Liebe Leserinnen und Leser,
mein lang gehegter Traum ist in Erfüllung gegangen: Den Atlantik mit einem Segelboot zu überqueren. Doch nicht nur das, denn ich konnte den Törn meines Lebens zusammen mit meinem Bruder machen. Zu zweit auf einer alten Hanseat 70 von Miami über die Azoren nach Cuxhaven.
Mein erster Blauwassertörn und dann gleich rund 5300 Seemeilen auf 34,4 Fuß. Neun Wochen hatten wir Zeit, von denen wir sieben Wochen auf dem Wasser waren. Unendlich viel Zeit im Mikrokosmos des kleinen Boots auf den endlosen Weiten des Nordatlantiks.
Jetzt sitze ich wieder am Schreibtisch und der Atlantik rückt rasend schnell wieder in weiter Ferne. Was bleibt von dem gelebten Traum, wenn man wieder im Hamsterrad des Alltags steckt? Ich hoffe einiges! Eine Sache liegt mir besonders am Herzen: Mehr Gelassenheit gegenüber aufgeheizten Debatten und den unzähligen Dramen dieser Welt. Wie ich darauf komme? Bereits in der zweiten Nacht auf See hatte ich mein erstes Aha-Erlebnis, welches ich möglichst lange konservieren möchte.
Wachwechsel um 03:00 Uhr morgens in der Sargassosee: Völlig verschwitzt komme ich aus meiner Koje und genieße die Brise an Deck. Direkt über dem Boot zeigt sich die Milchstraße in voller Pracht. Es sieht aus, als würde der Masttopp eine funkelnde Verwirbelung durch den Himmel ziehen. Und auch das Boot zieht eine magisch funkelnde Spur durch das Wasser: Meeresleuchten! Mehr über die Reise erzähle ich übrigens in der neuen Folge unseres Podcasts!
Doch es wird noch fantastischer, denn in einiger Entfernung ist über Florida, Höhe Cape Canaveral, ein Feuerwerk an Blitzen und Wetterleuchten auszumachen. Ein Spektakel ohne Sound, als hätte jemand die Stummtaste gedrückt. Die Intervalle sind so kurz, dass es mich an ein Seegefecht aus einem Film erinnert. Im Wissen, dass aktuell nun auch in Teheran und Tel Aviv seit Tagen die Raketen einschlagen und auch die USA kurz vor Kriegseintritt stehen, poppt plötzlich ein mulmiges Gefühl auf. Läuft die Welt nun vollends aus dem Ruder, während wir uns eine Auszeit auf dem Atlantik gönnen?
Da dreht aus dem Nichts der raume Wind, so dass die Segel back schlagen, und unser Boot kurzzeitig außer Kontrolle gerät - akustisch unterlegt vom laut piependen Autopiloten. Der Bullenstander fängt das größte Übel auf und das kleine Malheur ist schnell behoben. Der Hanseat ist wieder auf Kurs. Vielleicht war das ein kleiner Warnschuss, denn Politik und Krieg haben an Bord einer Freizeityacht nichts zu suchen. So zynisch oder gleichgültig es auch klingen mag, wir können nichts dran ändern, wenn irgendwo geschossen wird. Keinem wird dadurch geholfen, wenn ich auf dem aktuellen Stand aller Krisenherde bin. Ausschalten von Störkanälen und selbst abschalten. Genau deshalb gehen wir doch alle segeln.
Noch während dieser Wache lösche ich die Nachrichten-Apps auf meinem Smartphone. Und so ist dieser Anflug von Sorge so schnell wieder verflogen, dass er gar keine Chance hat sich zu manifestieren. An Land ist mir diese Gelassenheit immer viel schwerer gefallen, nur zu oft geriet ich ins Grübeln über die Themen und Probleme unserer Zeit. Das immer dafür zur Verfügung stehende Werkzeug ist, na klar, das Smartphone. Stündlich checken, was wo warum passiert ist. Nicht zu vergessen die Social-Media-Kanäle: Hat mich jemand angeschrieben oder gibt es einen Kommentar, der kommentiert werden sollte? Und wenn nicht, warum nicht?
In den nächsten Tagen und Wochen auf See wird dieser Irrsinn immer bewusster. Ganz besonders nach dem Abrauchen des Inverters, der die Nutzung von Starlink und somit auch des Internets unmöglich machte. Vorher hatten wir einmal täglich Starlink angeschaltet, um das Wetter zu checken. Dabei blieb es nicht, schnell waren ein bis zwei Stunden vergangen, um auch Statusmeldungen zu schreiben und Bilder zu posten.
Dieses Ärgernis hat sich nach kürzester Zeit als Segen erwiesen und ermöglichte erst das tiefe Eintauchen in das Hier und Jetzt des Ozeans. So ein großartiges Erlebnis wie eine Atlantik-Überquerung bedarf meiner Meinung nach keiner Ablenkung durch Medien jeglicher Art. Wann hat man schon mal so viel Zeit, um Ruhe und Natur zu genießen zu können?
Morten Strauch
YACHT-Redakteur
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