Tatjana Pokorny
· 21.06.2014
Heftige Böen mit Geschwindigkeiten von 30 Knoten sorgten am Sonntag für viele Ausfälle. Die Seesegler und die Laser aber wurden gefordert
Wie ein Tiger – bereit zum Sprung – umkreiste Deutschlands Segler des Jahres nach seinem verpatzten Kieler-Woche-Auftakt von Samstag am Sonntagvormittag das Regatta-Büro im Olympiazentrum Kiel-Schilksee und wartete auf die Entscheidung der Wettfahrtleitung. Während eine olympische und paralympische Disziplin nach der anderen aufgrund zu stürmischer Bedingungen abgesagt werden musste, macht Buhl Werbung für seinen Sport und seine Klasse. Für die Laser seien die 15 bis 20 Knoten Wind, die Böen, die mit 30 Knoten und mehr aus dem Nichts über die Förde herfielen und auch die aufgetürmten Wellenberge kein Problem. So sah es schließlich auch die Wettfahrtleitung: Um 14 Uhr schließlich erfüllten sich die Hoffnungen des 24-jährige Sonthofener Sportsoldaten auf eine Chance zur Wiedergutmachung. Oragnisationsleiter Peter Ramcke und sein Team schickten die Laser als einzige Jollenklasse des Tages auf die kurze TV-Bahn zwischen Strande und dem Olympiazentrum.
Philipp Buhl nutzte die Chance zur Aufholjagd und verbesserte sich von Platz 48 auf Platz sechs. Von dieser Position aus greift der WM-Dritte und Deutschlands Segler des Jahres am Montag mit Beginn der Finalserie zum dritten Mal in Folge nach dem Kieler-Woche-Sieg. Doch neben ernst zu nehmenden internationalen Rivalen macht Buhl inzwischen auch ein gerade erst wieder in den Laser zurückgekehrter Teamkamerad Konkurrenz: Der Oldenburger Tobias Schadewaldt liegt nach fünf Wettfahrten auf Platz drei. Der Olympia-Elfte im 49er hat sich für eine weitere Olympiakampagne in seiner ehemaligen Bootsklasse entschieden. "Mir macht das Segeln im Laser einfach so viel Spaß", sagte Schadewaldt, "ich weiß, dass Philipp zur Zeit bedeutend besser ist als ich. Aber sollte mich das aufhalten? Ich will wachsen und Spaß haben. Ob ich dann noch einmal eine olympische Chance habe, das werden wir sehen."
Weniger Probleme mit den ruppigen Bedingungen hatten naturgemäß die Seesegler. Zwar gab es reichlich Bruch auf der 40-Seemeilen-Mittelstrecke für die Teilnehmer an der Internationalen Deutschen meisterschaft der Seesegler, aber auch große Freude über die anspruchsvollen Bedingungen. Schnellste IDM-Yacht war am Sonntag die "Platoon" des Hamburger Skippers Harm Müller-Spreer. Die gecharterte Carkeek 47 raste über den Kurs und erreichte die Ziellinie nach nur drei Stunden und 37 Minuten. Daran konnte die Crew mit Markus Wieser, Thomas Auracher, Matti Paschen und vielen weiteren namhaften Seglern nicht einmal ein Backstagbruch hindern, in dessen Folge das Team sein Großsegel runternehmen musste. Die kleinsten Yachten kehrten erst am Abend nach Kiel-Schilksee zurück und deshalb gab es zunächst auch keine Ergebnisse. Kai Mares von der J/V 49 "IMMAC One4All" berichtete: "Wir haben heute mit unserem vergleichsweise alten Schiff unseren persönlichen Geschwindigkeitsrekord auf 20 Knoten hochgeschraubt. Ich bin wirklich sehr stolz auf meine jungen Leute!"
Parallel zur IDM-Mittelstrecke startete für alle anderen "Big Boats" die Rückregatta von Kiel nach Eckernförde. Erneut beeindruckte der konkurrenzlose Trimaran "Musandam-Oman-Sail" mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 39 Knoten bei einem Reff. Den 20 Seemeilen langen Sturm-Sprint absolvierten der irische Skipper Damien Foxhall und seine sechsköpfige Crew mit dem Hamburger Weltumsegler Tim Kröger und Anna-Maria Renken aus Bremen in nur 52 Minuten und 33 Sekunden. Für ihre Dominanz am ersten Wochenende der Kieler Woche wurde die Oman-Botschafterin auf drei Kufen unter anderem mit der Krupp-Trophäe geehrt.
Ein ungewöhnliches Projekt mit viel Meerwert präsentiert im Olympiazentrum Kieler-Woche-Partner Veolia. Das Entsorgungsunternehmen, das auch Laser-Steuermann Philipp Buhl unterstützt, weist die ganze Woche mit einer Live-Vorführung auf die Verschmutzung der Ostsee und seine Umweltdienstleistungen hin. Die Berliner Künstlerinnen Sabine und Sandra Wiesthal arbeiten im Olympiazentrum an ihrem Kunstwerk, dessen Entstehung die Besucher miterleben können.