Tatjana Pokorny
· 22.06.2016
"Sportsfreund" und "X-Day" erkämpfen IDM-Siege. Die Olympioniken sind durchgestartet, die 470er-Junioren-WM und die J70-EM eröffnet
Mehr geht kaum: Bei der Kieler Woche reihen sich die sportlichen Höhepunkte aneinander. Während am Mittwoch die Internationale Deutsche Meisterschaft der Seesegler unter Hochspannung mit dem letzten Rennen zu Ende ging, stiegen die Olympioniken erstmals ins Geschehen ein. Gleichzeitig begann die 470er-Junioren-WM mit den ersten Wettfahrten und den ersten deutschen Tagessiegen. Und am Abend fand auch noch die Eröffnungsfeier der J70-WM statt. Dass der Geschäftsführer des Welt-Seglerverbandes ausgerechnet an diesem Tag in Kiel zu Gast war, passte bestens. Andy Hunt erlebte einen äußerst vielseitigen Segeltag bei der 122. Auflage der weltgrößten Regatta, die den Briten sicht- und hörbar beeindruckte.
Am Mittwochvormittag hatten zunächst die IDM der Seesegler ein packendes Finale inmitten einer Konvergenz-Zone zelebriert. Ein letztes Mal mussten die Titeljäger ihr gutes Gespür für den Wind in komplizierten Bedingungen unter Beweis stellen, in denen der vielgelobte Wettfahrtleiter Stefan Kunstmann und sein Team ihren Job souverän beherrschten. Während in der kleinsten Gruppe das holländische Team von Jascha Bach schon vorzeitig den Sieg gesichert hatte, trennten nach sieben Wettfahrten nur 0,2 Punkte ORC-I-Sieger "Sportsfreund" von Axel Seehafer aus Heiligenhafen von der ebenbürtigen Verfolgerin "Silva Neo" von Dennis Gehrlein aus Kiel. Auf Platz drei segelte die "Tutima" mit Skipperin Kirsten Harmstorf aus Hamburg. Das Frauenteam hatte die Konkurrenz an den letzten beiden Tages mit drei Siegen in Folge in leichteren Winden beeindruckt, in denen sich Boot und Mannschaft sonst eher schwertun. In ORC II siegte die "X-Day" mit der Crew um den Hamburger Skipper Max Gurgel nach furiosem Schlussspurt und einem Wettfahrtsieg im letzten Rennen mit 1,4 Punkten Vorsprung vor Peter Beck Mikkelsens "BM Yachting" und Torsten Bastiansens "Sydbank".
Auch Deutschlands Olympiasegler waren am Mittwoch erfolgreich in die 122. Kieler Woche gestartet. Nach dem ersten Wettfahrttag führten in vier von sieben auf der Förde ausgetragenen olympischen Disziplinen DSV-Segler ihre Flotten an. Bei der letzten großen Regatta vor Beginn der Olympischen Spiele im August will das Audi Sailing Team Germany letzte Materialtests durchführen und Selbstbewusstsein tanken. Auch die beiden Paralympics-Teams Heiko Kröger (2.4mR) und die neuformierte Sonar-Mannschaft mit Steuermann Lasse Klötzing, Jens Kroker und Siegmund Mainka setzten sich an die Spitze.
World-Sailing-Geschäftsführer begeistert
Im Kampf um den 2013 verlorenen Weltcup-Status haben die Kieler-Woche-Organisatoren einen weiteren Schritt vorwärts gemacht. Bei seinem Besuch in Kiel sagte Andy Hunt, Geschäftsführer des Welt-Seglerverbandes World Sailing, dass "eine Aufwertung und Wiederaufnahme in den Weltcup in Zukunft möglich" sei. Der Brite zeigte sich beeindruckt davon, wie gut Kiel den Sport auf dem Wasser und das Fest an Land miteinander kombiniere und sagte: "Davon können viele andere großen Regatten lernen. Diese Art der Präsentation ist das, was wir uns für den Segelsport wünschen und was wir brauchen."
Promis an Bord
Großen Anteil daran hat das weiter ausgebaute Intensiv-Engagement der Partner Audi und SAP, die nicht nur die gut besuchte Audi Sailing Arena betreiben, wo der Segelsport im Herzen des Olympiazentrums Kiel-Schilksee auf einer Großbildleinwand live gezeigt und von Experten kommentiert wird. Die segelaffinen Partner veranstalten auch Prominenten-Regatten oder die am Wochenende stattfindende Speed Challenge, bei der sich Kite-Foiler wie der Hamburger Weltumsegler Boris Herrmann mit schnellen Katamaran-Geschossen messen wollen. Die Promi-Regatta am Mittwoch gewann Laser-Ass und Olympiateilnehmer Simon Grotelüschen mit dem "Team Wintersport": Skilangläufer Tobias Angerer, Ski-Alpin-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg und der Nordische Kombinierer Tino Edelmann siegten an Grotelüschens Seite. "Das ist mein erster Sommersieg", sagte Angerer und lachte sonnig. "Ich habe den falschen Sport", sagte der mehrfache Medaillengewinner; "dass es so abgeht, hätte ich nicht gedacht."