Tatjana Pokorny
· 09.09.2016
Ein bisschen mehr Wind hätte das segelbegeisterte Toulon schon verdient. Im französischen Flautenpoker konnte zum Auftakt Artemis glänzen
Die olympische Pause scheint Nathan Outteridge gut getan zu haben. Der Steuermann des schwedischen America's-Cup-Teams Artemis Racing, der 2012 Olympiasieger wurde und vor wenigen Wochen in Rio nach spannendem Duell mit den Berlinern Erik Heil und Thomas Plößel Silber im 49er gewann, hat bei seinem Cup-Comeback vor Toulon mit zwei Siegen und einem dritten Rang glänzen können. Mit insgesamt 28 Punkten haben die Schweden vor dem "Super Sunday" die Führung bei der ACWS-Regatta in Frankreich übernommen.
Mr. America's Cup erzählt, worum es vor Toulon geht und auf wen es sich lohnt zu achten. Der Cup-Revolutionär spricht dabei auch über die Stärken und Schwächen der Teams
Einen fast schon unwirklichen Auftakt erlebten dagegen der viermalige Olympiasieger Sir Ben Ainslie und dessen Team Land Rover BAR mit Finn-Dinghy-Olympiasieger und Taktiker Giles Scott zurück im Boot: Die Briten kamen in den ersten beiden Läufen jeweils nur als letztes der sechs Teams in Ziel. Entsprechend genervt konnte man Sir Ben Ainslie am Steuer seines AC45-Katamarans beobachten, der mit dem flauen Regattatag zunächst wenig anzufangen wusste. Wer ihn kennt, der wusste aber auch: In Rennen drei würde er alles tun, um die Schmach zu tilgen. Den Tabellenführern in der Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie reichte es dann auch ganz offensichtlich mit dem Hinterherfahren. Sie gewannen das dritte und letzte Rennen am Samstag souverän und starten nun immerhin als Fünfte in den Finaltag mit weiteren drei doppelt gewerteten Wettfahrten. Im Ziel hörte man Ainslie laut und erleichtert lachen.
In äußerst schwachen Winden, in denen die sonst so attraktiven Katamarane schwerfällig und langsam wirkten, hatten aber nicht nur die Briten mit sich und dem Kurs zu kämpfen. Vor heimischem Publikum war das französische Team Groupama France mit Skipper Franck Cammas an der Pinne offenbar übermotiviert oder nervös und leistete sich in den ersten beiden Rennen gleich zwei Frühstarts hintereinander. In der Louis-Vuitton-America's-Cup-Weltserie müssen die Teams in dem Fall nicht zur Linie zurückkehren und bereinigen, aber alle Gegner passieren lassen, bevor sie selbst wieder Fahrt aufnehmen dürfen. Dass in diesen beiden Rennen für die Franzosen trotzdem noch die Ränge vier und drei heraussprangen, bevor sie den Samstag mit einem zweiten Rang, insgesamt 24 Punkten und Platz zwei im Zwischenklassement beendeten, spricht für ihr bereits bekannt gutes seglerisches Können in leichten Winden.
Als Dritter im Zwischenklassement zur Halbzeit geht das Emirates Team New Zealand (2, 2, 6) mit den 49er-Olympiasiegern Peter Burling und Blair Tuke und 23 Zählern auf dem Konto in den Finaltag. Die Kiwis ließen es ein wenig an Durchschlagskraft mangeln, beeindruckten aber wie auch olympisch mit starker Positionierung. Als im letzten Rennen des Tages alle Teams insgesamt zehn Manöver segelten, brauchten die Neuseeländer nur sechs.
Auf Platz vier lagen am Samstagabend die Cup-Verteidiger mit ihrem neuen Steuermann Tom Slingsby. Der Laser-Olympiasieger von 2012 und das Oracle Team USA mussten zunächst mit den Rängen 3, 5 und 4 zufrieden sein, waren es aber nicht. Slingsby vertrat Skipper Jimmy Spithill, der sich von einer alten Ellenbogen-Verletzung kuriert und aussetzte. Auch Dean Barkers SoftBank Team Japan hatte sich mehr erhofft als die Ränge 5, 4 und 5, nach denen die Japaner am Samstagabend vorerst nur den sechsten und letzten Platz belegten.
Deutsche Fans können die Rennen via Facebook und mit deutschem Kommentar hier auch am Sonntag mit der Vorab-Show live ab 14 Uhr verfolgen.
Tom Slingsby und sein Team freuen sich sichtlich: Auch das Oracle Team USA kann jetzt auf Foils wenden und zeigt das seinen Fans nur zu gerne, nachdem das SoftBank Team Japan als erstes vorgeprescht war