Dieter Loibner
· 19.08.2012
Der Nebel ist da, der Wind und der Ainslie auch. Die ACWS macht in San Francisco Station und übt im Kleinen für den Ernstfall im Großen
In San Francisco darf geschreddert werden. Endlich. Der Austragungsort des nächsten America’s Cup fordert nun mit den ortsüblichen Bedingungen 11 Teams heraus, die sich erbötig machen, mit den AC45- Katamaranen eine gute Show zu bieten, um dem Revier das Prädikat „cupwürdig” zu verleihen. Das Angebot umfasst Starkwind, viel Strom, kaltes Wasser und fallweisen Nebel. Nach dem windigen Samstag gab es bei zahlreichen Teams wie den Badmeistern von Artemis, Team Korea und Luna Rossa Swordfish Bruch, der den Sonntag zum Reparaturtag machte.
Zu den Neuigkeiten: Da ist natürlich Ben Ainslie, der eifrigste Medaillensammler bei olympischen Segelbewerben. Der hat nach seiner vierten Goldmedaille den Finn-Hut endgültig gegen einen Helm getauscht und sitzt nun auf dem AC45 seines neuen Teams JP Morgan BAR, mit dem er alle Events dieser Saison bestreiten soll. Dazwischen, so die Presseaussendung, soll er als zweiter Skipper für Oracle Racings AC72-Kat aufgebaut werden, der in einer internen Ausscheidung gegen das Team von Jimmy Spithill segeln soll. „Wir trachten, nicht in Schwierigkeiten zu kommen und uns langsam heranzutasten”, gab Ainslie zu Protokoll. „Klar will ich gut dabei sein, aber man muss auch Realist bleiben. Die anderen haben darin viel mehr Übung, aber wir haben gute Unterstützung, gute Segler und ein gutes Boot, also warum nicht?” YACHT-Fotografin Jen Edney war bei Ainslie an Bord und erzählt, wie knapp die Truppe beim Training an einem Desaster vorbeischrammte:
„Ich war in Lee beim Knipsen, und plötzlich wird das Netz immer steiler”, berichtet Edney von ihrer Ausfahrt mit JP Morgan BAR. „Erster Gedanke: Verdammt, festhalten. Zweiter Gedanke: Der Typ hat vier Goldmedaillien, der wird mich doch nicht mit der Kamera schwimmen schicken.” Hat er nicht, aber es war knapp. „Man muss ein bisschen Nachsicht walten lassen, die saßen erst zum zweiten Mal in der Besetzung am Boot”, sagt Edney, die in Newport schon mit Loïck Peyron und dem französischen Energy Team unterwegs gewesen war. Was Ben anders macht als Loïck? „Der spricht mit seinen Jungs Englisch, da versteh ich wenigstens ungefähr, worum's geht.” Und: „Ainslie raucht beim Segeln nicht.”
Neu ist auch das Format, das in der vergangenen Saison für Verwirrung sorgte, weil Fleetraces die Setzliste fürs Matchracing bestimmten. Nun haben die Organisatoren auf die Kritik reagiert und trennen die beiden Events. Die sieben Fleetraces werden nun zusammen gewertet, mit starker Gewichtung zugunsten des letzten Laufs am Sonntag. Beim Matchracing werden die Teams nach den Vorjahresergebnissen gesetzt, so Regattadirektor Ian Murray.„Die Top 5 haben ein Freilos fürs Viertelfinale, und die anderen müssen am Mittwoch die restlichen drei Plätze untereinander aussegeln.” Quali-Modus ist Best-of-Three (also auf zwei gewonnene Rennen), ab dem Viertelfinale gilt das KO-System: Eine Wettfahrt, und der Sieger steigt auf.
Dabei ist zu beachten, dass die Teams zwar weniger werden, die Anzahl der Boote aber auf elf gehalten wird. GreenComm und Aleph sind nicht dabei, doch Artemis hat nun so wie Oracle Racing und Luna Rossa zwei Boote am Start. Gemeldet sind: Oracle Team USA Spithill, Oracle Team USA Coutts, Artemis Racing Red, Artemis Racing White, China Team, Emirates Team New Zealand, Energy Team, JP Morgan BAR, Luna Rossa Piranha, Luna Rossa Swordfish und Team Korea.
Gestartet wird Mittwoch bis Samstag um 14.05 Uhr Ortszeit, das ist 23.05 Uhr MESZ. Sonntag geh’s um 11.30 Uhr los, das ist 20.30 MESZ. In den USA überträgt NBC am Schlusstag live, ansonsten können die Rennen auf YouTube verfolgt werden (ausgenommen in den Regionen, wo dies durch TV-Verträge unterbunden wird).
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iPhone-Video von der Kenterung Team Koreas