America's Cup"An der Schwelle zu etwas Größerem"

Tatjana Pokorny

 · 07.06.2016

America's Cup: "An der Schwelle zu etwas Größerem"Foto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Sir Ben Ainslie

Das 35. Duell um den America's Cup steigt erst 2017 vor Bermuda. Doch schon jetzt treten die Briten für eine weitere Modernisierung ein

2017 wird vor Bermuda zum 35. Mal um den America's Cup gekämpft. Doch die Weichen für die Zukunft stellen die Teams schon jetzt. Denn Sir Ben Ainslie weiß: "Eines der sechs Teams im laufenden Wettbewerb wird den Cup gewinnen." Da könne und sollte man dessen Zukunft auch jetzt schon diskutieren.

  Sir Ben Ainslie weiß, was er will: den America's Cup gewinnen und die Regatta weiter modernisieren. Dafür sucht er jetzt schon VerbündeteFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Sir Ben Ainslie weiß, was er will: den America's Cup gewinnen und die Regatta weiter modernisieren. Dafür sucht er jetzt schon Verbündete

Sein eigenes Team Land Rover BAR war von Beginn an nicht als Eintagsfliege geplant. Das Basiscamp in Portsmouth ist ein Zukunftsmodell, soll den Briten über möglichst viele Cup-Zyklen hinweg ein Hightech-Zuhause sein. Erst vor Kurzem hatte Sir Ainslie gemeinsam mit der Herzogin von Cambridge mit dem "Tech Deck" dort das neue Schulungszentrum eingeweiht, mit dessen Hilfe Schüler und Studenten den America's Cup auf hohem Niveau für Unterrichtsinhalte nutzen können.

Einig ist sich Ainslie mit seinem Marketing-Direktor Martin Whitmarsh, der sein Handwerk als Ingenieur und vor allem als Top-Manager in Diensten des Formel-1-Rennstalls McLaren erlernt hatte, dass der America's Cup weiter modernisiert werden muss. Am Mittwoch wollen die Briten einen neuen großen Teampartner aus der Wirtschaft präsentieren. Um solche Partner auch in Zukunft an den Segelsport und den America's Cup zu binden, sei es aus Sicht von Ainslie und Whitmarsh unerlässlich, den Cup noch attraktiver, komprimierter und leichter verständlich zu gestalten.

  Vor New York lief es für die Briten nicht ideal. Deswegen wollen sie nun in Chicago angreifenFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Vor New York lief es für die Briten nicht ideal. Deswegen wollen sie nun in Chicago angreifen

Zu den Vorschlägen, die Sir Ainslie nun mit Kalkül öffentlich diskutiert, zählt ein von vier auf zwei Jahre verkürzter Cup-Zyklus. Außerdem sollten die Teams sich nach Ansicht der Engländer schon im Vorwege für den jeweils nächsten Cup-Zyklus verpflichten statt – wie bislang und entsprechend der Cup-Stiftungsurkunde üblich – nach einer Cup-Auflage darauf zu warten, dass der neue Verteidiger ein Protokoll für den kommenden Cup sowie Austragungsort, Bootsklasse und viele weitere Rahmenbedingungen veröffentlicht. So seien Verhandlungen mit Sponsoren und Fernsehsendern wesentlich einfacher zu führen und langfristige Planungen für die Teams besser machbar.

Martin Whitmarsh sagte der britischen Tageszeitung "The Telegraph": "Wenn wir uns ansehen, was wir heute haben, dann ist es ein Produkt mit einem viel größeren kommerziellen Wert als jemals zuvor." Sein Lob gilt dem fünfmaligen America's-Cup-Sieger und heutigem Chef der America's Cup Event Authority (ACEA) Russell Coutts. Es sei "sein großer Verdienst": "Er hatte die Vision und den Mut, die Veränderungen durchzusetzen, die den America's Cup dahingebracht haben, wo er heute steht." Nun wollen die Briten das Tempo der Modernisierung verschärfen und nicht wieder warten, was wohl der nächste Verteidiger im Sinn haben mag.

  Gesamtstand in der Louis Vuitton America's Cup Weltserie vor der Regatta in Chicago am kommenden WochenendeFoto: LVACWS
Gesamtstand in der Louis Vuitton America's Cup Weltserie vor der Regatta in Chicago am kommenden Wochenende

Sir Ainslie ist sich bewusst, dass eine weitere Zuspitzung des Formats die Traditionalisten verärgern könnte, rückt aber nicht von seinem Kurs ab, sondern sagte dem "Telegraph": "Ich bin selbst ein bisschen Traditionalist. Ich liebe die Geschichte und das Erbe des America's Cup. Auch die alten Boote, die Isle of Wight, Königin Victoria. Das müssen wir bewahren. Ich war anfangs auch skeptisch, was den Wechsel auf die Mehrrümpfer betrifft." Inzwischen aber ist der erfolgreichste Olympiasegler der Sportgeschichte überzeugt, dass der Cup auf dem richtigen Kurs segelt. "Es geht in Wirklichkeit darum, die Teams zusammenzubringen und zu sagen: 'Ja, wir haben diese unglaubliche Historie und diesen 165 Jahre alten Satz Regeln. Aber wenn wir klug genug sind und zusammenarbeiten, dann können wir es besser machen.' Es geht darum, das bestehende Potenzial zu nutzen." Die Zukunfts-Diskussionen mit den anderen Teams haben nach Auskunft der Engländer bereits begonnen. Whitmarsh sagt: "Es scheint wirklich ein allgemeiner Wunsch und Wille da zu sein, die Erkenntnis, dass wir an der Schwelle zu etwas Größerem stehen."

Bevor die Diskussionen jedoch weitergeführt werden, steht zunächst wieder Sport auf dem Programm: Die nächste Regatta der Louis Vuitton America's Cup Weltserie findet am kommenden Wochenende (11. und 12. Juni) vor Chicago auf dem Lake Michigan statt. Erstmals wird eine Flotte von Cup-Booten in Süß- und nicht Salzwasser antreten. Segler und Zuschauer dürfen mit Stadionsegeln vom Feinsten vor dem Monroe Harbour rechnen. Servus TV überträgt die Rennen am Samstag und am Sonntag von 20.30 bis 22 Uhr.

  Ein Blick auf den geplanten Regattakurs von ChicagoFoto: LVACWS
Ein Blick auf den geplanten Regattakurs von Chicago