Tatjana Pokorny
· 10.09.2016
Der Olympia-Zweite Nathan Outteridge hat Team Artemis bei der ACWS-Regatta vor Toulon zum Sieg gesteuert. Die Kiwis und Oracle patzten
Flaue Winde sind nicht jedermanns Sache, sorgten aber bei der Toulon-Regatta der Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie dafür, dass alle sechs Teams ihre Chancen bekamen. Am besten nutzte das schwedische Team Artemis die lauen Lüfte an der sommerlich glitzernden Côte d'Azur. Die Mannschaft mit Teammanager Iain Percy und dem australischen Steuermann und olympischen 49er-Silbermedaillen-Gewinner von Rio, Nathan Outteridge, ersegelte an den beiden Regattatagen in sechs Wettfahrten drei Siege, zwei dritte Ränge und einen fünften. Das reichte für das Schweden-Team zum Regattasieg.
Und für Nathan Outteridge zur süßen Revanche. Der Australier, der 2012 noch 49er-Gold vor Weymouth gewonnen hatte, hatte sich mit Iain Jensen den vor vier Jahren bei Olympia unterlegenen Neuseeländern Peter Burling und Blair Tuke in Rio geschlagen geben müssen. Doch die neuen Olympiasieger Burling/Tuke kamen in den leichten Winden vor Toulon nicht gut zurecht, verbuchten mit Platz fünf ein enttäuschendes Ergebnis für das Emirates Team New Zealand.
Noch schwächer waren nur die Cup-Verteidiger mit Ersatz-Steuermann Tom Slingsby. Der Laser-Olympiasieger von 2012 konnte nach der letzten Wettfahrt nur noch den Kopf in die eigenen Hände legen und versuchen, den erlittenen K.-o.-Schlag zu verarbeiten. Sein Oracle Team USA war ohne Skipper Jimmy Spithill, der eine langwierige Ellenbogen-Verletzung auskurierte, nicht über den sechsten und letzten Platz hinausgekommen. In Slingsbys Haut hätte man am Sonntagabend nicht stecken wollen, doch der Australier sagte tapfer: "Im Oracle Team USA erwarten wir von uns selbst einen hohen Standard. Wenn wir nicht liefern, gehen wir hart mit uns ins Gericht. Wir lernen aber auch aus unseren Fehlern und kommen stärker zurück. Darauf konzentriere ich mich jetzt. Und darauf, was ich für das Comeback und für unser Team tun kann, damit wir die Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie gewinnen können."
Unter den bisherigen drei Top-Teams der ACWS-Gesamtwertung konnte in französischen Gewässern nur Sir Ben Ainslies Team Land Rover BAR aufs Podest segeln. Und sogar die Briten hatten anfangs nicht gut ausgesehen. Der erfolgreichste Olympiasegler der Sportgeschichte und sein Team mit dem zurückgekehrten Taktiker und Finn-Dinghy-Olympiasieger Giles Scott hatten die Regatta mit zwei letzten Rängen eröffnet, bevor mit einem Tagessieg der erste Befreiungsschlag folgte. Mit den Rängen 3, 1 und 4 reichte es für die Briten im Endspurt am "Super Sunday" schließlich noch zu Platz drei bei der Toulon-Regatta. Entsprechend zog Ainslie mit einem weinenden und einem lachenden Auge Bilanz: "Wir wären dem Regattasieg gern etwas näher gekommen. Aber ich denke, dass Artemis wirklich gut gesegelt ist. Dass wir unseren Punktevorsprung vor der letzten Regatta in Japan ausbauen konnten, ist andererseits ein großartiger Deal für unser Team." In das Finale in Japan startet Land Rover BAR (437 Punkte) mit 14 Punkten Vorsprung vor den amerikanischen Cup-Verteidigern (423 Punkte). Knapp dahinter lauert das Emirates Team New Zealand (420 Punkte).
Platz zwei hinter den Schweden sicherten sich vor Toulon der bestens aufgelegte Dean Barker und sein SoftBank Team Japan, die nun als Gesamt-Vierte im Aufwind und selbstbewusst der letzten ACWS-Regatta des Jahres im heimatlichen Fukuoka im November entgegenblicken. Für Franck Cammas' in Toulon gastgebendes Groupama Team France wird es nach Rang vier im Heimatrevier als Gesamt-Sechste im japanischen Finale schwer, noch einmal an die anderen heranzukommen. "Das Ziel für Japan ist klar", so Cammas dennoch kämpferisch, "wir wollen uns als Team verbessern." Dieses Ziel teilen sie allerdings mit den fünf vor ihnen liegenden Mannschaften.