America's CupAinslie siegt nach Blitzstart im Oman

Tatjana Pokorny

 · 27.02.2016

America's Cup: Ainslie siegt nach Blitzstart im OmanFoto: Ricardo Pinto / ACEA
ACWS Regatta Oman Februar 2016

Sir Ben Ainslies britisches Team Land Rover BAR hat die vierte ACWS-Regatta im Oman gewonnen, konnte trotz schwacher Starts überzeugen

  Die Plätze in der ersten Reihe beim ACWS-Saisonauftakt vor Maskat im OmanFoto: Jesus Renedo/Lloyd Images
Die Plätze in der ersten Reihe beim ACWS-Saisonauftakt vor Maskat im Oman

Wenn man zwei von sechs Starts total verpatzt, zweimal mit Penalties auf den Kurs geht und dann trotzdem noch die Regatta gewinnt, darf man zufrieden sein. So erging es Sir Ben Ainslie und seinem britischen Team Land Rover BAR beim Saisonauftakt der America's-Cup-Weltserie (ACWS) im Oman. Die Briten hatten die auf Fernsehformate kompakt zugeschnittene zweitägige Regatta am Samstag mit einem Blitzstart (zwei Siege, ein dritter Rang, YACHT online berichtete) eröffnet, bevor sie sich heute am doppelt gewerteten "Super-Sonntag" das Leben mit schwachen Starts selbst schwerer machten als nötig. Doch nicht einmal die beiden Penalties konnten Ainslies Quintett auf dem Weg zum Regattasieg stoppen. Die Ränge 2, 4 und 3 reichten Land Rover BAR am Sonntag zum Gesamtsieg, der jedoch mehrfach in Gefahr geriet. In den abschließenden Rennen fünf und sechs mussten die europäischen Cup-Hoffnungsträger aus England jeweils aus letzter Position nach dem Start furiose Aufholjagden starten. Dabei überzeugten die Briten einmal mehr mit herausragender Positionierung in Zwei- und Dreikämpfen.

  Die Sieger von Maskat: Steuermann Sir Ben Ainslie und sein britisches Team Land Rover BARFoto: Ricardo Pinto / ACEA
Die Sieger von Maskat: Steuermann Sir Ben Ainslie und sein britisches Team Land Rover BAR
  Weiß, was er will und tat dafür im Oman, was er konnte: Sir Ben Ainslie will 2017 den America's Cup in sein Mutterland zurückholen und gewann die Saison-Auftaktregatta im Oman mit seinem Team Land Rover BARFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Weiß, was er will und tat dafür im Oman, was er konnte: Sir Ben Ainslie will 2017 den America's Cup in sein Mutterland zurückholen und gewann die Saison-Auftaktregatta im Oman mit seinem Team Land Rover BAR
  Olympia-Favorit im Finn-Dinghy und kluger Kopf an Ainslies Seite: Giles ScottFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Olympia-Favorit im Finn-Dinghy und kluger Kopf an Ainslies Seite: Giles Scott

"Der Druck war hoch heute, aber wir haben alles herausgeholt", fasste Ainslie das Geschehen aus seiner Sicht zusammen. Im Kampf um den Gesamtsieg erhielt er im Schlussspurt Schützenhilfe von den Franzosen, die Cup-Verteidiger Oracle Team USA im letzten Rennen auf dem Weg ins Ziel überrundeten und die amerikanischen Hoffnungen auf den in greifbare Nähe gerückten Gesamtsieg platzen ließen. Für das französische Team war es der erste umjubelte Rennsieg in der Weltserie. Am Steuer sorgte dafür der neuseeländische Matchrace-Weltmeister Adam Minoprio, der den sich von einer schweren Fußverletzung erholenden Skipper Franck Cammas mit ansteigender Leistungskurve gut vertrat. Die Plätze zwei und drei gingen vor Maskat an das Oracle Team USA und das Emirates Team New Zealand mit Überflieger Peter Burling am Steuer. Der mehrfache Weltmeister und Weltsegler des Jahres 2015 konnte im Oman zwar Glanzlichter setzen, musste aber auch Federn lassen. So fiel sein Team aufgrund unglücklicher Positionierung auf dem Kurs in der letzten Wettfahrt von Rang drei auf Rang sechs zurück, konnte sich schließlich nur an fünfter Position ins Ziel retten.

