Tatjana Pokorny
· 15.06.2018
Segeln satt zum Auftakt: Die 124. Kieler Woche startete mit dem Welcome Race, der 300 Boote starken Aalregatta und dem Klassiker-Rendezvous durch
Offiziell wird die Kieler Woche erst am Samstagabend von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet. Doch die ersten Rennen bei der weltgrößten Regattawoche sind schon gelaufen. Auf Kurs Eckernförde feierte eine Rekordflotte von 300 Booten 125 Jahre Aalregatta. Die Kieler Woche startete mit dem Welcome-Race, der Aalregatta und dem Rendezvous der Klassiker vor dem alten Olympiahafen in Düsternbrook fulminant durch und demonstrierte gleich mit den ersten Starts, wofür sie steht: Segelsport in allen Dimensionen. Und das bei guten äußeren Umständen: "Wir hatten sehr schöne Bedingungen mit östlichen Winden, auch wenn es teilweise etwas dunkel wurde am Himmel", berichtete Wettfahrtleiter Ralf Paulsen.
Die leichte Brise und die angenehmen Temperaturen unter bewölktem Himmel spielten den Organisatoren am frühen Samstagmorgen in die Karten. Und nach der Passage des Leuchtturms Friedrichsort briste es sogar auf 4 bis 5 Beaufort auf – beste Bedingungen für eine schnelle Reise der Crews auf der 28 Seemeilen (rund 50 Kilometer) langen Tour von der Kieler Innenförde über den Stollergrund nach Eckernförde. Die Schnellste auf dem Kurs war erwartungsgemäß die Crew um die Brüder Helge und Christian Sach (Zarnekau) auf dem M32-Katamaran "Itelligence", die nach 2 Stunden, 17 Minuten und 28 Sekunden das Ziel vor Eckernförde passierte.
Es herrschte reges Treiben auf dem Wasser der Innenförde zum Auftakt. Zum Jubiläum der Aalregatta hatten sich auch die Klassiker mit ihrem Rendezvous der großen Flotte angeschlossen und waren mit auf den Kurs nach Eckernförde gegangen. So reihten sich vor dem Olympiahafen für die Zuschauer an der Kiellinie diverse Starts der unterschiedlichen Wertungsgruppen über zwei Stunden aneinander – ein hübsches Spektakel für die Sehleute.
Den Auftakt machten die 15 Tri- und Katamarane. Während die Fahrten-Tris vor allem ihr Glück auf der Ostuferseite der Förde suchten, starteten die Sach-Brüder, bei denen auch die Söhne von Christian Sach, Johann und Anton, sowie Miteigner Herbert Vogel an Bord waren, mit ihrem knapp zehn Meter langen Kat direkt vor der Mole des Düsternbrooker Hafens. Es war die taktisch richtige Entscheidung, denn mit freiem Wind zog die "Itelligence" aus der Förde heraus und hatte dann jenseits des Friedrichsorter Leuchtturms richtig Spaß.
"Toller Wind, hohe Welle. Es fuhr sich klasse", berichtete Christian Sach, der mit seinen Söhnen für die Vorsegel zuständig war. Und da gab es ein bisschen was zu tun, denn vor Surendorf ging das kleine Vorsegel weg, und der große Code Zero wurde ausgerollt. "Wir konnten schön die Wellen abfahren und mussten aufpassen, dass wir keinen Stecker fahren. Die letzten Meilen vor Eckernförde brach der Wind dann allerdings ein." So blieb das Team exakt eine halbe Stunde über dem Streckenrekord der "Musandam"-Crew aus Oman, die vor vier Jahren allerdings mit einem mehr als doppelt so großen Trimaran unterwegs war. "Für uns war das Rennen auch eine gute Gelegenheit, die Jungs mit an Bord zu nehmen und mit ihnen mal den Start zu fahren. Das übt auch für den Opti", berichtete Christian Sach.
Als nächstes Schiff kam die "Calypso", der 82-Fuß-Renner (rund 25 Meter) von Gerhard Clausen, in Eckernförde an, bevor die fünf Boote starke Flotte der ClubSwan 50 im Ziel einlief. Die baugleichen Boote aus Russland segeln sich mit dem Kieler-Woche-Auftakt bereits für das Nordstream Race warm. Während die ORC-Crews des Welcome Race den Kurs sportlich ambitioniert absegelten, ging es bei den Mannschaften der Aalregatta und den Klassikern deutlich ruhiger und entspannter zu, sodass das Feld erst am Abend in Eckernförde komplettiert wurde, um nach einer gemeinsamen Nacht im engen Päckchen im Stadthafen am Sonntagvormittag wieder auf die Rückregatta nach Kiel zu gehen.
Gut 100 Traditionsschiffe sind zur Kieler Woche auf der Förde unterwegs. Jedes von ihnen bekommt Besuch von Uwe Geest und Claus Clüver