Tatjana Pokorny
· 22.06.2019
Traumstart in die 125. Kieler Woche: Rekordsieger Hunger auf Titeljagd, Olympiasieger Lööf mit Medaillenhunger und eine Segler-Armada im Glück
Tage wie diese sind es, die Kieler-Woche-Teilnehmer glücklich machen, denn zum Auftakt der 125. Jubiläumsauflage zeigte sich die weltgrößte Regattawoche von ihrer schönsten Seite und sorgte für viel Begeisterung unter Aktiven und Helfern. "Wir könnten die Klassen mit leichter Verzögerung starten", so Organisationsleiter Dirk Ramhorst, "erst hatten wir noch den Kampf der beiden Windsysteme, doch dann hat sich die Thermik gegen den Gradienten durchgesetzt und immer mehr stabilisiert. So konnten wir die Klassen bei einer östlichen Brise auf die Bahnen schicken. Es haben sich super segelbare Bedingungen entwickelt. Es war ein perfekter Tag, alle waren zufrieden."
Ganz besonders galt das für die Kieler-Woche-Rekordsieger Wolfgang Hunger und Holger Jess. Steuermann Hunger hat seine Jagd auf den 22. Titel fast ideal eröffnet. Der 58-jährige Orthopäde und siebenmalige Weltmeister im 470er und 505er ersegelte im Heimatrevier vor der eigenen Haustür in Strande an der Seite seines Vorschoters Jess aus Eckerförde zum Auftakt zwei Tagessiege und einen dritten Rang. Damit übernahm der dreimalige Olympiateilnehmer auf Anhieb die Führung, die er in den kommenden drei Regattatagen verteidigen will. Zu seinen stärksten Rivalen zählen der dänische FD-Olympiasieger Jörgen Bojsen-Möller und sein Bruder Jacob, die auf Platz zwei liegen.
Bei der im Rahmen der Kieler Woche ausgetragenen Europameisterschaft der OK Jollen hat der schwedische Starboot-Olympiasieger Freddy Lööf die Führung übernommen. Während in Lööfs Abwesenheit sein Starboot-Konkurrent Mateusz Kusznierewicz und Bruno Prada am Samstag vor Sardinien zu Starboot-Weltmeistern gekürt wurden, kämpft Lööf lieber vor Kiel um EM-Gold in der OK Jolle. Co-Favorit Jan Kurfeld aus Wismar hatte die europäischen Titelkämpfe der OK-Jollen in Kiel am Samstag mit einem Tagessieg fulminant eröffnet, fiel aber nach Rang 10 im zweiten Rennenzunächst auf Platz zwei zurück.
In der für Segler mit und ohne Handicap offenen Einmann-Kielbootklasse 2.4mR setzte sich Top-Favorit und Paralympics-Sieger Heiko Kröger mit drei Rennsiegen an die Spitze. Eine weiße Weste behielt wie Kröger auch Iver Ahlmannmit drei Tagessiegen im Musto Skiff. Beim Vorspiel zum Nord Stream Race, für das Ex-Kanzler Gerhard Schröder am Sonntag auf der Kieler Innenförde das Startsignal geben wird, konnte sich am Samstag das deutsche Team um Skipper Sven-Erik Horsch mit Platz zwei hinter Schweden nach drei Rennen gut in Szene setzen.
Für spekatukäle Szenen sorgten ein knappes Dutzend Motten- und Wazp-Segler. Mit Frithjof Schwerdt (Hamburg) ist ein ehemaliger Musto-Skiff-Weltmeister inzwischen in die Moth-Klasse umgestiegen und foilt nun zur Kieler Woche über die Förde. Allerdings muss er sich an das neue Boot noch gewöhnen: "Der Umstieg von der Einheitsklasse auf eine Konstruktionsklasse ist schon enorm. Man muss viel am Boot arbeiten, um schnell zu sein und zu bleiben." Schwerdt ist nach drei Rennen Siebter, die Führung hat der Schweizer Adriano Petrino vor dem Kieler Max Lutz und Sven Kloppenburg (Ratzeburg) inne.