37. America’s CupDie Briten enthüllen “RB3” – sind auch aller guten Dinge drei?

Tatjana Pokorny

 · 20.04.2024

Mit Union Jack vor der Kulisse Barcelonas: Die britische "RB3" wird erstmals öffentlich gezeigt
Foto: Cameron Gregory/Ineos Britannia
Als viertes Team haben Sir Ben Ainslie und sein britisches Team Ineos Britannia in Barcelona die Hüllen fallengelassen. Sie zeigten an diesem Samstag ihren neuen und einzigen AC75-Foiler für den 37. America’s Cup erstmals öffentlich. Damit sind vier Cup-Jägerinnen bekannt, während die Neuvorstellungen der Teams American Magic und Orient Express noch auf sich warten lassen

Nach zwei Cup-Kampagnen mit Booten, die nicht schnell genug waren, wollen es Sir Ben Ainslie und sein Team Ineos Britannia bei ihrem dritten Anlauf unter britischer Flagge wissen. Am Samstag stellten sie in Barcelona ihre neue AC75 unter dem Arbeitstitel “RB3” vor. Die offizielle Taufe und erste Wassertests sollen bald folgen. In den Briten-Foiler flossen rund zweieinhalb Jahre Arbeit. “RB3” war erst vor wenigen Wochen von der britischen Werft in Northamptonshire in die neue America’s-Cup-Metropole Barcelona gebracht worden.

America’s Cup: zweieinhalb Jahre Arbeit für “RB3”

Sir Ben Ainslie, mit vier Goldmedaillen erfolgreichster Olympiasegler der Sportgeschichte, sagte: “Dies ist ein großer Tag für das Team. Wir haben ‘RB3’ so lange unter Verschluss gehalten, dass es fast unwirklich ist, sie hier in Barcelona aus der Halle zu holen und in der Öffentlichkeit zu sehen. Tausende von Arbeitsstunden sind in dieses Boot geflossen. Es ist großartig, es endlich der Welt zu zeigen. Die Kampagne nimmt jetzt richtig Fahrt auf. Wir freuen uns darauf, die ‘RB3’ zu Wasser zu lassen und schon bald aufs Wasser zu gehen.”

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“RB3” hat seinen Lebenszyklus im Design- und Ingenieurteam von Ineos Britannia begonnen, das am Standort des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams in Brackley im britischen Northamptonshire zu Hause ist. Ineos Britannia hat die Partnerschaft mit der Abteilung für angewandte Wissenschaft des Formel-1-Teams geschlossen, um kluge Köpfe aus dem Hochleistungsyachtsport und der Automobilindustrie für die America’s-Cup-Kampagne zusammenzubringen.

Das Boot wurde zunächst bei Carrington Boats in Hythe in Hampshire gebaut. Anschließend wurde es vom Team nach Turweston in Northamptonshire transportiert. Dort wurden Struktur- und Belastungstests durchgeführt. Am 2. April hatte “RB3” Turweston auf seiner Reise nach Spanien verlassen, wo das Boot am 6. April im Ineos-Britannia-Hauptquartier in Barcelona angekommen war.

Wirklich wissen, wo wir stehen, werden wir erst, wenn wir offiziell gegeneinander segeln” (Johannes Mausolf)

Mit Ineos Britannia hat das vierte Team im 37. America’s Cup sein Boot vorgestellt. Öffentlich noch unbekannt sind 124 Tage vor dem Beginn der mit Spannung erwarteten dritten und letzten Vorregatta die Boote des US-Teams American Magic und des französischen Teams Orient Express. Einschätzungen zum Geschwindigkeitspotenzial der Vertreterinnen der neuen AC75-Generation wird es zwar schon vorher geben, doch spätestens die erste offizielle Regatta dürfte veritable Aufschlüsse darüber geben, welche Teams ihre Hausaufgaben in den vergangenen drei Jahren am besten gemacht haben.

“Wirklich wissen, wo wir stehen, werden wir erst, wenn wir offiziell gegeneinander segeln. Das Cup-Protokoll erlaubt das erst spät. Die letzte Vorregatta zum Cup startet am 22. August. Aber die Boote segeln vorher schon, und wir werden eine gute Idee davon haben, wo wir mit unserem Boot stehen”, sagte Johannes Mausolf gegenüber der YACHT. Der 40-jährige Performance-Ingenieur aus Hannover feiert in diesem Frühjahr sein zehnjähriges Jubiläum im britischen Team und ist Teil der Design- und Konstruktionsmannschaft der Briten, die vom deutschen Design-Koordinator Martin Fischer geleitet wird.

Design-Auffälligkeit: stark ausgeprägter Skeg

Auffällig bei der britischen “RB3” ist auf den ersten Blick der stark ausgeprägte Skeg (dt.: Ruderleitflosse, Kielhacke) vor dem Ruderblatt (auf den ersten Bildern noch nicht installiert). Es dürfte beim Übergang ins Foilen sehr intensiv als Endplatte zwischen den beiden Rumpfseiten fungieren. Wie bei allen neuen Booten fällt außerdem die stark abfallende Heckpartie auf. Auch hier wurde offensichtlich weniger Struktur verbaut, da die Boliden mittlerweile ohne Backstagen segeln.

Es ist zu beobachten, was schon in Valencia mit der zwischen 1992 und 2007 aktiven Internationalen America’s-Cup Klasse (IACC) erlebt werden konnte: Die Designs der bislang gezeigten Boote der Teams ähneln sich stärker als noch im vorherigen 36. America’s Cup, weil sich die Entwicklung der zweiten AC75-Generation im Rahmen der Regel auf das Ende des Trichters zubewegt. Spannend bleibt weiter, ob das eine oder andere Team trotzdem noch eine Regellücke entdeckt hat, die es mit smartem Design zu seinem Vorteil nutzen kann.

Die Briten werden alles in die Waagschale werfen, denn für Ben Ainslie ist es nach zwei weniger erfolgreichen Cup-Kampagnen unter britischer Flagge der dritte Anlauf mit der erklärten Absicht, die Silberkanne endlich in ihr Mutterland zurückzuholen. 1851 hatten Amerikaner die Cup-Premiere vor der britischen Isle of Wight gewonnen und in der Folge der verschnörkelten Silberkanne ihren Namen gegeben. Britische Teams konnten den in ihrem Land geborenen America’s Cup noch nie gewinnen.


Big Business! So kam “RB3” vor wenigen Wochen nach Barcelona:

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