Liebe Leserinnen und Leser,
Hat Sie das Fieber schon gepackt? Ich meine nicht das Fieber, bei dem Sie mit erhöhter Temperatur im Bett liegen. Gute Besserung, falls dies der Fall ist. Nein, ich spreche von der Vendée-Globe-Euphorie. Wenn nicht, wird es höchste Zeit. Denn in einer Woche beginnt das wohl härteste Segelrennen um die Welt. Dann starten 40 Skipper aus 11 Nationen vom beschaulichen Les Sables-d'Olonne aus in See.
Wobei, von beschaulich kann zurzeit nicht die Rede sein. Die Kleinstadt im Westen Frankreichs ist das pulsierende Herz des Events – und momentan herrscht dort Hochbetrieb. Bei meinem Besuch vergangene Woche war ich überrascht von der Menschenmenge. Die Stadt platzt vor Besuchern aus allen Nähten.
Überall wehen Banner, und lebensgroße Aufsteller der Skipper stehen herum. Besonders am Hafen, wo seit zwei Wochen das Sailors' Village geöffnet ist, ist der Andrang enorm. Besucher müssen bis zu zwei Stunden warten, um sich wie ein Regenwurm durchs Erdreich über die Stege drängen zu dürfen, an denen die Rennboliden aufgereiht liegen.
Ab und an geht ein Raunen durch die Menge, wenn sich wieder mal ein Skipper eilig durch die Massen zu seinem Boot kämpft. Seit Tagen sind sie im Dauerstress. Im Akkord geben sie Interviews, machen Foto-Shootings oder treffen Sponsoren. Denn nicht mehr lang, dann geht's für sie los - nonstop um die Welt.
Das Event hat sich längst von einem regionalen Klassiker zu einer nationalen Großveranstaltung entwickelt, die ganz Frankreich in ihren Bann zieht. Überall werden die Athleten wie Superstars gefeiert. Große Werbebanner hängen an Bahnhöfen in Paris, renommierte Zeitungen bringen Sonderausgaben, und im Fernsehen werben Sponsoren mit ihren segelnden Helden.
Und in Deutschland? Da ist von dem Trubel und Vendée-Fieber bisher wenig zu spüren. Ab und an findet sich eine Schlagzeile in den Zeitungen, zaghaft fließen erste Berichte in die Feeds der großen Nachrichtenseiten. Doch da geht noch mehr, finde ich!
Klar, in Frankreich ist Segeln mehr Breitensport als hierzulande. Doch das Interesse an hochklassigem Segelsport ist auch in Deutschland vorhanden. Der Fly-by des letzten Ocean Race in Kiel zeigte das eindrucksvoll: 25.000 Menschen versammelten sich an der Förde. La-Ola-Wellen, Jubelrufe und dröhnende Schiffshörner sorgten für eine mitreißende Atmosphäre. Auf dem Wasser herrschte dank der 2.000 Boote eine Atmosphäre wie beim America's Cup. Es war ein Fest für alle Sinne des Segelsports, wie es eine Kollegin treffend beschrieb.
Oder erinnern Sie sich an die Taufe von Boris Herrmanns neuem IMOCA, der Malizia Seaexplorer, im Jahr 2022 in der Hamburger HafenCity? Tausende Fans strömten an das Ufer der Elbe. Mehrere Sender berichteten live über das Ereignis. Natürlich ist Boris ein Publikumsmagnet; wo er auftaucht, folgen ihm die Menschen. Doch das öffentliche Interesse hat mich überrascht und ging über den üblichen Boris-Hype hinaus. Es waren das Boot, das Team Malizia und der Sport, die begeisterten.
Nun macht die Vendée Globe keinen Halt in Deutschland. Und auch Boris ist erneut – mit eingespieltem Boot – am Start. Nichtsdestotrotz birgt diese Vendée das Potenzial für Gänsehaut und sportliche Glanzmomente. Man muss nur beginnen, diesen Schatz zu heben. Die Franzosen zeigen, wie es geht. Also, her mit den Schlagzeilen, her mit der Vorfreude und dem Vendée-Fieber. Ich bin bereit und auch Deutschland ist bereit, da bin ich mir sicher!
Eine schöne Woche wünscht erstmals an dieser Stelle
YACHT-Redakteur
P.S.: Auch auf YACHT.de beginnt jetzt das Vendée-Fieber. Hier informieren wir Sie umfassend über das Rennen – mit aktuellen Nachrichten, Live-Tickern, Analysen und Geschichten abseits der Strecke.
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