Liebe Leserinnen und Leser,
sie haben es wieder getan. Ende letzter Woche hat eine Gruppe Orcas vor der Küste Portugals ein Segelboot versenkt. An Bord: Ein portugiesisch-französisches Paar und ihre drei Kinder. Der Übergriff war heftig. Die Familie konnte gerade noch ein „Mayday“ absetzen und in die Rettungsinsel klettern, dann musste sie zusehen, wie ihr Boot sank. 45 Seemeilen vor der Küste. Es folgte eine groß angelegte Rettungsaktion in einsetzender Dunkelheit. Ein Fischerboot fand schließlich die Familie in ihrer winzigen Rettungsinsel und nahm sie an Bord.
Wieder einmal wurde die Crew gerettet, niemand kam körperlich zu Schaden. Aber es war knapp. Wer einmal in eine Rettungsinsel geklettert ist, womöglich noch bei Welle und in triefend nassem Ölzeug weiß, dass das nicht selbstverständlich gelingt. Erst recht nicht mit drei Kindern.
Dabei wollen die Orcas doch nur spielen, wie fachübergreifend viele Medien in den letzten Wochen berichteten, oft eingeleitet mit dem Wort „Entwarnung“. Entwarnung? Für wen? Die Erkenntnis, dass es sich bei den immer häufiger werdenden Übergriffen von Orcas auf Segelyachten um spielerisches Verhalten handelt, ist in keiner Weise eine Entwarnung für Segler, die beim Befahren der Orca-Gebiete regelmäßig Schäden am Boot oder dessen Totalverlust riskieren.
Besonders tierliebe Menschen heben an dieser Stelle gern den moralischen Zeigefinger. „Das Meer gehört ihnen! Lasst die Orcas in Ruhe! Kein Wunder, dass sie sich wehren, der Mensch hat ihnen das Futter geklaut und bedroht sie!“
Bei der Ansicht, dass Segler nichts auf dem Meer zu suchen haben, gehe ich nicht mit. Ein Boot unter Segeln, dessen Crew sich umweltbewusst verhält, schadet dem Meer und seinen Bewohnern nicht. Und wenn die Orcas wirklich nur spielen wollen, wehren diese Segler sich auch nicht. Die Orcas erkennen nur einfach die Grenze nicht, an der aus Spiel Ernst wird – für ihr Spielzeug und dessen Crew. Sie machen weiter, bis etwas kaputt ist und das Spiel langweilig wird.
Orcas sind intelligente und lernende Tiere. Was vor knapp fünf Jahren als Verhaltensauffälligkeit weniger junger Orcas wahrgenommen wurde, setzt sich nun fort: Die Jungen lernen von den Älteren das Spiel mit den Ruderblättern und Kielen von Booten. Es ist zu befürchten, dass es immer mehr werden. Die Wissenschaft steckt indessen noch in den Kinderschuhen bei der Erforschung des inzwischen alltäglich gewordenen Phänomens. Es gibt Forschung, Thesen und Empfehlungen, aber keine (mir bekannten) Ideen, ob und wie man den Tieren das Erlernte wieder abgewöhnen kann – was meines Erachtens die langfristig wirksamste Strategie zum Schutz der Orcas wäre. Und zum Schutz der Menschen.
Bei diesem „Spiel“ Orca gegen Segelyacht genießt eine Seite Schutz: Die Tiere aus der vom Aussterben bedrohten Art „Orca Iberica“. Und stärker sind sie auch noch. Segler riskieren im schlimmsten Fall ihr Leben. Der ist zum Glück bisher nicht eingetreten. Aber es wird immer mehr zu einer Frage der Zeit.
Segler in der Region und auch solche, die vielleicht nie Richtung Mittelmeer segeln möchten, überschlagen sich förmlich mit Ideen, was im Falle einer Begegnung zu tun sei. Die Nadel an der Skala von defensivem zu offensivem Verhalten neigt sich inzwischen bei vielen in Richtung „notfalls mit Gewalt“. Viele versuchen, den Orcas aus dem Weg zu gehen. Kommt es dann doch zu einer Begegnung und damit in den meisten Fällen auch zum Versuch der Orcas, das Boot zu beschädigen, geben einige Sand oder Essig ins Meer oder erzeugen Lärm im Fall einer Annäherung der Killerwale. Andere gehen härter ran, denken an Stromstöße, verwenden Feuerwerkskörper oder denken laut über die Verwendung von Handfeuerwaffen nach.
Darf man das? Rechtlich und nach Lesart vieler auch moralisch bewegt sich auf dünnem Eis, wer mit Gewalt gegen die streng geschützten Tiere vorgeht. Aber wenn es hart auf hart kommt, hat dann der Mensch nicht auch ein Recht darauf, sich zu verteidigen? Ich meine: Ja.
Das ist dann eher vergleichbar mit der freundschaftlich beginnenden Rangelei auf dem Schulhof, bei der dann doch einer, meistens der Schwächere, ein blaues Auge davonträgt, wenn nicht vorher jemand dazwischengeht.
Ursula Meer
YACHT-Redakteurin
Blauwassersegler mit Faible für anspruchsvolle Routen aufgepasst: MCP präsentiert mit dem Global Explorer 68 einen robusten Motorsegler für weltweite Fahrt!
Der Crash von Holcim und Mapei endete dank einer Rekordreparatur bei der Knierim-Werft mit einem Happy End. Werftchef Steffen Müller gab exklusive Einblicke
15 sm vor der Pazifik-Inselgruppe Haʻapai (Tonga) fällt der Carbonmast des Trimarans „Black Marlin“. Hilfe ist nicht in Sicht – Jan Andersen und Annette müssen an Bord eine Lösung finden.
Mit erweiterter Beschlagsaustattung, neuem Kiel und Ruder sowie mehr Segelfläche soll die Hanse 360 ST mehr Segelspaß vermitteln
Ein schwerer Unfall zwischen einem Motor- und einem Segelboot auf dem österreichischen Teil des Bodensees endete am 11. Oktober 2025 tödlich. Bei der Kollision wurde eine deutsche Seglerin so schwer verletzt, dass sie trotz sofortiger Rettungsmaßnahmen verstarb. Die Polizei ermittelt zur Unfallursache.
Orcas bringen vor der portugiesischen Küste ein Segelboot mit einer Familie zum Sinken. Rettungskräfte konnten die Insassen unversehrt bergen.
Lennart Burke und Melwin Fink bei ihrer ersten Weltumseglung: Zehn Tage nach dem Start zu Etappe zwei im Globe40 lag die "Next Gen"-Crew auf Rang drei.
Im Globe40 läuft der Countdown zum Start in Etappe zwei. Lennart Burke und Melwin Fink sind bereit. Neu im Spiel: Ocean-Race-Europe-Siegerin Amélie Grassi.
Der Weg zum Sportseeschifferschein ist lang und aufwendig. Schlägt das Webinar-Format den Präsenzunterricht? Wir haben es ausprobiert.
Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden: