America's CupArtemis foilt – zumindest am AC45

Dieter Loibner

 · 23.03.2013

America's Cup: Artemis foilt – zumindest am AC45Foto: Artemis Racing
Flugstunde: Artemis auf dem modifizierten AC45

Auf der Suche nach fehlenden Knoten und Metern hat America’s-Cup-Herausforderer Artemis nun einem seiner beiden AC45 das Fliegen beigebracht

"Wenn die anderen recht haben, liegen wir falsch”: Das ist eine alte Cup-Weisheit. Artemis war bisher das einzige Team, dessen AC72 "normal” daherkam, also den Leerumpf auch bei hoher Geschwindigkeit nicht aus dem Wasser hebelte. Dementsprechend durchschnittlich sah das rote Boot bei den Anpassungsschlägen gegen Oracle Team USA aus, die ab zirka 20 Knoten Speed foilen. Loïck Peyron, Chef des Artemis-Segelteams, "was not amused", wie aus dem Dunstkreis des Teams zu vernehmen war. Torbjörn Tornquist, der Chef und Scheckaussteller, wohl auch nicht. Und da müssen die anderen gar nicht richtig liegen, um drastische Änderungen zu rechtfertigen.

Vor ein paar Wochen verschwand der AC72 (Boot 1) des schwedischen Teams im Hangar und ward bisher nicht wieder gesehen. Dafür packten Nathan Outteridge und Kollegen am Samstag einen AC45 aus, der hurtig auf den Foils über die südliche San Francisco Bay schwebte. Es ist eine Art Versuchsballon für die Modifikationen am großen Boot. Diesen Trick mit dem Foiling Fortyfive hatte Oracle übrigens schon vor einem halben Jahr aus dem Hut gezaubert.

"Wir haben alles bewusst einfach gehalten, damit wir so schnell wie möglich foilen können”, erklärt Moth-Segler Adam May, der bei der Aktion das Kommando hatte. "Wir holten uns Input beim Bau des zweiten (AC72) von dem, was wir bei den anderen Teams gesehen haben, und fügten eine gesunde Dosis ‘einfach mal machen’ hinzu." Für Steuermann Nathan Outteridge war es eine Erleichterung: "Die Shorecrew und das Segelteam haben lange Tage und Nächte gerackert, um uns schnell aufs Wasser und die Foils zu bekommen. Es wird ein spannender Sommer.”

Weil Artemis im Hintertreffen ist, spart sich Outteridge die America’s-Cup-World-Serie in Neapel, zu der das Team die jungen Wilden aus Schweden, Charlie Ekberg und Chris During, entsendet, die auch beim Youth America’s Cup mitmachen und in Italien einen wertvollen Erfahrungs-Download bekommen werden.

  Kat-Rodeo in Neapel: 2012 gab's keine Klagen über zu wenig WindFoto: ACEA 2013/ Photo Gilles Martin-Raget
Kat-Rodeo in Neapel: 2012 gab's keine Klagen über zu wenig Wind

Die andern Teams, die bei der ACWS in Neapel vom 16. bis 21. 4. im Einsatz sein werden: Dean Barker mit Team New Zealand, Francesco Bruni und Chris Draper mit beiden Luna-Rossa-Booten, Yann Guichard mit Energy Team und Oracle Team USA, das mit nur einem Boot am Start ist, welches von Laser-Champion Tom Slingsby gesteuert wird. Mitch Booth kehrt zum Underdog-Team China zurück, und Ben Ainslie wird wieder bei J.P. Morgan BAR am Steuer sitzen.

Nicht mehr dabei ist Team Korea, von dem ja lange behauptet wurde, es solle ein AC72 gebaut werden. Stattdessen haben sich die Koreaner vollkommen aus dem Geschehen verabschiedet, wie auch die Franzosen von Aleph und die Spanier von Green Com Challenge. Ebenfalls auffällig, dass Oracle weder Russell Coutts noch Jimmy Spithill auf die Piste schickt. Erstmals dabei sind dafür die Österreicher Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher, die ja sonst Extreme 40 segeln und als Sportdirektoren beim Youth America’s Cup fungieren. In Neapel treten sie als HS Racing unter US-Flagge auf, "in Partnerschaft mit Oracle”, wie das so schön heißt.

  Hagara (r.) und Steinacher sind nach zwei Olympiasiegen bei der ACWS dabeiFoto: Red Bull Content Pool
Hagara (r.) und Steinacher sind nach zwei Olympiasiegen bei der ACWS dabei