Meinung„Malizia“ hat ausgedient

YACHT-Redaktion

 · 20.09.2025

Meinung: „Malizia“ hat ausgedient
YACHT-Woche – Der Rückblick
yacht/bullseye-yacht-woche-2000x500-bolle_b8aebf233425d81ff302f233fcc64c76

Liebe Leserinnen und Leser,

​mit unterlegenem Material hat selten jemand eine Regatta gewonnen. Das gilt auch für das Ocean Race Europe. Paul Meilhat und sein Team Biotherm stehen schon vor dem abschließenden Küstenrennen am Samstag in Montenegro als Sieger fest (der NDR überträgt ab 12.00 Uhr live). Sie lieferten ein eindrucksvolles Rennen, auch und nicht zuletzt in Bezug auf die Boots-Performance. Boris Herrmann und seine Crew kämpfen in diesem Abschlussrace mit der nur einen Punkt vor ihnen liegenden italienischen “Allagrande Mapei” von Ambrogio Beccaria um Platz vier.

Für das Podium reicht es für Herrmann nicht mehr. Seine „Malizia – Seaexplorer“ war einfach nicht schnell genug für dieses Ocean Race Europe, um den hohen Fan-Erwartungen gerecht zu werden. So einfach ist es. Wer mehr erhoffte, musste fast zwangsläufig enttäuscht werden. Das sagt sich zwar hinterher immer einfach, aber wer genau zugehört hat, konnte es auch schon aus Herrmanns Statements vor dem Start in Kiel heraushören. Ein Podiumsplatz wurde sehr verhalten als Ziel ausgegeben.

Die „Malizia – Seaexplorer“ wurde entworfen für die Bedingungen im Südpolarmeer. Um dort während der Vendée Globe bestechen zu können. Tatsächlich gehörte sie rund um den Südpol zu den schnellsten. Ärgerlich nur, dass bei der Vendée bis dahin schon zu viele Seemeilen verloren waren, weil die Bedingungen zuvor eben nicht für das Boot passten. Und dass beim Ocean Race Europe zu selten solche Bedingungen herrschten.

Der Einsatzbereich der Imocas hat sich verändert. Regatten wie das Ocean Race oder die Europa-Version sind hinzugekommen und damit immer mehr Teilstrecken, auf denen der Wind nicht knallhart von hinten kommt, sondern sehr oft auch von vorn oder gar nicht weht. Dafür aber wurde die „Malizia – Seaexplorer“ nicht gemacht. Wenn dann auch nur ein Quäntchen Speed zu den Gegnern fehlt, bleibt allzu oft nur das Ausweichen, das Gegenkurs-Segeln, das Glück suchen. Man muss ausbrechen, hinterhersegeln nützt nichts, würde nur das Hoffen auf Fehler der anderen bedeuten. Doch die wissen auch, wie es geht . So lassen sich für mich die manchmal eigenwilligen Kursentscheidungen der Malizia-Crew erklären.

Die Stimmung in den Kommentaren zu den Instagram- oder Facebook-Posts der YACHT kippte als klar wurde, dass Herrmann wohl nicht um einen Podiumsplatz mitsegeln wird. Das war schon nach der dritten Etappe absehbar. Da wurde ihm vorgeworfen, das Race nicht ernst zu nehmen, auch, weil er auf der zweiten Etappe nicht an Bord war und dafür beim SailGP in Sassnitz aufschlug. Und dass er Ausreden suche, eben beim Material, und das Rennen und seine Chancen schönreden würde.

Ich meine, das war Quatsch. Oder wie ein Kommentator schieb: „Was soll er denn eurer Meinung nach sagen: Scheiss Boot, scheiss Bedingungen, scheiss Konkurrenz. Wir brechen ab und gehen Angeln?“

Ja, der Sieger, Paul Meilhat, war auf jeder Etappe an Bord der „Biotherm”. Andere Teams wechselten aber ähnlich wie auf „Malizia“ durch. Wenn es so einfach wäre, hieße es ja: bleib an Bord, und du gewinnst. Aber es wurde nicht einhand gesegelt, sondern im Team. Macht da die menschliche Einzelleistung den riesigen Unterschied? Wäre ein Herrmann auf Etappe 2 besser gewesen als ein Will Harris? Ich glaube da eher ans Material.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Der Sieger Meilhat bestätigte es: „Es hat sich gezeigt, dass ‘Biotherm’ besser für diese Art von Rennen geeignet ist, weil sie bei Übergängen – bei leichtem Wind und glattem Wasser – sehr schnell ist.”

