Kieler WocheUmkämpfte Rennen auf dem Stollergrund

Tatjana Pokorny

 · 17.06.2018

Kieler Woche: Umkämpfte Rennen auf dem StollergrundFoto: www.segel-bilder.de/Kieler Woche 2018
Baltic Pre-Worlds

In drehenden Winden und ruppiger Welle nutzen die großen Yachten bei der Kieler Woche die Baltic Pre-Worlds zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im Juli

Für die Seesegler ist es ganz ähnlich wie für die Olympioniken: Auf dem Weg zur Seesegel-Weltmeisterschaft im Juli in den Niederlanden liegt die Kieler Woche für die deutschen und skandinavischen Crews auf dem direkten Weg – so wie für die Olympiasegler Kiel auf Kurs Aarhus liegt. Ausgeschrieben als Baltic Pre-Worlds (vielen auch als Kiel Cup bekannt), nutzen die ambitionierten Teams die Up-and-Down-Wettfahrten der Kieler Woche folgerichtig als kompakte WM-Vorbereitung. Entsprechend engagiert wurde am Montag auf dem Stollergrund in den ersten drei Wettfahrten gesegelt. Und die Bedingungen waren mit drehenden Winden und schwieriger Welle bestens geeignet, um das Leistungsvermögen der Boote zu erproben. Die "Halbtrocken 4.0" von Michael Berghorn (Kiel) bei den großen Booten (ORC I+II) und die "Immac Fram" von Kai Mares (Dänischenhagen) in der Klasse der ORC-III+IV-Yachten wirken schon bestens vorbereitet auf den Saison-Höhepunkt.

  Die "Halbtrocken 4.0" von Michael Berghorn (Kiel) führt nach drei Wettfahrten die ORC-I+II-Wertung der großen Boote anFoto: www.segel-bilder.de/Kieler Woche 2018
Die "Halbtrocken 4.0" von Michael Berghorn (Kiel) führt nach drei Wettfahrten die ORC-I+II-Wertung der großen Boote an

Nach einem guten Start in die Serie musste Torsten Bastiansen (Flensburg) mit der "Sydbank" (ORC I+II) im dritten Rennen des Tages aufgeben. Nach dem Bruch des Achterstags entschloss sich die Crew, den Schaden an Land zu beheben. Das brachte die "Halbtrocken 4.0" in die Top-Position. Rang drei ersegelte Kirsten Harmstorf-Schönwitz' Frauen-Crew auf "Tutima", die vor allem die kurzen Rennen auf dem Up-and-Down-Kurs schätzt und die Verbesserung der Crew-Arbeit im Visier hat.

  Die „Tutima“-Crew bei einem Training im vergangenen Jahr – zu übersehen sind sie selten, erfolgreich immer öfterFoto: Team Tutima
Die „Tutima“-Crew bei einem Training im vergangenen Jahr – zu übersehen sind sie selten, erfolgreich immer öfter
  Die "Immac Fram" lieferte sich mit Gordon Nickels "OneSpirit" einen spannenden Kampf um die Spitzenposition in ORC III + IVFoto: www.segel-bilder.de/Kieler Woche 2018
Die "Immac Fram" lieferte sich mit Gordon Nickels "OneSpirit" einen spannenden Kampf um die Spitzenposition in ORC III + IV

In diesem Bereich sieht sich Kai Mares sich mit seiner Crew auf "Immac Fram" gut aufgestellt. Nach dem Gewinn der schwedischen Meisterschaft über Pfingsten legt die Italia-Yacht nun auch vor Kiel die Messlatte für die Konkurrenz auf. "Das lief heute sehr gut mit den Plätzen 1, 1, 2. Die Trainingsgemeinschaft mit den Jungs von der ,OneSpirit‘ funktioniert", erzählte Mares. "Es war heute anspruchsvolles Segeln mit vielen Drehern. Aber die Wettfahrtleitung hat alles bestens im Griff gehabt, schnell gearbeitet und vernünftig lange Kurse ausgelegt. Für die WM in drei Wochen sind wir auf einem guten Weg. Allerdings wollen wir dafür keine Prognose abgeben, denn dort werden ja erstmals beide Vermessungsformeln zusammen gewertet. Und für IRC haben wir noch gar keine Erfahrungswerte. Das wird also spannend." Im Kielwasser der Mares-Crew folgt das Schwesterschiff, die "OneSpirit" von Skipper Gordon Nickel. In den vergangenen Tagen hat dort mit Jochen Schümann Deutschlands erfolgreichster Segler Jochen Schümann als Trainer agiert. "Schön, mal wieder in Kiel dabei zu sein, wenn auch nur als Beobachter an Bord. Aber es ist gut zu sehen, wie sicher die Jungs arbeiten." Mit den Platzierungen 3, 2, 1 ließ die Nickel-Crew zunächst auch die amtierenden Europameister von der schwedischen "Pro4U" hinter sich.

Nicht alles rund lief bei den ClubSwan-50-Yachten, die auf dem Stollergrund ihre ersten Kurzwettfahrten für das Nord Stream Race segeln. Am Sonntag geht es für sie in mehreren Etappen auf den langen Schlag nach St. Petersburg. Dafür ist bei der dänischen Crew von Kris Houmann noch einige Arbeit an Bord und an Land erforderlich. Denn die Mannschaft überfuhr beim Spinnaker-Manöver das eigene Segel, konnte das leichte Tuch nur mit diversen Rissen wieder an Bord bringen und hofft nun, dass die Segelmacher bis Sonntag alles repariert haben. Die Führung der Flotte der fünf baugleichen Yachten hat zunächst die deutsche Mannschaft um Hendrik Brandis (NRV Hamburg) mit drei Siegen in den drei Rennen übernommen.