Dieter Loibner
· 01.07.2012
Geld gewinnt, und davon hat Oracle viel. Und Jimmy Spithill gewinnt, weil er verdammt gut ist. Somit ist dieses Ergebnis wenig überraschend
Zwei Zweite, einer beim Fleet- und einer beim Matchrace, reichten Jimmy Spithill beim Schlussevent in Newport/Rhode Island locker, um sich und seine Truppe zum ersten und verdienten Sieger der America’s Cup World Series zu krönen. Sieger in der Matchrace-Wertung wurde mit knapper Not Artemis.
„Konsistenz hat’s gebracht”, sagte der strahlende Sieger hinterher. „Wir sind als letztes Team hergekommen, haben aber unter Druck gute Leistungen gebracht. Es war äußert befriedigend, Gas zu geben, während die anderen unter diesem Druck zurückfielen.” Starke Ansage, doch er verschweigt dabei, dass Oracle ein um Eckhäuser höheres Budget hat, mehr Boote, mehr Zeit zum Training und mehr Mittel, um die so wichtigen Soft Sails, also Vorsegel und Gennaker, zu perfektionieren, ohne die ein AC45-Kat nicht konkurrenzfähig wäre.
Da kann keiner mit. Weder Team New Zealand noch Artemis, die bei hohem Einsatz noch verhältnismäßig wenig zeigen, noch Luna Rossa, die mit Chris Draper in Newport mit dem Sieg im Fleetrace wenigstens einen Achtungserfolg verbuchen konnten. Beim richtigen Cup mit den AC72 dürften sich diese Unterschiede bei Geld, Technologie und Manpower noch viel deutlicher zeigen. Spithills Teamkollege Russell Coutts, der in Newport den Matchrace-Wettbewerb gewinnen konnte, drückte es wie folgt aus: „Wie sind immer drauf aus, zu gewinnen, wir fahren nicht einfach so um die Tonnen – wir wollen den Sieg."
Einen schlechten Tag hatte Team New Zealand, die schon zu Beginn der Regatta bedingt durch einen Defekt publikumswirksam kenterten und am Schluss im Fleetrace enttäuschten. Aber immerhin: Rang 2 in der Endwertung ist für die ehrgeizigen Kiwis gute Motivation, dem Riesen Oracle das Leben in der kommenden Saison wieder schwer zu machen.
Nicht so gut wie in Venedig, wo sie ja gewonnen hatten, lief es für die Franzosen vom Energy Team, die die besten der Kleinen sind und ohne Zweifel eine Bereicherung darstellten. „Nach sechs Regatten und fast einem Jahr auf diesen Booten müssen wir uns beim Matchracing weiter verbessern. Aber mit dem dritten Endplatz beim Fleetracing sind wir absolut glücklich”, sagte der routinierte Fuchs Loïck Peyron, der sehr umtriebige und hoch angesehene Skipper der Franzosen.
Die ACWS hat im ersten Jahr sechs Events, mit insgesamt 30 Segeltagen und 130 Wettfahrten abgehalten. Nur ein Tag davon sei wetterbedingt verschoben worden, betonen die Veranstalter, die mit ihrem aufwändigen TV-System und den bei praktisch allen gängigen Winden segelbaren AC45-Kats neue Maßstäbe für Segeln als Zuschauersport setzen wollen. Nicht so toll sieht es mit der Anzahl der teilnehmenden Teams aus. In Newport waren derer nur sechs am Start: Oracle und Luna Rossa mit je zwei Booten, Team New Zealand, Artemis, dazu noch Energy Team und Team Korea. Weggefallen sind in der ersten Saison China Team, Aleph aus Frankreich und Green Comm aus Spanien.
Weiter geht’s mit dem Start zur nächsten Saison in San Francisco vom 21. bis 26. August. Das ist nach den Olympischen Spielen, deshalb wird auch das von Oracle zumindest teilweise finanzierte Team Ben Ainslie Racing am Start sein.
Gesamtwertung AC World Series 2011/12
1. Oracle Spithill, 102 Punkte
2. Emirates Team New Zealand, 93
3. Artemis Racing, 82
4. Energy Team, 74
5. Oracle Coutts, 68
6. Team Korea, 66
7. Luna Rossa Piranha, 52
8. Luna Rossa Swordfish, 31
9. China Team 31
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