Tatjana Pokorny
· 09.02.2011
Was passiert, wenn das Team Mascalzone Latino aufgeben muss? Es findet keine Sponsoren und hadert öffentlich mit dem neuen Cup-Konzept.
Mascalzone Latino ist Vertragspartner in dem Protokoll, das die Modalitäten des 34. Cups regelt. Was, wenn das Team nicht antreten kann, wonach es derzeit aussieht. Ist dann alles bisherige, wie auch die neuen Multihulls, hinfällig?
Die Gerüchte verdichten sich: Angeblich steht der “Challenger of Record” im 34. Americas Cup-Zyklus kurz vor dem Aus. Mascalzones Teamboss Vincenzo Onorato hat in den vergangenen Wochen mehrmals seinen Rückzug für den Fall angekündigt, dass sein Team auch weiterhin keine Wirtschaftspartner findet. In Valencia erzählen sich die Segler hinter vorgehaltener Hand, dass der einst so leidenschaftliche Cup-Jäger Onorato schon lange keine Rechnungen mehr bezahlen kann und die meisten Teammitglieder freigestellt sind. Nun sprach Onoratos ehemaliger Skipper Vasco Vascotto in einem Interview mit dem spanischen Journalisten Pierre Orphanidis (VSail.info) Klartext: “Ich sage Euch was jeder denkt, aber Angst hat auszusprechen.”
Der Italiener erklärt: “Es sieht so aus, als wenn der legitime Gewinner des 33. Americas Cup dem Segelsport in keiner Weise geholfen hat. 98 Prozent aller Segler und 80 Prozent aller Journalisten mit denen ich spreche kritisieren das neue Format (Red.: mit Katamaranen statt Einrumpfyachten) heftig. Ich habe in den 40 Jahren meines Segelengagements noch nie ein solches Maß an Enttäuschung im Americas Cup erlebt. Dieser kommende Americas Cup wird nur mit sehr wenigen Teams stattfinden. Und er wird nicht einmal so günstig sein wie sie so oft behauptet haben.”
Auch die bislang gemeldeten sechs Herausforderer beeindrucken Vascotto wenig: “Es ist wahr, das sind neue Teams und ich hoffe, dass sie frischen Wind bringen. Aber ich habe sie noch nicht gesehen. Und ich bin nicht sicher, dass sie wirklich da sind.” Vascotto kritisiert auch die immer noch nicht benannten Austragungszeiten für die Vorregatten auf kleineren Katamaranen, die bereits in diesem Jahr beginnen sollen. Vascotto bezeichnet den 34. Americas Cup als rückschrittlich und wirft den selbst ernannten Modernisierern vor, etablierten Kampagnen wie Team New Zealand oder dem britischen Team Origin mit dem Wechsel auf Katamarane das Rückgrat gebrochen und mit der Reduzierung auf elfköpfige Crews dem gesamten Segelsport Schaden zugefügt zu haben.
Sollte Mascalzone Latino tatsächlich als Challenger of Record ausfallen, würde laut Reglement der in der zeitlichen Reihenfolge zweite Herausforderer von Titelverteidiger Oracle Racing in diesem 34. Cup-Zyklus die Rolle des Verhandlungspartners von Oracle Racing übernehmen. Es wäre das schwedische Team Artemis von Torbjörn Törnquist mit Skipper Paul Cayard, das seine Herausforderung am 8. November 2010 bei Oracle Racing abgegeben hat.