Buchtipp„Logbuch der Leidenschaft“ – 15 Mal Liebe zum Segeln

Buchtipp: „Logbuch der Leidenschaft“ – 15 Mal Liebe zum SegelnFoto: Delius Klasing
Das Buch von Marc Bielefeld

In seinem Buch vereint Marc Bielefeld 15 Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch eines gemeinsam haben: die Liebe zum Segeln

Marc Bielefeld ist überzeugt davon, dass sich mit dem richtigen Antrieb alles erreichen lässt. Die stärkste menschliche Triebfeder ist die Leidenschaft – das kostenlose und unschätzbare Talent für eine Sache zu brennen. In seinem neuen Buch hat er 15 beeindruckende Geschichten gesammelt, von Menschen, die mit ebendieser Leidenschaft die größten Herausforderungen gemeistert, ihre Träume verwirklicht und faszinierende Abenteuer erlebt haben. Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen und mit unterschiedlichen Biografien: Von Suzanne van der Veeken, die beim Hitchsailing um die Welt trampt, über Theodor Fontane, der vor fast 150 Jahren auf einem Segeltörn nach Inspiration gesucht hat, bis hin zu Matthes Sierk, der mit Mitte 20 aus dem vorgegebenen Karriereweg ausbricht, sich eine Yacht kauft und Segeln lernt.

So unterschiedlich die Geschichten und die dahinterstehenden Menschen auch sind – sie alle haben eines gemeinsam: Ihr Herz schlägt für das Segeln, für Wind und Meer. Marc Bielefeld, selbst passionierter Segler, vereint die unterschiedlichen Porträts und Reportagen in diesem Buch zu einer Hommage an das Segeln. Sein Schreibstil ist dabei nicht weniger leidenschaftlich und mitreißend als die Geschichten, die er zum Leben erweckt.

Ein Freigeist allein auf dem Ozean: Bernard Moitessier

Eine davon möchten wir Ihnen hier gerne vorstellen. Sie lässt sich im Jahr 1968 verorten und ist die des Franzosen Bernard Moitessier, der zu dieser Zeit mit seinem Törn um das Kap Hoorn schon zu einem bekannten Hochsegler geworden ist. Er lebt damals auf seinem Boot „Joshua“, einer vierzehn Meter langen roten Ketsch, und ist ein Freigeist, der sich in der ozeanischen Einsamkeit wohler fühlt als unter Menschen.

Im Februar 1968 versucht die Londoner „Sunday Times“, Moitessier für ein Vorhaben zu gewinnen, das dieser vorerst vehement ablehnt. Die Zeitung plant zu dieser Zeit, die erste Solo-Nonstop-Umsegelung der Erde als Regatta auszuloben, und möchte den Franzosen dafür als Teilnehmer anwerben. Wer als Erster zurückkehrt, soll einen Pokal erhalten; auf den Schnellsten warten 5.000 Pfund Siegesprämie. Aus einer Weltumsegelung ein solches sensationslüsternes mediales Ereignis zu machen widerstrebt ihm zutiefst und wird der Bedeutung einer so besonderen Reise in seinen Augen nicht gerecht. Für ihn ist es, als würde die Öffentlichkeit damit in sein heiliges Refugium aus Meer und Einsamkeit eindringen.

Ein Törn dieses Ausmaßes, ohne GPS und ohne moderne Seekarten, ist zur damaligen Zeit ein Meilenstein der Sportgeschichte und birgt für die Teilnehmer durchaus auch ein tödliches Risiko. Neun Männer stellen sich schließlich der Aufgabe und brechen zu der Reise mit offenem Ende auf – unter ihnen, wider Erwarten, auch Bernard Moitessier.

Man könnte meinen, er hätte seine Meinung geändert, aber der Franzose fährt die Regatta nach seinen eigenen Maßstäben, entgegen allen Normen. Während einige der anderen Segler ihre Positionen gelegentlich per Funk übermitteln, gibt Moitessier nur selten ein Lebenszeichen von sich und bleibt allein mit sich, dem Meer und dem Wind. Der „Sunday Times“ bringt er nur Missachtung entgegen und richtet seine wenigen Botschaften ausschließlich an seinen Verleger. Niemand kennt seine Absichten.

Die Geschichte von Bernard Moitessier
Die Geschichte von Bernard Moitessier

Die Bedingungen auf See sind hart: Stürme, Krankheit und Schäden an den Schiffen zwingen viele bereits nach einem Drittel der Strecke zum Aufgeben. An dieser Stelle soll noch nicht vollends verraten werden, welchen kuriosen und dramatischen Verlauf das Rennen schließlich nimmt. Aber so viel sei gesagt: Moitessier und seine „Joshua“ liegen vorn, der Sieg scheint ihm sicher zu sein, als er plötzlich abdreht und den Kurs ändert.

Auf einer Route fernab aller Siege, auf einer Reise jenseits aller Trophäen und Konventionen segelt er immer weiter, bis er nach unglaublichen 303 Seetagen und 37.000 Seemeilen in der Südsee anlegt. Mehr als anderthalbmal hat er die Welt in dieser Zeit umsegelt und dabei auf Ruhm und öffentliche Aufmerksamkeit verzichtet. Diese Reise hat er nur für sich gemacht und damit der Kommerzialisierung des Segelns eine Absage geteilt. Für Moitessier war Segeln pure Leidenschaft – und er wollte, dass das so bleibt.

Noch mehr spannende Geschichten über die Anziehungskraft des Meeres und die Leidenschaft des Segelns können Sie im Logbuch der Leidenschaft lesen: Hier geht es zum Buch