Tatjana Pokorny
· 21.06.2012
Frank Schönfeldt räumt nicht mehr im Piraten ab, sondern in der J24. Und Wolfgang Hunger setzt seine Rekordjagd mit großem Appetit fort
Frank Schönfeldt? Kennt man! Als Segelmacher. Als Oberclown. Als Sänger. Als stets gut gelaunten und hingebungsvollen Jugendtrainer. Als ewig jungen Segelenthusiasten und als erfolgreichen Regattasegler. Man kennt ihn als Kieler-Woche-Sieger und beständigsten Teilnehmer der YACHT Meisterschaft der Meister, die seit zwei Jahrzehnten kaum einmal ohne ihn stattfindet.
Meist triumphierte der Hamburger bei der Kieler Woche im Piraten. Nun ist er schon zum dritten Mal mit einer J24 am Start. Und liegt wieder einmal in Führung. Das aber, so Schönfeldt, sei nicht ihm selbst, sondern "zu 70 Prozent meinem Sohn Till zu verdanken". Der 20-Jährige sagt dem Vater jede Böe und jeden Schlag an. "Der weiß genau, wohin es gehen muss", sagt Schönfeldt, "man merkt, dass er eine fantastische Ausbildung beim Mühlenberger Segel-Club hatte und auch danach immer wieder von sehr guten Trainern betreut wurde." Im Schönfeldt-Tandem kann sich der Papa auf das schnelle Steuern konzentrieren, während der Sohn für die Strategie zuständig ist - eine offenbar erfolgreiche Aufgabenteilung. Lediglich Kai Mares Team vom BSC kann der Familien-Crew, der neben dem Schönfeldt-Duo auch Finn Möller, Thorsten Sperl und Nick Feuerstein angehören, Paroli bieten und liegt punktgleich mit dem MSC-Team auf Platz zwei.
Zeitgleich setzte Wolfgang Hunger seine Jagd auf den eigenen Kieler-Woche-Rekord ungebremst fort. Mit Vorschoter Julien Kleiner im 505er lag der 19-malige Kieler-Woche-Sieger bereits zur Halbzeit nahezu uneinholbar in Führung. Sein schlechtestes Resultat war neben seinen Tagessiegen ein zweiter Rang. Europameisterin Meike Schomäker und Holger Jess verbesserten sich auf Platz neun. Respekt ersegelte sich Olympiastarter Tobias Schadewaldt aus Kiel, der erst am Mittwoch die Kieler Woche in der olympischen Klasse 49er gewonnen hatte und seit Donnerstag im 505er zeigt, dass ein guter Segler auch in unterschiedlichen Disziplinen erfolgreich sein kann. Zur Halbzeit des zweiten internationalen Teils der Kieler Woche überraschte Schadewaldt das 505er-Establishment mit Martin Schöler im Boot und Platz vier.
Auch Philipp Buhl und sein Vorschoter Adalbert Netzer bestätigten die These, dass Klassenwechsel den Horizont eher erweitern und Güte dabei durchaus im Gepäck mitreist. Buhl hatte am Mittwoch seinen ersten Kieler-Woche-Sieg im Laser gefeiert und dabei in einem spannenden Duell Olympiastarter Simon Grotelüschen bezwungen. Im Flying Dutchman liegt der Sonthofener Sportsoldat auch nach dem zweiten Tag auf Platz zwei in Schlagweite zu den ungarischen Spitzenreitern.
Eng geht es bei den Contender-Seglern zur Sache. Weltmeister Jan von der Bank musste ein paar Federchen lassen und rutschte nach sechs Wettfahrten auf Platz drei zurück. Vor dem angriffslustigen Krimi-Autor liegen Dauer-Rivale Andrea Bonezzi aus Italien und Spitzenreiter Sören Dulong Andreasen aus Dänemark.
Bei herrlichem Sommersegelwetter kämpften die Big Boats am Freitag um das Silberne Band. In Klasse ORC I gewann - das war nach dem glatten Durchmarsch bei der Kiel Cup Regatta keine Überraschung mehr - Jochen Schümanns Profiteam auf "All4One" vor Sven Wackerhagens Kieler Knierim 49 "Desna" und der Schweizer XP 44 "Rockabella". In ORC II hatte die Hanse 400 "Asia de Cuba" von Felix Hauß die Bugspitze berechnet vor Patrik Forsgrens schwedischer First 36.7 "Team Arken Zoo" und der Kieler Bavaria 38 Match "Lutzifer" von Martin Lutz. In ORC III/IV machte machte Knut Freudenbergs First 36.7 "halbtrocken" die Konkurrenz nass. Zweite wurde Andreas Wulfes X-362 Sport " vor Thomas Jungs Comfortina 35 "Longo Mai".