MeinungEinmal Vorspulen bitte!

YACHT-Redaktion

 · 01.03.2025

Meinung: Einmal Vorspulen bitte!
YACHT-Woche – Der Rückblick
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Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in politisch turbulenten Zeiten. Die Bundestagswahl ist passé, die Regierungsbildung läuft und auf der anderen Seite des Atlantiks unterschreibt US-Präsident Donald Trump Dekrete in Dauerschleife und zerschlägt innen- wie außenpolitisch Porzellan, wo er nur kann.

Wem all das exekutive Gerassel, wie mir, aufs Gemüt schlägt, für den gibt es nun einen Ausweg: einmal Vorspulen bitte! Und das auch noch auf den sieben Weltmeeren. Die US-Kreuzfahrtgesellschaft Villa Vie Residences brachte mit ihrem Reisepaket „Skip Forward“ nun die perfekte Lösung für alle Menschen, die der zweiten Amstperiode von „The Donald“ entgehen wollen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Vier Jahre dauert die möglichst Trump-News freie Kreuzfahrt, bei der 140 Länder besucht werden und die mit 425 Stopps für viel Politik-Ablenkung sorgt.

Für rund 152.000 Euro lässt sich diese Freiheit erkaufen, für weniger Betuchte bietet der Veranstalter auch kürzere Reisevarianten an. „Everywhere but Home“ nennt sich die dreijährige Tour, „Mid-Term Selection“ die Zwei-Jahres-Reise und schlicht „Escape from Reality“ die einjährige Flucht vor der Realität. Wie der Geschäftsführer des US-Unternehmens Mikael Petterson wissen lässt, handelt es sich bei den Angeboten keineswegs um politische Statements, vielmehr seien die Pakete schon vor der Wahl für Personen konzipiert wurden, die angekündigt hatten, im Fall des einen oder anderen Wahlausgangs das Land verlassen zu wollen.

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Lässt sich dieses kuriose aber ernst gemeinte Angebot – das mich zum Schmunzeln gebracht hat – auch als Blaupause für Segler nutzen? Leinen los und „Adieu Du schönes Heimatland“ klingt in diesen Tagen jedenfalls nach einem wahnsinnig verlockenden Plan.

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Dass ich mit meinen Auswander-Fantasien nicht allein bin, belegen die seit Jahren stark steigenden Zulaufzahlen des Vereins Trans-Ocean, der seinen Mitgliedern dabei hilft, sich untereinander zu vernetzen und den Traum von der Langfahrt Wirklichkeit werden zu lassen.

Ist der Plan geschmiedet, bleibt die Frage: Wohin soll es gehen, wo lässt es sich gut leben und segeln? Die Karibik, Australien oder vielleicht doch lieber Dänemark, unser liebstes Revier direkt vor der Haustür? Weniger Langfahrt, dafür mehr Hygge. Das Land des entspannten Lebensstils ist nah und schön und belegte in dem von den Vereinten Nationen herausgegebene World Happiness Report 2024 (WHR) den zweiten Rang nach Finnland. Die Mischung aus sozialer Sicherheit, Verbundenheit mit der Natur, Vertrauen in die Regierung (Aha!), einer ausgewogenen Work-Life-Balance sowie einer innovativen und nachhaltigen Wirtschaft macht das nordische Königreich zu einem der glücklichsten Länder der Welt. Noch dazu hat es eine Vielzahl traumhafter Küstenabschnitte und Inseln, die es auf eigenem Kiel zu entdecken gilt. Und Deutschland? Wir haben zwar auch attraktive wie vielseitige Küsten, doch in punkto „Happy Life“ segeln wir hinterher. Laut WHR büßten wir im letzten Jahr acht Plätze ein und landeten auf Rang 24 der glücklichsten Länder der Welt.

„Jeder ist seines Glückes Schmied“ könnte man jetzt sagen oder auch „in den kleinen Dingen liegt das Glück“. Mancher Segler mag die Alster, das liebste Segelrevier der Hanseaten, als klein bezeichnen. „Klein aber fein“ hingegen sagen viele Hamburger, die den 164 Hektar großen See  als Segelrevier am Feierabend oder Wochenende schätzen.

Jetzt gibt es leider Pläne, 50.000 Quadratmeter (5 Hektar) der mitten in der Metropole gelegenen Wasserfläche zuzuschütten, denn für den Bau der neuen U-Bahnlinie U5 wird Baustellenfläche benötigt. „Steht das Segeln auf der Außenalster vor dem Aus?“, fragten wir in unserem Artikel letzte Woche. Der Aufschrei in der Segelcommunity war riesig und der Politikverdruss ebenso. Konkret prüft die Hamburger Verkehrsbehörde große Flächen an der Ostseite der Außenalster trockenzulegen – für zehn (!) Jahre. Der empörte Widerstand vieler Hamburger sorgte schon wenige Tage nach Veröffentlichung für ein Zurückrudern der Hamburger Hochbahn. Es sei nun „unwahrscheinlich“, dass die Wasserfläche schwinden muss. Na bitte, geht doch. Ein endgültiger Beschluss zur Baustellenlogistik der U5 wird allerdings erst für 2026 erwartet. Bis dahin kreuze ich noch fröhlich mit dem YACHT-Zugvogel über die Alster und denke darüber nach, wo und wie es sich wohl am besten „Vorspulen“ lässt.

Martin Hager

YACHT-Chefredakteur


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