschauer dürfte die Louis Vuitton Preliminary Regatta ein Vergnügen wie eine köstliche Vorspeise sein. Ein interessantes “Hors­d'œu­v­re” für Franzosen oder ein “Primer Plato”, wie die Spanier sagen.

An den Tagen zwei und drei der Louis Vuitton Preliminary Regatta werden die Ergebnisse voraussichtlich erste Leistungsmuster erkennen lassen. Am Ende des Samstags (24. August) – nach drei intensiven Renntagen – könnten die Teams im Ranking eng beeinander liegen. Der Super-Sonntag (25. August) wird mit den Duellen zwischen Neuseeland und den USA, Italien gegen die Schweiz und Frankreichs Match gegen Großbritannien den endgültigen Ausschlag über die Spitzenplätze vor dem großen Finale bringen: Dann treten die beiden besten Boote der Round-Robin-Hauptrunde in einem einzigen K.-o.-Rennen gegeneinander an.

Die Segel-Action beginnt immer um 14 Uhr

Die Rennen beginnen vom 22. August bis zum Finale am 25. August immer um 14 Uhr. Sie dauern – je nach Rennplan bis 16.30 oder 17 Uhr. Deutsche Fans können die Rennen via America’s-Cup-Homepage, im Youtube-Kanal des America’s Cup, auf der Cup-Facebook-Seite oder bei Servus TV mit deutschsprachigen Kommentaren sehen.

Wer als America’s-Cup-Fan selbst in Barcelona ist, hat unzählige Möglichkeiten, Teil der insgesamt mehr als zwei Monate währenden Cup-Party zu werden. Ein Event-Gipfel wird den nächsten jagen: Die Serie von der Herausfordererrunde Louis Vuitton Cup (29. August bis 7. Oktober), der Unicredit Youth America’s Cup (17. bis 26. September), der historisch erste Puig Women’s America’s Cup (5. bis 13. Oktober) und das 37. Duell um den America’s Cup (12. bis maximal 27. Oktober) dauern bis in den späten Oktober hinein an.

Die Team-Hauptquartiere finden sich rund um Port Vell. Vor Ort gibt es Zuschauerbereiche und Fanzonen. Das America’s Cup Race Village wurde entlang der Moll de la Fusta aufgebaut. Es ist täglich ab 12 Uhr geöffnet und schließt – je nach anstehenden Rennen – zwischen 22 und 23 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es gibt allerdings Kontrollen der Besucherzahlen, weil keine Überfüllung stattfinden soll.

Die Rennen auf dem Wasser miterleben

Das Race Village bietet zwar keinen direkten Blick auf den Rennkurs wie beispielsweise die Fanzonen Plaça del Mar und Bogatell, aber eine große Event-Bühne und viele XXL-Bildschirme, auf denen die Rennen live übertragen werden. Dazu Ausstellungen und Mitmachen-Aktionen. Live-Erlebnisse auf dem Wasser oder spezielle Touren mit Blick auf die Hauptquartiere der sechs Cup-Teams vom Wasser aus werden via America’s Cup beispielsweise beim autorisierten Veranstalter Las Golondrinas angeboten.

Fan-Info! Wer das Cup-Spektakel in Barcelona auf dem Wasser verfolgen will, schaut hier mal rein. Nicht vergessen: Beim letzten America’s Cup in spanischen Gewässern bewegten sich die Boote 2007 vor Valencia noch mit zehn Knoten Geschwindigkeit, dieses Mal mit bis zu 50 Knoten – passt auf euch und die anderen auf dem Wasser auf! Der Überblick und die Sicherheitshinweise:

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