Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h, 1,5 Milliarden Zuschauer weltweit und der womöglich spannendste America’s Cup jemals werden ab dem 22. August vor der Küste der katalanischen Hauptstadt erwartet. Dann startet mit der letzten Vorregatta der finale Countdown zur Challenger Selection Series beim Louis Vuitton Cup (29. August bis 7. Oktober) und schlussendlich zum America’s Cup Match ab dem 12. Oktober.
Dann gilt es für die neuseeländischen Verteidiger gegen den zuvor ausgewählten Besten der fünf Herausforderer aus Großbritannien, der Schweiz, Italien, den USA und Frankreich zu bestehen. Ob das gelingen kann, scheint zum jetzigen Zeitpunkt so unsicher wie bei kaum einer vorherigen Ausgabe in der Historie der ältesten Sporttrophäe der Welt. Das liegt nicht etwa an einem schwachen ersten Eindruck vom neuen AC75 der Kiwis, sondern vielmehr an der bisher sehr starken Performance der anderen Teams mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Designansätzen.
Selbst erfahrene Cup-Experten können derzeit keinen eindeutigen Favoriten ausmachen. Umso spannender wird also der Auftakt, trotz der Tatsache, dass es sich dabei lediglich um eine Vorregatta handelt, die nicht in die Wertung einfließt. Auch für die Teams wird es das erste direkte Kräftemessen mit den finalen Cup-Booten sein und könnte letzte wichtige Erkenntnisse liefern.
Kaum eine Yacht gleicht dabei aktuell der anderen, jedes Team lotet in anderen Bereichen die Grenzen des Regelwerks aus. Ebenso wie einige Foils und Frankreichs America’s Cupper, der als einziger noch geheim gehalten wird, ist allerdings auch die Technologie unter Deck ein bisher nahezu unbekannter, aber extrem entscheidender Faktor zum Erfolg.
Denn beim 37. America’s Cup werden zweifelsohne die technologischsten Regattaboote der Welt an den Start gehen. Sie erreichen nicht nur Geschwindigkeiten von weit über 54 Knoten (100 km/h), sondern heben sich in der zweiten Generation nach 2021 auch deutlich früher aus dem Wasser. Mit einer Besatzung von nur acht anstelle von damals zwölf Seglern sind die neuen AC75 für hohe Flugzeiten unter verschiedensten Bedingungen von sechs bis 21 Knoten Windgeschwindigkeit ausgelegt.
Für ähnliche Windverhältnisse sind auch die kleineren AC40 ausgelegt, die nicht nur als Test- und Trainingsboote eingesetzt, sondern auch von den zwölf Teams beim Youth und Women’s America’s Cup gesegelt werden. Deren Wettfahrten sollen zwischen den Regatten beim Louis Vuitton Cup (Jugend) und dem eigentlichen America’s Cup Match (Frauen) stattfinden. Letztere haben vor Barcelona erstmals die Chance, sich in einem eigenen Format ausschließlich für Seglerinnen zu beweisen. Der Jugend-America’s-Cup für die Stars von morgen geht nach 2013 und 2017 derweil in die dritte Runde.
Teil davon ist erneut ein deutsches Team, das auch bei den Frauen an den Start gehen wird. Anders als beim großen Cup müssen sie sich zunächst in Fleetraces gegen je elf weitere Teams beweisen, erst das Finale findet als Matchrace statt. Während die Hälfte der Teams einen großen AC-Rennstall und dessen Unterstützung hinter sich hat, zählt auch das deutsche Team zu den sogenannten eingeladenen Teams.
Bisher hatte das AC Team Germany daher nicht die Chance, auf einem der 2,85 Millionen US-Dollar teuren AC40 zu trainieren. Stattdessen bauen die Segler um Paul Farien und Carolina Werner stark auf die Arbeit am Simulator. Derzeit befindet sich die deutsche Foiling-Elite allerdings für eine Trainings- und Teambuilding-Maßnahme am Gardasee. Auf Motten nahm ein Teil der beiden Teams dort am vergangenen Wochenende außerdem am Belardi Cup teil. Bis zum 19. Mai sind sie zudem beim Youth Foiling Gold Cup auf den 69F-Skiffs vertreten.
Wie spannend die Rennen in der Einheitsklasse sein können, haben bereits die beiden Vorregatten gezeigt. Mindestens ebenso aufregend und gut zugänglich für Zuschauer soll auch der komplette Event ab dem 22. August vor Barcelona ablaufen. Die gesamte Promenade der Metropole bietet dafür vollkommen kostenlos perfekte Sichtverhältnisse für die Fans vor Ort. Denn der Kurs soll nur wenige Hundert Meter vom Strand entfernt liegen. Zudem sind zwei Fanzonen und Zuschauerbereiche mit Großbildschirmen und Catering-Zonen am Bogatell-Strand und entlang der Plaça del Mar geplant. Ergattert man einen Platz auf einem der Touristenboote, kann das Geschehen auch vom Wasser aus beobachtet werden.
Das offizielle Race-Village befindet sich gegenüber dem Real Club Náutico Barcelona und ist ebenso kostenlos zugänglich und an jedem Regattatag ab Mittag geöffnet. Es verfügt neben Großbildschirmen und der Hauptbühne, auf der die Segler vor und nach dem Auslaufen interviewt werden, für Zuschauer auch über Aktivitäten und zahlreiche Essensmöglichkeiten. Tausende von Freiwilligen haben sich für das “Team B” in einer Vielzahl von Funktionen gemeldet, um das zu ermöglichen.
All das soll die größte Zuschauerzahl in der 173-jährigen Geschichte der Veranstaltung anlocken. Der America’s Cup wird darüber hinaus weltweit im frei empfangbaren Fernsehen und als Livestream auf americascup.com und Youtube übertragen. In der Gesamtheit aller Rennen werden so 1,5 Milliarden Zuschauer erwartet. Zum Vergleich: Das als größter Einzel-Sportevent geltende Super-Bowl-Finale 2024 sahen nach Schätzungen rund 160 Millionen Menschen im TV.