America's CupBarker lächelt, Spithill entzaubert

Tatjana Pokorny

 · 07.09.2013

America's Cup: Barker lächelt, Spithill entzaubertFoto: ACEA/Gilles Martin-Raget
Phänomenale Segel- und Flugschau: Emirates Team New Zealand vs. Oracle Team USA

Die "Monster"-Schau hat begonnen: Team New Zealand segelte fast makellos. Oracle Team USA liegt nach verlorenen Starts -2:2 zurück

Drei Jahre lang haben sich die beiden Kontrahenten im 34. America's Cup auf diesen Showdown vorbereitet, Höhen und Tiefen durchlebt, die modernsten Rennkatamarane des Planeten gebaut, getestet und gebändigt. Das erste Aufeinandertreffen am Samstag übertraf die Erwartungen der meisten Experten, vielleicht auch die einiger Segler: Es war ein Duell auf Augenhöhe. Fast. "Wir haben ein höllisch gutes Rennen erlebt", sagte Emirates-Team-New-Zealand-Skipper Dean Barker, der so entspannt lächelte wie lange nicht, "es ist nett, da mit zwei Siegen rauszuschleichen ..."

  Holte mit dem Emirates Team New Zealand zum Auftakt beide Punkte und lächelte so entspannt wie lange nicht mehr: Skipper Dean BarkerFoto: ACEA/Pinto
Holte mit dem Emirates Team New Zealand zum Auftakt beide Punkte und lächelte so entspannt wie lange nicht mehr: Skipper Dean Barker

Der Auftakt gehörte den Kiwis. Zweimal hatte Oracles Skipper James Spithill seine Qualitäten als Matchrace-Dominator ausspielen wollen, zweimal scheiterte er knapp an seinem Vorhaben, den Kiwis einen Penalty einzubrocken. In der Folge der atemberaubenden Szenen kamen die amerikanischen Verteidiger zweimal etwas später über die Startlinie und zahlten dafür später mit Niederlagen.

  Tollkühne Männer in ihren fliegenden KistenFoto: ACEA/Gilles Martin-Raget
Tollkühne Männer in ihren fliegenden Kisten

"Seven to go" – sieben Punkte noch bis zum Triumph. So sehen es die neuseeländischen Fans und Medien. "Ok, Sir Russell Coutts und Larry Ellison, ihr könnt Euch jetzt verbeugen", flappste ein neuseeländischer Reporter und empfahl nach der spektakulären "Monster"-Schau, man möge doch bitte den Zuschauern medizinische Warnhinweise zukommen lassen. Etwas so: "Ärzte warnen – das Zuschauen beim America's Cup kann die Gesundheit gefährden." Einige Szenen wie etwa Spithills Jagd auf die "Aotearoa" im Start zum zweiten Rennen und die nur um Millimeter verpasste Kollision (die Spithill den erhofften Penalty gegen die Neuseeländer gebracht hätte), hatten Thriller-Qualitäten.

"Wir waren überrascht, dass wir den Penalty (Red.: gegen Neuseeland) im Start des zweiten Rennens nicht bekommen haben", beklagte sich Spithill später über die nicht unumstrittene Schiedsrichterentscheidung nach der von ihm initiierten Situation, räumte aber ein, dass der Gegner anschließend schneller beschleunigt habe. "Es ist schwer, dann als hinteres Boot wieder nach vornzukommen. Sie haben danach kaum mehr Fehler gemacht. Die Boote sind eng beeinander, und morgen ist ein neuer Tag." Spithill zeigte sich nach den Rennen betont gelassen, sagte aber auch: "Das ist nicht das Ergebnis, das wir wollten."

  Dieser kleine Fan hatte sich wie Spithill ein anderes Ergebnis gewünschtFoto: ACEA/Gilles Martin-Raget
Dieser kleine Fan hatte sich wie Spithill ein anderes Ergebnis gewünscht

Zwei Führungswechsel im ersten Rennen zeugten davon, dass zwei fast ebenbürtige Gegner in den Ring gestiegen waren. Der "San Francisco Chronicle" hat gar fünf "Beinahe-Kollisionen" gezählt. Das Revier zwischen Alcatraz und Golden Gate Bridge servierte zum Auftakt der 34. Duells um den America's Cup perfekte Segelbedingungen mit durchschnittlich 16 Knoten Wind und Böen bis 21 Knoten. Doppel-Olympiasieger und Fernsehkommentator Hans-Peter Steinacher sagte während des ersten Rennens: "Die Kiwis liegen vorn, weil sie die besseren Manöver gefahren haben. Im Bootsspeed sehe ich noch nicht so viele Unterschiede."

  Philipp Buhl und Freunde zeigten in San Francisco ihre Sympathien für Team New Zealand und freuten sich über die SiegeFoto: privat
Philipp Buhl und Freunde zeigten in San Francisco ihre Sympathien für Team New Zealand und freuten sich über die Siege

Beide Teams glänzten mit guten Szenen. Die Neuseeländer wirkten dabei etwas routinierter. Dazu mag ihr Einsatz im Louis Vuitton Cup beigetragen haben. Es ist einer der sehr wenigen historischen Nachteile der Verteidiger, dass sie im Gegensatz zu den Herausforderern vor dem Cup-Duell keine echte Regattaparaxis sammeln können.

Das Geschwindigkeitspotenzial der knapp 22 Meter langen futuristischen Boliden ist unter den am Samstag herrschenden Windbedingungen mindestens ähnlich. Die Kiwis gewannen Rennen eins mit 36 Sekunden Vorsprung, in Rennen zwei kreuzten sie die Ziellinie sogar 52 Sekunden vor Oracle Team USA. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Neuseeländer betrug im ersten Aufeinandertreffen 30,07, die der Amerikaner 28,58 Knoten. In der zweiten Begegnung kam die "Aotearoa" durchschnittlich auf 30,12, der US-Katamaran auf 28,92 Knoten.

Auf den Amwindabschnitten glänzte der schwarz-rote Kiwi-Katamaran besonders. Der imposante Speed beim Kreuzen könnte zum Schlüsselfaktor werden. Im zweiten Rennen erhöhte das Emirates Team New Zealand seine Führung auf einem einzigen Amwind-Abschnitt von 7 auf 46 Sekunden. Allerdings erspähten Beobachter einige deutliche Gebrauchsspuren auf dem 40 Meter hohen Flügelsegel der Verteidiger und kleinere Reparaturen.

  Die begehrteste Trophäe des internationalen SegelsportsFoto: ACEA/Gilles Martin-Raget
Die begehrteste Trophäe des internationalen Segelsports

Die Rennen 3 und 4 werden am Sonntag zur gleichen Zeit wie die Auftakt-Duelle ausgetragen und wieder von Servus TV ab 22.15 Uhr deutscher Zeit übertragen.