Carsten Kemmling
· 30.06.2002
DSV-Flotte bei Starkwind so erfolgreich wie schon lange nicht mehr; Yngling holt Gold
So viel Bruch gab es schon lange nicht mehr. Diese Kieler Woche wird als eine der stürmischsten in die Geschichte eingehen. Aber den deutschen Seglern scheinen die Überlebensbedingungen zu liegen. Besonders den Frauen. Sie sorgten für vier der fünf Medaillenplätze.
Allen voran die Ynglings. Die Berlinerinnen Ulrike Schümann, Wibke Bülle und Winnie Lippert holten Gold vor ihren Rivalinnen aus Bayern Kristin Wagner, Anna Hoell und Veronika Lochbrunner. Beide Crews distanzierten das starke internationale Feld eindrucksvoll. Nur die Europameisterin Nadine Stegenwalner enttäuschte. Ohne ihre Stammcrew reichte es nur zu Platz zwölf.
Sehr stark präsentierte sich auch das 470er-Frauenteam Stefanie Rothweiler und Monika Leu. Die Crew vom Bodensee (WYC) erreichte mit Platz zwei hinter den australischen Olympiasiegerinnen Armstrong/Stowell einen ihrer größten Erfolge. Sehr gut war auch der fünfte Platz von Trübel/Kussatz (NRV).
Für die beiden weiteren Medaillen sorgten die Altmeister. Als solche kann schon die Olympiastarterin in der Europe Petra Niemann bezeichnet werden. Sie bestätigte ihre gute Saisonleistung als Dritte im fast 150 Boote starken Feld. Dabei gelangen der Berlinerin (VSaW) vier Tagessiege. Es gewann die Holländerin Carolyn Brouwer, die beim Volvo Ocean Race auf der "Amer Sports Too" zum Einsatz kam.
Finn-Veteran Michael Fellman waren die Starkwind-Bedingungen auf den Leib geschnitten und er schlug als Zweiter sogar den belgischen Olympia-Silber-Gewinner Sebastian Godefroid. Nur Mateusz Kusznierewicz (POL) Goldjunge in Savannah, war besser.
Auch die übrigen Klassen gaben Anlass zur Hoffnung für Athen 2004. So bestätigten die Berliner 470er-Segler Lucas Zellmer und Felix Krabbe (SpYC) mit ihrem sechsten Platz die Zugehörigkeit zur Weltspitze.
Dort meldete sich Laser-Segler Philipp Buchert (VSaW) mit einem sensationellen siebten Platz zurück. Sollte das das Ende der langen Durststrecke in dieser Klasse sein? Seine Kollegen Schlonski und Hannemann bestätigten jedenfalls mit Platz 14 und 15 den positiven Eindruck des jungen deutschen Teams. An der Spitze knüpft der Brite Paul Goodison nahtlos an die Erfolge seines Landsmanns und Goldmedaillengewinners Ben Ainslie an.
Viel beachtet war der Einstieg von Volvo-Ocean-Race-Gewinner Toni Kolb an Bord des Starbootes von Marc Pickel. Platz zehn stimmte die beiden optimistisch. Besser vom deutschen Team waren nur die ehemaligen A-Kader-Segler Reinhard Schmidt und Jochen Wolfram (SKBUe) auf Platz fünf. Die amerikanischen Goldmedaillengewinner Reynolds/Liljedahl hatten das Feld wie gewohnt im Griff.
Ein sehr guter Einstieg gelang auch dem neu formierten Tornado-Team Andrew Landenberger und Johannes Polgar. Obwohl die Tornados wegen Starkwind nur drei Rennen schafften, gibt ihr sechster Platz viel Anlass für Optimismus. Die Brüder Sach wurden 15. Auch in dieser Klasse sind die Olympiasieger Hagara/Steinacher (AUT) weiterhin Spitze.
Dem 49er-Feld mangelte es an Qualität, weil die besten Crews noch auf der Rückreise von der WM in Miami waren. Dennoch ist der sechste Platz von Contender-Weltmeister Gabriel Wicke mit Wolf Jenschonnek (HYC) überaus beachtenswert. Sie platzierten sich knapp vor Markus Steeg und Moritz Deml, die als eine der wenigen WM-Teilnehmer in Kiel antraten. Nach dem guten 16. Platz in Miami reichte es in Kiel zu zwei Tagessiegen und Platz sieben.
Nur die Surfer enttäuschten. Bei den Mistral-Männern kam Olympiastarter Alexander Baronjan nur auf Platz 14 hinter Sebastian Guter (12.). Der elfte Platz von Amelie Lux bei den Mistral-Frauen ist dagegen eher positiv zu sehen. Bei ihrem Comeback nach langer Leidenszeit mit Pfeifferschem Drüsenfieber kam sie immerhin wieder zu einem Tagessieg und einem zweiten Platz. Romy Kinzl wurde Achte.
Die Premiere der Paralympic-Klasse 2.4 gewann gewohnt souverän der Kieler Heiko Kröger. Mit sieben Siegen und einem dritten Platz hatte er die 20 Boote sicher im Griff.