Liebe Leserinnen und Leser,
wann haben wir verlernt, miteinander zu reden? Heutzutage schreiben die meisten Menschen lieber eine Mail oder tippen eine Kurznachricht ins Handy, statt den Adressaten einfach mal anzurufen.
Warum ist das so? Haben wir Angst vor unbequemen Nachfragen? Fehlt uns die Zeit für ausführlichere Gespräche, weil wir permanent unter Druck stehen? Selbst viele Ältere, die längst aus dem Berufsleben raus sind, hacken oftmals hektisch auf ihren Smartphones herum, statt die Wähltaste zu drücken. Ich verstehe es nicht.
Um wie vieles schneller lassen sich Fragen oder gar Probleme in einem direkten Gespräch klären! Um wie vieles persönlicher ist eine nette Plauderei, wenn man den Anderen am Ohr hat, statt mit ihm im Minutentakt vor kryptischen Kürzeln wimmelnde „Messages“ auszutauschen!
Schuld an dieser Entwicklung ist nicht die Technik, namentlich nicht das Handy. Es sind wir Menschen, die nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, es aus der Hand zu legen. Ich nehme mich selbst da nicht aus. Selbst beim gemütlichen Sundowner im Cockpit liegt das kleine Wunderding fast immer in Griffweite. Und mancher Abend vergeht mit stundenlangem Videoclip-Gegucke, statt mit einer guten Unterhaltung in geselliger Runde.
Auf der Strecke bleibt dabei inzwischen häufig die schöne Tradition des Klönschnacks. Den Nachbarlieger freundlich zu grüßen, nach dem Wohlbefinden und dem Woher und Wohin zu fragen, gehörte immer zum guten Ton im Hafen. Über diesen ersten Austausch hinaus die Gesprächsfäden weiter zu spinnen, über Boote, Gott und die Welt zu quatschen und darüber die Zeit zu vergessen – was gibt es Herrlicheres?!
Man mag das oldschool finden, ewig gestrig. Ich finde, es lohnt, das eigene Kommunikationsverhalten einmal selbstkritisch zu hinterfragen. Bisweilen hat unsere zunehmende Gesprächsverweigerung gar fatale Folgen. So beobachten Rettungskräfte, Berufsschiffer, Schleusen- und Brückenwärter beispielsweise länger schon, dass Segler nicht mehr über Funk ansprechbar sind.
Dabei hängt ein UKW-Funkgerät über fast jedem Navitisch (gleich neben dem Plotter, aber das ist ein anderes Thema). Zum Mikrofon indes greift kaum noch jemand. Allzu oft werden die Geräte nicht einmal eingeschaltet, um zumindest mitzubekommen, falls sich in der Nähe ein Notfall ereignet. Oder der Schleusenwärter Anweisungen zur Einfahrt in die Schleusenkammer geben möchte.
Wenn Segler auf das Thema angesprochen werden, winken sie oftmals ab. „Wer funkt denn heutzutage noch?“, heißt es dann. Und: „Das Handy ist doch viel praktischer!“ Das mag in vielen Fällen stimmen. Aber nicht in allen. Insbesondere, dass das Smartphone ein gleichwertiger Ersatz fürs Funkgerät sei, ist ein verbreiteter Irrglaube!
Erst dieser Tage war davon zu lesen, dass ein auf der Ostsee havarierter Segler nicht erreichbar gewesen ist. Er hatte in schwacher Brise mit dem Ausfall der Maschine und der Bordelektronik zu kämpfen. Da er den Zielhafen nicht zum verabredeten Zeitpunkt erreichte, alarmierten Angehörige die Seenotretter. Die mussten lange suchen, bis sie endlich ein schwaches Radarsignal empfingen, das sie zu dem Vermissten leitete. Hätte der ein Handfunkgerät genutzt, wäre die aufwändige Suche vermutlich deutlich abgekürzt worden.
Auch Berufsschiffskapitäne, etwa auf der Elbe, klagen, dass sie Segler in brenzligen Situationen nicht ansprechen können, weil diese schlicht auf dem Funkwege taub seien. Desgleichen die Verkehrszentralen. Die eigene Handynummer hat schließlich niemand groß im Segel stehen!
Nicht selten, so zeigt die Praxis, scheuen Segler vorm Funken zurück, weil ihnen schlicht die Routine fehlt. Verständlich, die Funkscheinprüfung liegt lange zurück, und so richtig praxisnah sind viele Funklehrgänge obendrein auch nicht.
Eine Ausrede darf das aber nicht sein. In der aktuellen YACHT-Ausgabe und auch hier auf yacht.de nehmen wir uns deshalb der Funkerei noch einmal ausführlich an. Im Fokus steht dabei, wie man mit ein paar Tricks und Kniffen ein gerüttelt Maß Funkroutine erlangt. Es lohnt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen; im Zweifel ist es lebensrettend!
In diesem Sinne: „Over!“, nicht: „Out!“ – heißt, ich bleibe auf Empfang. Schreiben Sie mir Ihre Meinung zu dem Thema, ich bin gespannt.
YACHT-Textchef
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