Liebe Leserinnen und Leser,
2025 war ein Jahr, in dem sich das Segeln, speziell auf der Ostsee, seltsam zwiespältig angefühlt hat. Einerseits wie immer: Freiheit, Weite, der vertraute Klang der Wellen am Bug, das Säuseln des Windes im Rigg. Andererseits war da so etwas wie ein Windschatten, wie verwirbelte Luft, wie sie zu spüren ist, wenn der eigene Kurs in Lee einer anderen Yacht hindurchführt.
Die Trennlinien zwischen unserem Hobby, zwischen Freizeit und Freiheit und der Welt da draußen, dem Alltag, der großen Politik sind plötzlich verschwommener geworden. Russisches Kriegsschiff vor Fehmarn, Segeldrohnen, GPS-Störungen, verschärfte Meldepflicht in Norwegen – solche Schlagzeilen sind zu Wegmarken der eigenen Törns geworden. „Der Russe ist dieses Jahr irgendwie an Bord gekommen und segelt immer mit, sobald man sich einem Tiefwasserweg nähert“, fasste es ein Kollege zusammen. Wir segeln zwar noch mit denselben Booten, denselben Segeln, denselben Ritualen wie früher – aber wir tun es mit anderen Bildern im Kopf. Das geliebte Gefühl, irgendwo da draußen weit weg von der Welt zu sein, hat 2025 etwas von seiner Unschuld verloren. Wenn Segeln überhaupt je unpolitisch war, ist es jetzt so politisch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Gleichzeitig war 2025 ein Jahr, in dem der sportliche Teil unseres Metiers so positive Signale setzte wie schon lange nicht mehr. Die Wiederbelebung des Admiral‘s Cup, inklusive Mittelmeerpendant Sardinia Cup, ist fast schon als „sensationell“ zu bezeichnen. Der SailGP hat mit seiner Austragung vor Sassnitz deutsche Fans gewonnen und gezeigt, dass ein solches Top-Level-Event auch bei uns ausgetragen werden kann. Und dann war da natürlich das Ocean Race Europe, dessen Start in Kiel für viele ein Highlight war: Speedruns im Vorprogramm, Boote und Crews zum Greifen nah – und ein dramatischer Crash. Kiel war, wieder einmal, für ein langes Wochenende der Mittelpunkt der Segelwelt.
Dazu gesellten sich die leisen, aber wichtigen Geschichten der Einzelnen. Die Auszeichnung von Cole Brauer zur Seamaster 2025, begleitet von einer Laudatio der beeindruckenden Pip Hare. Zwei starke Frauen, die zeigen, wie viel Leidenschaft in unserem Sport stecken kann. Oder Charlie Dalin, der nicht nur mit seinem Sieg bei der Vendée Globe beeindruckte, sondern auch mit seinem offenen Umgang mit Krankheit und Verletzlichkeit. Er segelte die Vendée trotz Krebserkrankung.
Auch Christian Sauer ist so ein stiller Held. Mit seinem 5,80-Meter-Sperrholzboot ging er an die Startlinie des Mini Globe Race, obwohl er fast an der rechtzeitigen Fertigstellung seines Selbstbaus gescheitert wäre, und ist jetzt mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit einmal um den Globus unterwegs.
Auf der Produktseite war 2025 ebenfalls äußerst spannend. Ungewöhnliche und innovative Boote wie der Kat Tortue 147 oder der MODX 70 haben gezeigt, dass der Ideenreichtum im Yachtbau noch lange nicht aufgebraucht ist. Ein Vergleichstest von 38-Fuß-Yachten, die neue HR 370, First 30, Dragonfly 36, XR 41 oder Kleinserien wie die Woy 26 lassen erkennen, dass die Palette an Konzepten eher breiter als schmaler geworden ist. Gleichzeitig jedoch hat sich das Gefühl verfestigt, dass das Neubootgeschäft den Anschluss an die Mitte verloren hat: Wenn eine solide X-37 plötzlich wie ein Schnäppchen wirkt, weil neue Boote preislich beim Faktor drei liegen, dann hat das mit der Lebensrealität vieler Segler nur noch bedingt zu tun.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum 2025 für einige zum Jahr des Downsizing geworden ist. Die Deltania Mini als kleinste Segelyacht im Test, der Opti zum platzsparenden Beiboot umgebaut, manch Kollege segelte nur wenige Seemeilen, dafür standen viel Ankern, Beibootfahren mit dem Kind zum Strand oder ausgedehnte Landgänge auf dem Programm. Während irgendwo auf der Welt foilende Giganten um Pokale kämpften, fand das persönliche Glück zwischen Badeleiter und Strandcafé statt. Und auch das ist Segeln. Vielleicht sogar die Form, die uns am meisten erdet, wenn außen rum alles komplizierter wird.
2025 war auch ein Jahr der Wetterkapriolen, die nicht nur gefühlt zugenommen haben: Für die Mittelmeerregion häuften sich Berichte von plötzlichen, heftigen Gewittern und Stürmen, auf der Ostsee blieben klassische Windlagen meistens aus, zwischen Flaute und Starkwind gab es nicht viel. Auch hier spielte wieder das Große ins Kleine, der Klimawandel zeigt sich mit verändertem Wetter.
Vielleicht ist genau das die Lehre aus diesem Jahr und so etwas wie ein Vorsatz für 2026: Segeln ist keine Flucht vor der Realität mehr, sondern ein anderer Umgang mit ihr. Als Einzelner können wir nur wenige Pixel am großen Bild ändern, wir können aber einen eigenen Blickwinkel darauf einnehmen. Wegsehen ist kaum noch möglich, Teile des Bildes dringen ständig in unseren Alltag ein. Solange aber Menschen wie Cole Brauer, Pip Hare, Charlie Dalin, Christian Sauer und all die namentlich weniger bekannten Skipperinnen und Skipper unterwegs sind, oder der Papa mit seinem Söhnchen im Opti an den Strand tuckert, geht dieses Gefühl von Freiheit nicht verloren. Wir müssen es nur bewusster wahrnehmen. Und das darf natürlich, nach wie vor, auch auf einem langen Törn sein.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen, einen guten Rutsch ins Jahr 2026 und eine ausgewogene Balance zwischen den Tiden des Lebens.
Lars Bolle
Chefredakteur Wassersport digital
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