Tatjana Pokorny
· 21.06.2013
Doppel-Olympiasieger Scheidt legt die Messlatte bei seinem Kieler-Woche-Comeback im Laser hoch. "Schümis" Europa-Crew verpasst "Line Honors"
Dennis Conner weiß genau, wie es sich anfühlt, eine größere Einrumpfyacht mit einem rasanten kleinen Katamaran zu überholen. Das Szenario im Welcome Race der Kieler Woche von Kiel nach Eckernförde erinnerte zum Auftakt ein wenig an das Miss-Match von 1988. Damals besiegte Conner Michael Fays 27 Meter lange "KZ-1", den weißen Riesen, und gewann den America's Cup.
Vor Eckernförde ging es heute um etwas weniger, aber doch um Ruhm und Ehre für das schnellste Boot im Ziel. Der 20. Triumph nach 19 "First ship home"-Siegen bei 19 Regattastarts aber blieb der "Esimit Europe 2" unter dem Kommando von Deutschlands erfolgreichstem Segler Jochen Schümann verwehrt. Der schnelle Katamaran "SAP Extreme 40" machte "Schümis" 18-köpfiger Crew im ungleichen Duell wenige Minuten vor dem Zieldurchgang einen Strich durch die Rechnung und erreichte die Linie einige hundert Meter vor der 30 Meter langen europäischen Maxi-Einrumpfyacht.
Auch auf den olympischen Kursen gab es zum Auftakt der 119. Kieler Woche einige Überraschungen: Im 49er katapultierten sich Jan Hauke Erichsen und Max Lutz vom Flensburger Segel-Club mit den Rängen sieben, eins, drei und zwei konsequent an die Spitze des gut besetzten Feldes, in dem allerdings die stärksten Briten und Dänen aufgrund der im Anschluss an die Kieler Woche in Dänemark stattfindende Europameisterschaft fehlen. Platz drei sicherten sich nach vier Wettfahrten in frischen und böigen Winden Erik Heil und Thomas Plößel aus Berlin. Am frühen Abend hatten noch nicht alle Gruppen der insgesamt knapp 50 Starter gesegelt. Daher werden die Ergebnisse erst in den folgenden Tagen seriös vergleichbar sein. Die starke Auftaktleistung der beiden deutschen Top-Teams in der Nationalmannschaft Sailing Team Germany aber schmälert diese Tatsache nicht.
Im Laser lieferten sich Europameister Philipp Buhl und Doppel-Olympiasieger Robert Scheidt zunächst das erwartete Duell, bevor sich Buhl nach einem starken Tagessieg und Rang vier im dritten und letzten Rennen des Tages mit Rang zwölf einen kleinen Patzer leistete. "Ich war am Start schon auf der falschen Seite, und dann drehte der Wind noch. Es wäre im Verlauf des Rennens trotzdem noch mehr drin gewesen, aber ich habe in diesem dritten Rennen auch nicht optimal gesegelt. Insgesamt bin ich nicht ganz unzufrieden mit dem Tag. Es hätte schlechter, aber auch noch ein bisschen besser laufen können. Wir wissen ja aber inzwischen, dass die neuen Regeln noch viel Luft für Veränderung lassen."
Vorerst thront der fünfmalige olympische Medaillengewinner Robert Scheidt am Abend des ersten Regattatags nach zwei zweiten Rängen und einem Tagessieg an der Spitze des Laser-Feldes. Scheidts Leistung ist bewundernswert, denn bis vor kurzem segelte Brasiliens Sportheld noch im Starboot. Weil das Zweimann-Kielboot ausgerechnet für die Olympischen Spiele in seiner Heimat gestrichen wurde, will Scheidt es noch einmal in seiner Paradeklasse Laser wissen, in der er zwei olympische Goldmedaillen und einmal Silber gewann.
Buhl startet seine Aufholjagd nach dem Gastspiel im Aktuellen Sportstudio heute Abend ab 23 Uhr am Sonntag von Position fünf aus. Buhl sagte YACHT online kurz vor dem Abflug nach Mainz mit einer vom ZDF gecharterten Maschine: "Ich freue mich sehr auf das Aktuelle Sportstudio. Wir haben gar keine Zeit, aufgeregt zu sein. Aber gut, dass Erik Heil mit von der Partie ist."
Unumstrittener 2.4-mR-König von Kiel möchte einmal mehr Heiko Kröger sein. Den Grundstein zum Sieg auf der Kieler Förde hat der 46 Jahre alte Paralympicssieger vom Norddeutschen Regatta-Verein zum Auftakt mit zwei Wettfahrtsiegen und einem dritten Rang erfolgreich gelegt.
In der neuen Olympiadiszplin 49er FX für Frauen dominierten die deutschen Damen das überschaubare Feld der 13 teilnehmenden Boote mit starker australischer Konkurrenz. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Berlin), Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande) und die Kieler Zwillinge Jule und Lotta Görge liegen nach den ersten beiden Rennen auf den Plätzen eins, zwei und vier. 337 Boote und insgesamt knapp 500 Seglerinnen und Segler kämpfen bis zum 26. Juni in den olympischen Bootsklassen um die Kieler-Woche-Titel und wertvolle Punkte für den Eurosaf Champions Cup.