America’s CupBye, bye, Burling – Cup-Verteidiger verlieren Star-Steuermann

Tatjana Pokorny

 · 11.04.2025

Das berühmte Bild von der America's-Cup-Siegerparty in Barcelona. Peter Burling reckt die Silberkanne in den Himmel über Barcelona.
Foto: Ivo Rovira/America's Cup
Es wird zwar gerade nicht gesegelt, aber der America’s Cup erlebt trotzdem bewegte Zeiten. Einen Tag nach dem Rückzug von Ineos Britannia haben die neuseeländischen Verteidiger angekündigt, ohne ihren Star-Steuermann Peter Burling in die Zukunft zu segeln. Trotz vieler Gespräche konnte in Folge des dritten Cup-Triumphs in Folge keine Einigung erzielt werden.

Peter Burling hat seinem Heimatland goldene Zeiten und Triumphe in Serie beschert. Im olympischen Skiff 49er wie auch im America’s Cup ein Dominator seiner Zeit, stürmte der heute 34 Jahre alte Steuermann aus Tauranga in Neuseeland – seit 2009 fast durchweg an der Seite von seinem Weggefährten Blair Tuke – die Gipfel der Segeltwelt. Olympia-Gold gewannen sie 2016, dazu 2012 und 2021 zweimal Silber. Sechs WM-Titel alleine im 49er bezeugen die Güte beider Kiwis.

Die Macht im America’s Cup

Nur einmal gingen sie getrennte Wege: Im Ocean Race 2017/2018 griff Burling mit Bouwe Bekkings Team Brunel nach der Offshore-Krone. Blair Tuke nahm die Herausforderung mit dem spanischen Team Mapfre an. Am Ende verpassten beide das noch nie erreichte Triple von Siegen im America’s Cup, bei Olympischen Spielen und im Ocean Race unfassbar knapp, weil sich Charles Caudreliers Dongfeng Race Team damals im Thriller-Finale gegen die Teams mit Burling und Tuke durchsetzen konnte.

Im America’s Cup dagegen blieben Burling und Tuke stets eine Macht. Ihre Demonstration begann mit dem Sieg im ersten Youth America’s Cup 2013. Im 35. America’s Cup war Burling dann schon als Steuermann für das Team New Zealand im Einsatz. Natürlich nicht ohne Blair Tuke. Mit dem Cup-Sieg stieg “Pistol Pete” Burling am 27. Juni 2017 im Alter von 26 Jahren zum jüngsten Steuermann auf, der die Silberkanne mit seinem Teams jemals gewonnen konnte.

2021 verteidigte das Emirates Team New Zealand die Trophäe mit Burling und Tuke in fordernden Corona-Zeiten im 36. America’s Cup zuhause in Auckland erfolgreich. Zuletzt waren die Kiwis auch bei ihrer “Übersee-Verteidigung” in Barcelona wieder mit Burling siegreich. Der inzwischen verheiratete Vater einer kleinen Tochter konnte in seiner Cup-Karriere 22 Cup-Rennen gewinnen, überflügelte damit den zuvor von Jimmy Spithill mit 17 Rennen gehaltenen Rekord.

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Ein prägender Charakter verlässt das Team

Für viele Neuseeländer und Segelfans in aller Welt ist der Steuermann so wenig aus dem America’s-Cup-Team der Neuseeländer wegzudenken wie einst Russell Coutts. Doch wie auch einst Coutts, der heute als SailGP-Co-Gründer und CEO die Formel 1 des Segelsports dirigiert und ebenfalls auf olympisches Gold und satte fünf America’s-Cup-Siege zurückblickt, verlässt nun auch Peter Burling das Emirates Team New Zealand.

Er wird es nicht ohne interessante Aussichten getan haben. Er will auch die Interessen des eigenen Teams der “Black Foils” im SailGP und die Arbeit der Stiftung Live Ocean vorantreiben, die vielversprechende und innovative Projekte in den Bereichen Meereswissenschaften und -schutz sowie Technologie fördert. Die Pressemitteilung der Kiwis blieb die Vorstellung möglicher Nachfolger für Peter Burling zunächst schuldig, kam eher im typischen Kiwi-Stil daher: freundlich, verbindlich und sachorientiert.

Unter der Überschift “Das Emirates Team New Zealand und Peter Burling trennen sich vor dem 38. America’s Cup” heißt es, beide Parteien wären übereingekommen, sich noch vor der kommenden Cup-Edition zu trennen. Weiter wird festgehalten: “Seit Barcelona finden Gespräche zwischen der Teamleitung und Burling statt, allerdings konnte keine Einigung erzielt werden.”

