Tatjana Pokorny
· 19.06.2018
Die Segel-Nationalmannschaft ist vielversprechend in die Kieler Woche gestartet. Viele Leistungsträger überzeugten zum Auftakt, andere feierten ihr Comeback
Laser-Vizeweltmeister Philipp Buhl ist eine der Galionsfiguren des deutschen Segelleistungssports. Der 28-Jährige aus Sonthofen hat am Mittwoch die Jagd auf seinen fünften Kieler-Woche-Titel eröffnet. Die Kampfansage des Aktivensprechers der Segel-Nationalmannschaft: "Ich mache kein Geheimnis daraus: Ich will hier den letzten Event vor der Weltmeisterschaft im August in Aarhus gewinnen und möglichst viel Selbstbewusstsein mitnehmen." Den Grundstein dazu legte der Allgäuer am Mittwochnachmittag: Mit den Rängen 5 und 3 stieg Buhl als Gesamt-Fünfter gut in die fünftägige Serie ein.
Ein idealer Auftakt gelang den beiden deutschen 470er-Frauen-Crews Nadine Boehm/Ann-Christin Goliaß vom Deutschen Touring Yacht-Club und der jungen Hamburger Crew Fabienne Oster/Anastasiya Winkel, die am ersten Tag die beiden Spitzenplätze eroberten. Im Nacra 17 beeindruckten Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer bei ihrer ersten gemeinsamen Regatta in diesem Jahr. Die Crew trainiert nach Kohlhoffs schwerer Operation und Genesung erst seit zweieinhalb Monaten wieder zusammen und nimmt mit dem German Sailing Team Kurs auf die Weltmeisterschaft in Aarhus. Als Gesamt-Neunte nach den ersten drei Wettfahrten ließen die Lokalmatadoren schon einige namhafte Teams hinter sich und deuteten an, wozu sie im Stande sein können. Johannes Polgar und Carolina Werner liegen nach dem ersten Tag bei ihrer ersten gemeinsamen Kieler Woche auf Platz 14 und bereiten sich in Kiel ebenfalls auf die Weltmeisterschaft in Dänemark vor.
Noch etwas schwer dagegen taten sich die Rio-Bronzemedillen-Gewinner Erik Heil und Thomas Plößel bei ihrem Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen. Das erfolgreichste deutsche 49er-Duo hat erst vor einigen Monaten nach längerer Pause und intensivem Vorantreiben des jeweiligen Studiums wieder das Training aufgenommen und liegt nach den ersten drei Wettfahrten im Heimatrevier auf Platz 22. "Wir haben heute auch alles mitgenommen, was geht", berichtete Heil lächelnd, "einen Riesen-Crash in der ersten Wettfahrt, eine Kenterung in der zweiten, weil sich vor uns eine Baustelle auftat. Hier sind viele Crews dabei, die ab 15 Knoten ziemlich unkontrolliert über den Kurs jagen." Heil sagte, er sei nicht happy über die ersten Ergebnisse. "Aber wir haben auch erst vor ein paar Monaten das Training wieder aufgenommen, und das Ziel ist die WM." Im Herbst will die Crew wieder voll in die zweite Olympia-Kampagne einsteigen.
Im 49erFX platzierten sich die Europameisterinnen Tina Lutz (Holzhausen) und Susann Beucke (Strande) zunächst auf Platz fünf. Die Berlinerinnen Victoria Jurczok und Anika Lorenz werden ihre Aufholjagd an Tag zwei von Platz 18 aus starten. In den Para-Sailing-Disziplinen 2.4mR und Hansa 303 haben die bekannten Erfolgsgaranten Heiko Kröger (Norddeutscher Regatta Verein) und Jens Kroker (Yachtclub Berlin-Grünau) die Plätze eins und zwei erobert.
Aufgrund der vielen Teilnehmer wird bei der Kieler Woche in diesem Jahr auf einigen olympischen Bahnen nach ausgeklügeltem Regieplan in Gruppen und im Schichtwechsel gesegelt, sodass manche Disziplinen am Abend noch im Einsatz waren und die Ergebnisse deutlich länger auf sich warten ließen als üblich. Für die kommenden Tage werden teilweise starke bis stürmische Wind erwartet.