Dieter Loibner
· 22.07.2013
Das schwedische Team macht den ersten Schritt Richtung Comeback, das für Anfang August geplant ist. Wunder sollte man deshalb keine erwarten
Die Taufe des neuen Bootes ist ein Achtungserfolg, keine Frage, ein Etappenziel auf dem Weg zurück nach der Katastrophe. Hut ab vor dem gesamten Team, das den schweren, den harten Weg wählte und trotz der fast aussichtslosen Position unbedingt ein Comeback auf dem Wasser schaffen will. Man ist es dem tödlich verünglückten Andrew Simpson schuldig.
Ein Berg sei erstiegen, doch der nächste warte schon, meinte Teamchef Paul Cayard, der bei der Taufe im engen Kreis des Teams eher müde und abgespannt wirkte, als selbstbewusst und siegessicher. Und Steuermann Nathan Outteridge brachte es gleich auf den Punkt: "Wir sind die Underdogs. Uns geht es gleich wie allen anderen: wir fragen uns, wie wir uns zurechtfinden werden. Es könnte ein angenehmer Ritt werden oder eine etwas unzähmbare Bestie…”
Zu sehen waren die blauen Rümpfe des zweiten Bootes noch vor dem Crash des roten Kats am 9. Mai, doch seitdem wurde immens viel geändert, um das Boot auf das Foilen auszurichten, das mit dem verunglückten Kat bekanntlich nicht möglich war, und um es auf den Stand der neuen Sicherheitsbestimmungen zu bringen, um überhaupt teilnahmeberechtigt zu sein.
Trotz des immensen Einsatzes und des Teamgeistes, der die Schweden bis an diesen Punkt brachte, und trotz des hochkarätigen Talents das an Bord ist (neben Outteridge segeln da Größen wie Loïck Peyron, Iain Percy, Craig Monk oder Santiago Lange mit), haben sie bisher eine verkorkste Kampagne gefahren, die Anlass zur Skepsis geben muss. Simpsons tragischem Tod gingen Fehlentscheidungen beim Bootsdesign voraus, aber auch strukturelle Probleme beim ersten Kat, der schon vor dem Auseinanderbrechen immer wieder geändert werden musste und ein Mastbruch beim Test des ersten Wings, der noch vor Valencia auf einem ORMA-Trimaran stattfand.
Artemis Taufe
Bis jetzt hat Artemis auch als einziges Team einen AC72 noch keinen Meter auf Foils gesegelt, während die beiden anderen Herausforderer Team New Zealand und Luna Rossa und Cup-Verteidiger Oracle schon seit Herbst an dieser diffizilen Segeltechnik arbeiten und an den damit verbundenenn Entwicklungen bei Schwertern, Rudern etc. Trotz der respektvollen Anerkennung dessen, was dieses Team seit dem 9. Mai geschafft hat, besteht nach der Papierform wohl nur wenig Hoffnung, dass Artemis am Wasser ab Anfang August ein gewichtiges Wort mitreden wird können. Bleibt zu hoffen, dass am Boot alles hält und dass alle heil bleiben.