Die Namen? Kennt man! Luise Wanser, 470er-Mixed-Weltmeisterin vom Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg. Tina Lutz, Olympia-Zweite im 49erFX in Japan vom Chiemsee Yacht Club. Alica Stuhlemmer, Olympia-Dritte im Nacra 17 in Japan vom Kieler Yacht-Club. Carolina Werner, einst Kieler “German Wonder Kid” an der Seite von Paul Kohlhoff beim gemeinsamen Aufstieg im Nacra 17 und jetzt eine der starken Antreiberinnen im Women’s AC Team Germany.
Mit Sophie Steinlein ist eine weitere starke 49erFX-Steuerfrau und Kieler-Woche-Siegerin 2022 an der Seite vom zweimaligen olympischen Bronzemedaillengewinner Thomas Plößel im Spiel. Dazu Motten-As Franziska Mäge vom Bayerischen Yacht-Club, Luisa Krüger vom NRV, Hannah Anderssohn (Warnemünder Segel-Club) und Theresa Steinlein (NRV).
Wir setzen Segel, um Klischees zu zertrümmern und Wellen in der Geschichte zu schlagen.” Women’s AC Team Germany
Neun deutsche Top-Seglerinnen bilden zunächst das Women’s AC Team Germany im Aufbruch. Sie haben in den vergangenen Tagen in verschiedenen Konstellationen auf dem Gardasee für den ersten gemeinsamen Regattastart trainiert hat. Ein Teil von ihnen startet jetzt beim Women Foiling Gold Cup vor Gargnano. Noch fehlt die Erfahrung im Einsatz auf den rasenden Foilern vom Typ 69F, doch die Lernkurve verläuft steil.
Ihr Motto auf Kurs America’s Cup 2024 veröffentlichten die ehrgeizigen deutschen Frauen jetzt in den Sozialen Netzwerken: “Wir setzen Segel, um Klischees zu zerschmettern und Wellen in der Geschichte zu schlagen. Wir stellen Deutschlands furchtloses Frauenteam bei Women’s America’s Cup 2024 vor. Begleitet uns auf dieser aufregenden Reise, während wir neu definieren, was in der Welt des Segelns möglich ist.”
Der goldene F69-Foiling-Gipfel für Seglerinnen feiert selbst Premiere. „Gargnano wird für immer als Ort in Erinnerung bleiben, an dem der 69F Foiling Gold Cup für Frauen zum ersten Mal ausgetragen wurde“, vermeldeten die Veranstalter nicht ohne Stolz. Für Deutschlands ehrgeizige Spitzenseglerinnen markiert der Gold Cup den Beginn ihrer sportlichen Einsätze, den Anfang auf Kurs Barcelona. Am 31. August fiel der Startschuss.
Mit dem F69-erfahrenen Coach Lukas Hesse vom Seebrucker Regatta-Verein und beflügelt vom Kieler Mentor, Förderer, Cup-Kenner und international herausragend vernetzten Marc Pickel, sucht das weibliche Team Germany beim ersten Aufschlag seine Chancen im Wettstreit mit namhafter Konkurrenz. Im australischen Team ist mit Lisa Darmanin die olympische Nacra-17-Medaillengewinnerin und SailGP-Kommentatorin dabei.
Die neuseeländischen Frauen setzen unter anderem auf die Superkräfte der 49erFX-Olympia-Zweiten und Weltmeisterinnen Alex Maloney und Molly Meech. Die aktuellen America’s-Cup-Herausforderer vom Team American Magic haben in Italien gleich zwei Teams im Einsatz. Auch das neue französische Cup-Team Orient Express wird von einem weiblichen Quartett vertreten.
Einige der teilnehmenden Frauen-Teams kommen aus der America‘-Cup-Kampagnen. Sie nutzen den Gold Cup für Frauen als ideale Trainings- und Rennplattform für den Women's America's Cup und auch den Youth America’s Cup, an dem einige der jüngsten Frauen in Mixed-Konstellation ebenfalls teilnehmen werden. Beide Wettbewerbe werden 2024 mit deutschen Herausforderer-Teams im Wettstreit mit den “Ablergern” der Cup-Teams in Spaniens Segelmetropole Barcelona ausgetragen.
Vielen der weiblichen Teams bietet der F69 Gold Cup eine erste herausragende Gelegenheit, in einer Flotte von Foiling-Einrumpfbooten zu agieren und ihre Lernkurve möglichst maximal steil nach oben zu biegen. Auffallend am ersten von vier Regattatagen: Die Schiedsrichter verhängten in acht Rennen keine Strafpunkte, da sich die Teams auf dem Wasser fair verhielten und sich an die Regeln hielten.
Das erste Kräftemessen fand am Donnerstag in Winden zwischen acht und elf Knoten statt. Von Mittag bis etwa 16 Uhr wehte eine südliche Brise. Geplant sind bis Samstag fünf Flights. Die besten sechs der zehn Teams starten am Sonntagmorgen in die Gold Fleet-Serie. “Der Start war fordernd, aber wir werden um den Einzug in die Top-Sechs kämpfen”, sagte Carolina Werner nach Tag eins im 69F Gold Cup. Die Veranstaltung wird mit einem Best-of-Three-Match-Race zwischen den beiden führenden Teams am frühen Nachmittag des 3. September ihren Höhepunkt erleben.
Mit 30 Knoten über den Gardasee zu schoten, ist aufregend und macht total Spaß.“ Carolina Werner
Bei einer nicht ganz ausgeglichenen Anzahl von abgeschlossenen Rennen hatte mit dem Team American Magic 1 zunächst die Frauen-Crew aus dem Rennstall der Cup-Herausforderer aus New York die Gesamtwertung vor Team Jajo - DutchSail und der Società Velica Barcola e Grignano die Führung übernommen. Die deutschen Seglerinnen, im laufenden Gold Cup abwechselnd von Luise Wanser und Sophie Steinlein gesteuert, zahlten am ersten Einsatztag einiges Lehrgeld, konnten aber auch mit einem zweiten Rang zeigen, wohin ihr Engagement in Zukunft führen soll.
“Wir haben in allen Bereichen viel zu lernen: Starts, Kommunikation und Handling, wo bei letzteres schon gut gelingt”, sagt Caro Werner. Auch stelle das strenge Reglement beim ersten Einsatz viele Hürden auf den Kurs. “Es gibt sehr viel zu berücksichtigen und in die Strategie einzubeziehen. Etwa die Regel, dass man Wendemarken nicht näher als zwei Meter kommen darf. Von Gegnern ist ein Mindestabstand von vier Metern zu halten. Und auch das: Im Dreilängenabstand darfst du nicht direkt hinter einem vor dir liegenden Boot segeln.”
„Wir haben drei Tage trainieren können“, berichtet Carolina Werner vom Aufbruch der Mannschaft. Viel ist das nicht, aber wertvoll dennoch. Weiter sagte Caro Werner: „Es ist für uns superwichtig, hier nach Monaten von Zoom-Meetings, Vorbereitungen und Planungen endlich Rennen bestreiten zu können. Das Training vorab war sehr gut. Mit 30 Knoten über den Gardasee zu schoten, ist aufregend, macht total Spaß.“
Möglich machen dieses Rennvergnügen die 6,90 Meter langen Foiler vom Typ 69F, die beim Gold Cup der Frauen von drei-, teilweise auch vierköpfigen Crews gesegelt werden. Die Persico 69Fs bilden eine strikt kontrollierte Einheitsklasse, in der nur die Segelleistung zählt.