Kieler WocheWenn die Boote fliegen lernen

Tatjana Pokorny

 · 18.06.2012

Kieler Woche: Wenn die Boote fliegen lernenFoto: okPress
Den Kiel Cup im Visier: Die "All4One" stürmte in drei Wettfahrten als Erste über die Ziellinie

Am dritten Tag der Kieler Woche sorgten Wetterkapriolen für einige Verzögerungen und Ausfälle, vor allem aber für spektakuläre Segelbilder

Einen "Giftzwerg" nannte Wetterexperte Meeno Schrader am Montagvormittag die herannahende Gewitterfront, die Kieler-Woche-Chef Jobst Richter am Mittag dazu bewog, die Jollensegler für einige Stunden an Land zu beordern. Doch das Unwetter streifte die Kieler Förde nur, ergoss sich einmal über dem Olympiazentrum Kiel-Schilksee und zog dann weiter.

So konnten die am Morgen bereits begonnenen Wettfahrten am späten Nachmittag in den meisten Klassen doch noch fortgesetzt werden. Dabei bekamen es die Segler vor allem auf der Seebahn, aber auch unter Land mit stürmischen Bedingungen und Winden von bis zu 30 Knoten, in Böen sogar darüber zu tun. Daraus ergaben sich spektakuläre Bilder auf den Bahnen. Vor allem die Live-Übertragung von den 470er-Männern fesselten die Zuschauer an den Großbildleinwänden an Land. "Das sieht aus, als würden die Boote fliegen", war immer wieder zu hören.

Meister des Synchronsegelns
Auf dem Wasser lieferten sich erneut die beiden Lasersegler Simon Grotelüschen und Philipp Buhl zwei fast synchrone Rennen. Das erste gewann der jüngere Buhl, das zweite Olympiastarter Grotelüschen. Der deutsche Hoffnungsträger und sein Sparringpartner führen das Feld der 73 Laser aus 20 Nationen punktgleich an.

Insgesamt liegen in fünf von sechs in Kiel ausgetragenen olympischen Disziplinen Mitglieder der deutschen Segelnationalmannschaft vorn. Mit gewohntem Starkwind-Können übernahmen Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann aus Kiel die Führung im 49er und starten am Dienstag in den gelben Trikots der Spitzenreiter in die Finalrunden. "Bei uns läuft es nach dem nicht so gelungenen Auftakt wieder rund", sagte Schadewaldt, "wir sind glücklich."

In Führung liegen zwei Tage vor Ende der olympischen Hälfte der Kieler Woche auch die 470er-Crews Magnus Masilge und Moritz Klingenberg sowie Annika Bochmann und Elisabeth Panuschka aus Berlin und die Kieler Laser-Radial-Steuerfrau Franziska Goltz.

Endgültig: Olympia-Aus für Matthias Miller
Am Rande der Wettfahrten wurde in Kiel bekannt, dass es für Finn-Segler Matthias Miller keine Hoffnung mehr auf eine Nachnominierung für die olympische Segelregatta gibt. Zwar hatte der Olympia-Segelausschuss (OSA) dem DSV-Präsidium die Nachnominierung – nicht einstimmig – empfohlen, doch das DSV-Präsidium erteilte dem Vorschlag eine Absage. Der Laupheimer hatte zuvor zwar den Nationenplatz für Deutschland im Finn-Dinghy gesichert, aber die Erfüllung der nationalen Kriterien für eine Nominierung deutlich verpasst.

Matthias Miller, der bei der Kieler Woche auf Platz fünf liegt, sagte: „Ich hatte gehofft, dass sich das DSV-Präsidium dem OSA-Vorschlag anschließen würde. Ich bin natürlich traurig, aber ich kann die Entscheidung akzeptieren. Ich habe ja noch eine weitere Möglichkeit, denn ich will im Finn bis zu den Olympischen Spielen 2016 weitersegeln.“

Nicht olympisch, aber ebenso spektakulär verliefen die drei ersten Wettfahrten in der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Seesegler – Inshore. In Führung liegt in ORC III/IV nach drei Wettfahrten Oliver Leus’ X-332 "Blond" vor Max Gurgels X-332 "RubiX" und der X-332 Sport "Patent 3" mit Jens Tschentscher. In ORC I und II werden mangels Teilnehmer keine Titel vergeben.

Die großen Yachten kämpfen aber in denselben Rennen um den Kiel Cup und tragen eine Deutsche Bestenermittlung aus. In ORC I hatte nach dem ersten Tag die TP52 "All4One" mit Jochen Schümann mit drei Tagessiegen die Bugspitze vor Dennis Gehrleins Evento 42 "Silva Hispaniola" und der XP 44 "Xenia" mit Steuermann Ralf Lässig. Schnellste unter insgesamt 6 45-Fuß-Schwänen war am Montag die "VanUden" mit Steuermann Harm Tiddens. In der Wertung ORC II liegt die Flensburger "BM-Yachting" vorn.