  Lieferten sich spannende Duelle bei der ersten ACWS-Regatta in diesem Jahr: das Emirates Team New Zealand und Land Rover BARFoto: Anne Setlakwe/ETNZ
Lieferten sich spannende Duelle bei der ersten ACWS-Regatta in diesem Jahr: das Emirates Team New Zealand und Land Rover BAR

Die Erkenntnisse dieser insgesamt vierten ACWS-Regatta beschränken sich vor allem auf sportliche Teamleistungen, denn die aufgemotzten Trainingskatamarane vom Typ AC 45s werden nur in der Weltserie, nicht aber in der Herausfordererrunde und im 35. Duell um den America's Cup 2017 eingesetzt. Die Lehren aus dem Gipfeltreffen vor Maskat: Ben Ainslie und das Team Land Rover BAR bleiben die europäische Macht, mit der die Cup-Verteidiger zu rechnen haben. Jimmy Spithill und das Oracle Team USA haben das Siegen nicht verlernt, sind aber seglerisch auch nicht unverwundbar – siehe die Niederlage im Schlusssprint gegen die Franzosen. Das Emirates Team New Zealand hat mit Peter Burling ein 25-jähriges Jahrhundert-Talent am Steuer, das aber im Wettstreit mit den Größen des Sports noch nicht den Nimbus der Unbesiegbarkeit erreicht hat, den er sich im 49er ein halbes Jahr vor der olympischen Regatta erarbeitet hat.

  Servus TV servierte die Rennen live, kompakt und von Doppel-Olympiasieger Hans Peter Steinacher gut co-kommentiert: Hier jagt die Flotte der nächsten Bahnmarke entgegenFoto: Ricardo Pinto / ACEA
Servus TV servierte die Rennen live, kompakt und von Doppel-Olympiasieger Hans Peter Steinacher gut co-kommentiert: Hier jagt die Flotte der nächsten Bahnmarke entgegen

Fast ein wenig Mitleid rief die Vorstellung des schwedischen Teams Artemis hervor. Die Skandinavier kommen mit Sportchef und Ainslie-Kumpel Iain Percy und Skipper Nathan Outteridge (im 49er Olympiasieger von 2012 und Gegenspieler von Peter Burling in Rio 2016) einfach nicht in Fahrt. Tiefpunkt am Schlusstag war ein Malheur bei einer Tonnenrundung, bei der sich eine Leine in der Verankerung der Boje verfing und ein Artemis-Segler ins Wasser springen musste, um den Katamaran wieder zu befreien. So wurde eine anständige Platzierung auch im Finalrennen vereitelt. Am Ende blieb Team Artemis im Oman nur der sechste und letzte Platz im Klassement hinter dem besser in Fahrt kommenden Groupama Team France (4.) und dem teilweise stark segelnden, doch immer wieder über eigene unnötige Handling-Fehler stolpernden SoftBank Team Japan mit Skipper Dean Barker.

  Gaben die Siegchance im letzten Rennen selbst aus der Hand, indem sie die Franzosen passieren ließen: Jimmy Spithill und das Oracle Team USAFoto: Ricardo Pinto / ACEA
Gaben die Siegchance im letzten Rennen selbst aus der Hand, indem sie die Franzosen passieren ließen: Jimmy Spithill und das Oracle Team USA

In der ACWS-Gesamtwertung führt vor der fünften Regatta vor New York (6. bis 8. Mai) das Emirates Team New Zealand (192 Punkte) vor dem Oracle Team USA (186 Punkte) und Ben Ainslies Team Land Rover BAR (185 Punkte). Punktgleich auf Platz vier liegen das SoftBank Team Japan und Artemis Racing (beide 161 Punkte) vor dem aufgerückten Groupama Team France (150 Punkte). Für die fünf Herausforderer-Teams geht es in der ACWS um eine möglichst optimale Positionierung für die Louis-Vuitton-Herausfordererserie 2017, deren Gewinner Cup-Verteidiger Oracle Team USA im 35. Duell um den America's Cup vor Bermuda fordern darf.

  Der Gesamtstand nach der ACWS-Regatta im Oman und vor der nächsten Regatta im Mai in New Yorker GewässernFoto: Servus TV
Der Gesamtstand nach der ACWS-Regatta im Oman und vor der nächsten Regatta im Mai in New Yorker Gewässern