Tatjana Pokorny
· 22.06.2012
Laser-Ass Philipp Buhl segelt weiter auf der Erfolgswelle: Kann er seinem ersten Kieler-Woche-Sieg binnen einer Woche den zweiten zufügen?
Es wird eng. Neun Punkte fehlen Philipp Buhl und Adalbert Netzer für ein ganz seltenes Husarenstück. Wettfahrtsiege und viel Glück müssten am Finaltag der Kieler Woche für Buhl zusammen kommen, um die bislang überragend segelnden Ungarn Szabolcs Maithenvi und Andreas Domokos noch vom Flying-Dutchman-Thron zu stoßen und den zweiten KiWo-Sieg binnen einer Woche einzufahren.
Der wunde Punkt der Ungarn: Sie schleppen neben sechs Tagessiegen auch einen Frühstart mit im Gepäck und dürfen sich keinen totalen Aussetzer mehr leisten, wollen sie die Attacken von Buhl und Netzer bis zum Ende der weltgrößten Regattaserie abwehren. Man darf gespannt sein, ob der im Laserduell gegen Olympiastarter Simon Grotelüschen so erfolgreiche Buhl in seiner aktuell überragenden Form auch auf diese taktische Herausforderung eine Antwort weiß. Buhl sagt: "Das wird ganz schwer für uns, eigentlich kaum mehr machbar, aber sie haben sich ja schon einen Frühstart geleistet..."
Weniger eng, sondern noch souveräner als zuletzt steuert Wolfgang Hunger ungefährdet auf seinen Jubiläumsrekord zu: Der neunmalige Weltmeister mit dem Spitznamen "Woller" steht vor dem 20. Titelgewinn in Kiel. Gemeinsam mit Julien Kleiner liegt der Altmeister einen Tag vor Ende der Kieler Woche mit nur 13 Zählern nach neun Wettfahrten nahezu uneinholbar in Führung.
Überraschend hat sich inzwischen Tobias Schadewaldt mit Vorschoter Martin Schöler bei seinem Ausflug in die 505er-Klasse auf Platz zwei vorgeschoben. Der Olympiastarter und Kieler-Woche-Sieger im 49er hat bereits zwei Wettfahrtsiege im anspruchsvollen 505er eingeheimst und stellt bei seiner "Abwechslung vom Olympia-Alltag" so manch' ein etabliertes 505er-Team in den Schatten. Das Rekordfestival von Wolfgang Hunger aber kann auch Schadewaldt kaum mehr verhindern.
Im Starboot konnten sich Johannes Polgar und Markus Koy heute Beneidenswertes leisten und einen Wettfahrtsieg als Streicher wählen. Andere Ergebnisse als eine Reihe von neun Einsen haben sie nicht auf dem Konto. Die Hamburger, die in der nationalen Olympiaqualifikation Robert Stanjek und Frithjof Kleen unterlagen, dominieren das schwach besetzte Starboot-Feld vor Kiel nach Belieben. Im Hobie 16 kämpfen am Sonntag zwei gemischte Teams ganz im Stile der neuen Mixed-Disziplin bei Olympischen Spielen um den Kieler-Woche-Sieg: In Führung liegen Detlef Mohr und Karen Wichardt knapp vor Knud Jansen und Anke Delius.
Boot mit Aussicht
Einen garstigen Rückschlag musste Frank Schönfeldts erfolgreiche Familiencrew hinnehmen. Im Start zur letzten Wettfahrt am Samstag traf eine 40-Knoten-Boe die bereits heftig flatternde Fock so unglücklich, dass ein Fenster im Segel mit lautem Knall herausbrach. "Da fehlte uns plötzlich ein Quadratmeter Segelfläche und wir mussten aufgeben", erzählte Schönfeldt, "wie unangenehm, dass wir dann als Clown Sails Segelmacher zu North zur Reparatur mussten. Unser Segelmacher Thorsten Sperl hat es dann an einer North-Nähmaschine gerichtet..." Dennoch ist Schönfeldt mit den bisherigen Leistungen und Platz zwei mit elf Punkten Rückstand auf Kai Mares zufrieden: "Wir haben im Segeldesign für die J24 sehr große Fortschritte gemacht, sind absolut auf dem richtigen Weg."
Den Senatspreis der Big Boats gewann am Samstag in ORC I Jochen Schümanns "All4One". Gesteuert hat die TP 52 aber nicht Schümann, sondern 470er-Olympiateilnehmer Ferdinand Gerz aus München bei seinem Ausflug auf die Seebahn. Mit von der Partie war auch TV-Star Kai Pflaume. In ORC II siegte die Kieler "Lutzifer" von Martin Lutz nach berechneter Zeit und in ORC III und IV fügten der hochtalentierte Hamburger Steuermann Max Gurgel und seine Nachwuchscrew vom Hamburger Segel-Club ihren jüngsten Siegen bei den Deutschen Meisterschaften der Seesegler einen weiteren Erfolg hinzu.