Mit dem Emirates Team New Zealand gewachsen

Das Team-Statement selbst beginnt mit Bezug auf die geplante Neuordnung der Cup-Strukturen und die höhere Frequenz von Events: “Da der America's Cup nun in regelmäßigeren Zyklen ausgetragen wird, ändern sich die Anforderungen an die Teammitglieder. Da die Zeitfenster für Design, Simulation, Bootsbau, Tests und Rennen immer kürzer werden, ist die Integration wichtiger Segler in das Designteam wichtiger denn je.”

Pete war eine zentrale Figur, die seit seinem Eintritt vor zehn Jahren im Emirates Team New Zealand unglaublich gewachsen ist.” Grant Dalton

Die Aussage zur höheren Event-Frequenz im America’s Cup beinhaltet den Hinweis darauf sein, dass Peter Burling neben dem Cup-Engagement auch andere Interessen wie die seines Teams im SailGP verfolgt und nicht so exklusiv zur Verfügung stünde, wie es vom Emirates Team New Zealand gewünscht wäre.

Der neuseeländische Team-CEO Grant Dalton verneidgte sich beim offiziellen Abschied vor seinem nervenstarken Steuermann und sagte: “Wir können alle mit großem Stolz auf das Erreichte zurückblicken, da wir als Team mit Pete am Steuer beispiellose Erfolge erzielt haben.”

“Das Privileg, Teil von etwas Besonderem zu sein”

Dalton hielt jedoch auch dies fest: „Den America's Cup dreimal hintereinander zu gewinnen, war Neuland. Aber was in der Vergangenheit zum Sieg geführt hat, bedeutet nicht immer, dass man auch in Zukunft gewinnt, insbesondere in viel engeren America's-Cup-Zyklen, die einen engagierten und neuen Ansatz für anhaltenden Erfolg erfordern.“

Peter Burling verabschiedete sich nicht ohne Wehmut: „Obwohl ich nicht mit dem Emirates Team New Zealand beim 38. America's Cup weitermachen werde, möchte ich mir einen Moment nehmen, um eine unglaubliche Reise zu reflektieren. In den letzten zehn Jahren hatte ich das Privileg, Teil von etwas wirklich Besonderem zu sein – von intensiven Kämpfen bis hin zu unvergesslichen Siegen und Freundschaften, die weit über das Segeln hinausgehen.”

Peter Burlings Rückblick fällt so positiv aus wie die Bilanz, die er hinterlässt: “Ich bin sehr stolz auf alles, was wir gemeinsam erreicht haben, und dankbar für alle, die Teil dieses Kapitels waren.“ Im Team-Statement wird von beiden Seiten auch Wert auf diese Feststellung gelegt: “Sowohl Emirates Team New Zealand als auch Burling gehen respektvoll miteinander um und sind stolz auf die Reise, die sie gemeinsam unternommen haben.”

Ein stolzer Repräsentant Neuseelands

In eigenen Kommentaren in den Sozialen Netzwerken schrieb Peter Burling: “Ich bin stolz auf die Kämpfe, die Siege und darauf, Teil eines der größten Sportteams der Welt zu sein. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen allen zu danken. Meine Familie, Freunden und neuseeländischen Segelfans für die großartige Unterstützung in den letzten zehn Jahren. Ich bin allen, die Teil dieses Kapitels waren, sehr dankbar.”

Ich wünsche ETNZ alles Gute für die Verteidigung des 38. America’s Cup.” Peter Burling

Er freue sich “unglaublich auf die Zukunft” und darauf, die Black Foils wachsen zu lassen. Unter diesem Namen ist das von Peter Burling und Blair Tuke geführte neuseeländische SailGP-Team inzwischen bestens bekannt. Peter Burling kündigte an, “Neuseeland sowohl zu Hause als auch auf der globalen Bühne stolz zu vertreten und durch Live Ocean positive Maßnahmen für den Ozean voranzutreiben”.

Mögliche Burling-Nachfolger wurden noch nicht vorgestellt, jedoch habe das Management im Emirates Team New Zealauf auf Kurs 38. America’s Cup “hart daran gearbeitet, eine schlagkräftige Kombination aus vorhandener Erfahrung und neuen Talenten in allen Abteilungen zu sichern, um jede Chance zu nutzen, den America's Cup zum sechsten Mal zu gewinnen”.


Peter Burling und Blair Tuke im interessanten SailGP-Interview über ihre Partnerschaft, ihr Team “Black Foils” und die harte Arbeit an der Spitze ihres Sports:

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