Herrmann sieht es offenbar ähnlich. Es war das letzte Rennen der alten „Malizia - Seaexplorer“ mit ihm, das Boot ist verkauft, die neue „Malizia - Seaexplorer“ im Bau. Sie soll, so Herrmann, den derzeitigen Spitzenbooten sehr ähnlich werden - und damit sehr unähnlich dem alten Boot. Mehr ein Allrounder, auch bei Schwach- und Amwind. Mit der Neuen wird Herrmann, da bin ich sicher, auch wieder ganz vorn mit angreifen. Denn dass er es kann, hat er mehrfach bewiesen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Lars Bolle

Chefredakteur Wassersport digital


Lese-Empfehlungen der Redaktion

yacht/Myproject-122_588dd1e2bf08c53ce7f0b81757956597

Technik

16 geniale Bootsbau-Lösungen, die nur noch selten zu finden sind

yacht/M4920242-VTjyCduS

Früher war nicht alles besser – aber das eine oder andere schon. Was sich an guten Lösungen an Bord wiederzuentdecken lohnt, oder auch: Her mit der Zitrone!


Sun Odyssey 415

Zwölf-Meter-Cruiser setzt neue Maßstäbe – auch beim Preis

yacht/100154319_e6bbedc69a7f5414b52121ef327c7eb0

Mit der Einführung der Sun Odyssey 415 betreibt Jeanneau ambitionierte Linienpflege und dreht an der Preisschraube – nach unten. Wird das ein neuer Trend?


Globe40

Elfmeterschießen vor La Réunion? Burke und Fink sind dran!

yacht/whatsapp-image-2025-10-31-at-101903-2_ac247b5af30ec72c79aabbfff9d71d60

Samstagskrimi voraus im Globe40: Lennart Burke und Melwin Fink sind wieder dran an den Spitzenreitern. Kommt es zum "Elfmeterschießen" vor La Réunion?


Halloween

Das Geisterschiff von Gotha

yacht/875f45cb-cf19-4af8-9a51-88dd53c61f65_e61b92e27df90a15a801cb3e43122379

Die wohl größte private Halloween-Party in Thüringen steigt auf einem riesigen Geisterschiff. Alle sind zum Gruseln eingeladen, der Eintritt ist frei.


Transat Café L’Or

“11th Hour” in Top-Drei, Class40 stoppt, Beucke verletzt

yacht/bd-tco25-c40-lacorogne-2910vc-3154_8b6eb15c62b3477cdda0778782adcf31

Bewegtes Transat Café L'Or: Boris Herrmanns Mitstreiter aus dem Ocean Race Europe feiert seinen 32. Geburtstag als Spitzenreiter. Sanni Beucke ist verletzt.


Mini-Transat

Fabelhafter 24-Stunden-Rekord – Benoît Marie brilliert

yacht/573511395-1398761882251277-3805202231532391251-n_ff32a3a8a9b6eaeed2006fe72c93d014

Im La Boulangère Mini-Transat hat Benoît Marie auf "Nicomatic – Petit Bateau" den 24-Stunden-Rekord hochgeschraubt. Hendrik Lenz bleibt in der Top-Gruppe.


Führerscheine

DSV warnt vor Qualitätsverlust

yacht/100170789_9ed5d081f304119ed9c88ad777e84f53

Das Bundesverkehrsministerium sieht die Abschaffung amtlicher Sportbootführerscheine vor. Der DSV warnt nun vor einem Qualitätsverlust in der Ausbildung.


Oceanis 52

Ein starkes Stück Yachtbau auf dem Prüfstand

yacht/alin4372_715de89f35ce1de0d0b7275089867653

Diese Yacht braucht sicht nicht zu verstecken. Die neue Oceanis 52 von Marktführer Benteau kann im YACHT-Test überzeugen, mit starken Segeleigenschaften und einem hohen Ausstattungsstandard. Die ersten Photos vom Probeschlag in Spanien.


Boreal 56

Weltenbummler für extreme Reviere im Test

yacht/yacht_20251029_202523_new-img_61-1-tnRE5c7N

Die robuste Aluminiumkonstruktion ist geblieben, die seegerechten Detaillösungen auch. Mit der Boreal 56 übt sich die Werft in Ästhetik und Wohlgefühl


Meisterschaft der Meister

“Kalt, nass, anstrengend – toll!”

yacht/pepe-hartmann-4887_27a07f4f860ffe29048cdcada2cd52eb

Die 44. Meisterschaft der Meister ist Geschichte. Sie war nass, kalt, windig – und ein Erfolg. Die neuen Champions sind Philipp Buhl und Justin Barth.



Newsletter: YACHT-Woche

Der Yacht Newsletter fasst die wichtigsten Themen der Woche zusammen, alle Top-Themen kompakt und direkt in deiner Mail-Box. Einfach anmelden:

Meistgelesen in der Rubrik Allgemeiner Service