37. America’s CupItaliens Cup-Stolz getauft – ”Luna Rossa” kommt als Silberpfeil

Tatjana Pokorny

 · 13.04.2024

"Luna Rossa" ist die foilende Einrumpf-Rakete, die Patrizio Bertellis Team Luna Rossa Prada Pirelli im sechsten Anlauf zum Sieg im America's Cup tragen soll
Foto: Carlo Borlenghi
Ein Vierteljahrhundert nach der Taufe der ersten “Luna Rossa” im Jahr 1999 haben die italienischen Cup-Herausforderer ihre neue AC75-Yacht in Cagliari getauft. Auch der zehnte Cup-Rumpf für Patrizio Bertellis Team Luna Rossa Prada Pirelli trägt den klangvollen Namen “Luna Rossa”. Der “rote Mond” sieht aus wie eine silberne Rakete mit knallgelben Foils

Es war traditionell Miuccia Prada, die den neuen Stolz des italienischen America’s-Cup-Team Luna Rossa Prada Pirelli am Stützpunkt Molo Ichnusa in Cagliari auf Sardinien taufte. Im Beisein von ihrem Ehemann und Team-Präsidenten Patrizio Bertelli, Pirellis Vizepräsidenten Marco Tronchetti Provera, Skipper und Teamdirektor Max Sirena sowie Agostino Randazzo als Präsident des herausfordernden Vereins Circolo della Vela Sicilia wurde “Luna Rossa” am Nachmittag des 13. April getauft.

Der Name, der wichtige Meilensteine in meinem Leben markiert hat, ist auch zu einer weltweiten Ikone im Segelsport geworden” (Patrizio Bertelli)

Hunderte Gäste, Sponsoren, Partner, Lieferanten, Vertreter der örtlichen Behörden sowie TV-Teams und Journalisten feierten den Silberpfeil mit seinen bulligen gelben Foils. Dabei waren auch alle Teammitglieder, die zur Entstehung der italienischen Cup-Jägerin beigetragen haben. Wegweisende Worte für sein Team sprach der nimmermüde leidenschaftliche Cup-Jäger Patrizio Bertelli.

Der hartnäckigste Herausforderer der Cup-Geschichte

Er hat das Team Luna Rossa Prada Pirelli 1997 gegründet und jagt die wichtigste Trophäe des internationalen Segelsports schon so lange wie kein Syndikatschef. Zuvor galt stets Sir Thomas Lipton mit fünf Herausforderungen als hartnäckigster Cup-Jäger. Dem Briten war zwischen 1899 und 1930 jedoch ein Sieg mit seinen Yachten namens “Shamrock” verwehrt geblieben.

Patrizio Bertelli, dessen Team die “bodenlose Silberkanne” zum sechsten Mal seit der Premiere im 30. America’s Cup 2000 ins Visier nimmt, sagte: “Das Boot, das wir heute zu Wasser lassen, ist der zehnte America's-Cup-Rumpf, den wir auf den Namen ‘Luna Rossa’ taufen. Dieser Name, der wichtige Meilensteine in meinem Leben markiert hat, ist auch zu einer weltweiten Ikone im Segelsport geworden. Es ist ein wunderschönes und radikales Boot, das in Bezug auf Design und Technologie einen Schritt nach vorn darstellt und das Ergebnis einer unglaublichen kollektiven Anstrengung ist.”

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Weiter sagte der 78-jährige italienische Unternehmer, der bereits Hunderte Millionen Euro in den America’s Cup investiert hat: “Ich gratuliere dem Team auf allen Ebenen zu seiner Leistung. In diesen 25 Jahren habe ich ein Ziel erreicht, das ich mir schon vor langer Zeit gesetzt hatte: ein Team von außergewöhnlichen Technikern und Seglern zu schaffen, das in der Lage ist, die Zukunft des Sports in unserem Land zu gestalten und ein Vermächtnis für künftige Generationen zu hinterlassen. Jetzt hoffe ich, mit dieser neuen ‘Luna Rossa’ auch mein sportliches Ziel zu erreichen und den America's Cup zu gewinnen.”

Das Ergebnis von drei Jahren Arbeit

Max Sirena, Skipper und Teamchef der Azzurri, sagte: “Heute ist der wichtigste Tag unserer America’s-Cup-Kampagne. Wir haben endlich das Ergebnis von drei Jahren Arbeit ‘im Dunkeln’ vor Augen. Diese ‘Luna Rossa’ ist eine italienische Herausforderung in Bezug auf Design, Technologie und Ästhetik. Da wir nur ein einziges Boot zur Verfügung haben (Red.: So schreibt es das Reglement für alle Teams im 37. America’s Cup vor), mussten wir mutige Entscheidungen treffen und uns in allen Bereichen, die der Entwicklung und Forschung offen standen, bis zum Äußersten anstrengen.”

Ich möchte jedem einzelnem Mitglied von Luna Rossa Prada Pirelli dafür danken, dass es ein Kunstwerk geschaffen hat, das seine Spuren hinterlassen wird” (Max Sirena)

Max Sirena hielt an diesem italienischen Jubeltag fest: “Es war eine enorme Teamleistung, und ich möchte jedem einzelnen Mitglied von Luna Rossa Prada Pirelli dafür danken, dass es ein Kunstwerk geschaffen hat, das seine Spuren hinterlassen wird. Dies ist meine sechste Herausforderung mit dem Team Luna Rossa Prada Pirelli, dessen Leiter ich bin. Obwohl seit der ersten Auflage viele Jahre vergangen sind, ist der Stapellauf eines Bootes immer ein unglaublicher Moment. Daher möchte ich vor allem Patrizio Bertelli, ohne dessen Vision und Leidenschaft all dies nicht existieren würde, Miuccia Prada, Marco Tronchetti Provera und all unseren Sponsoren und Lieferanten für das Vertrauen und die Unterstützung in diesen Jahren danken.”

Sirena wies auch auf die bekannt große Leidenschaft der Italiener für den America’s Cup hin: “’Luna Rossa’ ist ein Boot, auf das ganz Italien stolz sein sollte, weil es so viel von der Exzellenz unseres Landes verkörpert und ein Botschafter des ‘Made in Italy’ in der ganzen Welt ist. Dies ist das Boot, das wir wollten, das potenziell perfekt ist, um den 37. America’s Cup zu gewinnen. Jetzt sind wir an der Reihe.” Wird der Cup-Coup im sechsten Anlauf gelingen? Erste Testfahrten sollen bereits in den kommenden Tagen in Cagliari beginnen. Anschließend wird das Boot nach Barcelona überführt, wo es seine Trainingsphase vor den America’s-Cup-Rennen fortsetzen wird.

Das Design ähnelt dem der Kiwis

Nachdem die neuseeländischen Cup-Verteidiger bereits kurz zuvor ihre AC75-Rakete noch vor der offiziellen Taufe hüllenlos gezeigt haben, lässt sich im Schnellvergleich sagen, dass “Luna Rossa” vor allem im Bugbereich etwas weniger radikal wirkt. Andererseits weist die italienische Cup-Yacht in der Seitenansicht ähnliche Linien wie der neuseeländische AC75-Einrumpffoiler auf.

Auch bei “Luna Rossa” fällt das Deck zum Heck stark ab. Zwischen den Pods, den seitlichen Cockpits, wirkt das Deck extrem clean. Es ist davon auszugehen, dass die gesamte Hydraulik fürs Großsegel unters Deck verbannt wurde, um den Windwiderstand über Deck maximal zu minimieren. Steuermann Francesco Bruni wies selbst darauf hin, dass “Luna Rossas” Cockpit dem der neuseeländischen AC75 ähnlich sei. Das knapp 40-köpfige italienische Design-Team wird von Design-Koordinator Horacio Nicolas Carabelli dirigiert.

Ein Steuermann-Quartett beflügelt “Luna Rossa”

Die vier Steuerleute für das Team Luna Rossa Prada Pirelli repräsentieren mehrere Segelgenerationen. Italiens Cup-Jäger setzen auf den erfahrenen Francesco Bruni, der zwei Tage vor “Luna Rossas” Taufe seinen 51. Geburtstag feierte, und Cup-Dauerbrenner Jimmy Spithill, 44. Dazu kommen der 32-jährige Nacra-17-Olympiasieger Ruggero Tita und der erst 20 Jahre alte dreimalige Opti-Weltmeister Marco Gradoni. Die beiden Jüngeren kamen bereits bei einer Vorregatta zum Einsatz. Wer im Cup tatsächlich steuern wird, dürfte auch anhand der Leistungsdaten der Top-Leute in den kommenden Monaten entschieden werden.

“Luna Rossa” wurde mit vielen Emotionen getauft – hier geht es zur Wiederholung der Live-Übertragung aus Cagliari:

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