Tatjana Pokorny
· 15.06.2012
Deutschlands weltgrößtes Segelfest mit drei schnellen Wettfahrten optimal eingeläutet - Bundesliga-Coach Mirko Slomka gab den Startschuss
Mit drei schnellen Wettfahrten in fast allen olympischen Klassen, dem "Welcome Race" und der Mittelstrecke "Kiel-Eckernförde" wurde am Samstag die weltgrößte Segelregatta in anfangs guten, später etwas flaueren Windbedingungen sportlich fast optimal eröffnet. Lediglich ein Platzregen am späten Nachmittag trübte das Vergnügen der Fans für kurze Zeit.
Überragende deutsche Starter in den wie so oft in Olympiajahren auffällig schwach besetzten Feldern der olympischen Disziplinen mit insgesamt nur 300 gemeldeten Booten waren einmal mehr die Lasersegler Philipp Buhl aus Sonthofen und Olympia-Hoffnungsträger Simon Grotelüschen aus Lübeck. Die beiden deutschen Stars im Olympiateil der Kieler Woche eröffneten das vorerst letzte Weltcup-Finale im Heimatrevier mit den Plätzen eins und fünf.
"Ich habe diese Leistung auch von mir erwartet", sagte Philipp Buhl am Abend mit einem Augenzwinkern. Der Sportsoldat hat sich von der gegen Grotelüschen kassierten Niederlage in der nationalen Olympiaqualifikation offensichtlich prächtig erholt und zeigte sich schon zu Beginn der fünftägigen Serie in Siegerlaune. Neben seinem Einsatz als Sparring-Partner für Grotelüschen, "von dem wir beide enorm profitieren", hat sich Buhl längst ein neues ehrgeiziges Ziel gesetzt: "Ich will schaffen, was der Australier Ton Slingsby seit Jahren macht und das Laserfeld dominieren." In Kiel ist ihm das zum Auftakt mit den Rängen 1-2-1 fast makellos geglückt.
In Abwesenheit der meisten namhaften internationalen Olympiamannschaften in fast allen Olympiadisziplinen leisteten sich die Kieler 49er-Segler Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann einen Fehlstart. Die Olympiamannschaft lag am ersten Abend nur auf Platz 21 unter 34 Startern. Besser machten es die Kieler Nachwuchssegler Justus Schmidt und Max Boehme. Als beste deutsche Mannschaft lag die junge KYC-Crew mit den Rängen 2-5-5 nach drei Rennen auf Platz zwei.
Im winzigen Feld von nur zwölf 470er-Frauenmannschaften haben Tina Lutz und Susann Beucke nach drei Rennen die Führung übernommen. Die Olympiastarterinnen Kathrin Kadelbach/Friederike Belcher aus Berlin und Hamburg sind nicht am Start. Bei den 470er-Männern liegen die Brüder Julian und Philipp Authrieth aus Bayern als Zweite knapp vor den Olympiastartern Ferdinand Gerz und Patrick Follmann vom Deutschen Touring Yacht-Club (3.).
Den Startschuss zum «Welcome Race» der seegehenden Yachten hatte am Samstagmorgen Bundesliga-Trainer Mirko Slomka abgefeuert, der zuvor an Bord der «Tutima» mit einer 15-köpfigen Frauen-Crew unter dem Kommando der Hamburgerin Kirsten Harmstorf erstmals auf einer großen Regattayacht segelte.
Auf die dem Coach von Hannover 96 meist gestellte Frage nach den Chancen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft sagte Slomka, der am Sonntag nach Danzig reist: «Deutschland schafft es bis ins Finale. Wobei Frankreich und Russland sich gerade in Form spielen und Spanien immer zu den Favoriten zählt.»
Das dritte Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird am Sonntagabend auch im Festzelt der Kieler Woche in Kiel-Schilksee gezeigt. Die Veranstalter erwarten beim Public Viewing im Olympiazentrum ein volles Haus, dürfen aber nicht mehr als knapp 1200 Fans einlassen.
"Goldigstes" Boot des Tages war Jochen Schümanns "All4One". Er selbst und seine Gäste kamen beim Durchzählen auf insgesamt zwölf gewonnene olympische Goldmedaillen. Unter den Stars an Bord waren Skirennläuferin Hilde Gerg und Bob-As André Lange. "All4One"-Navigator und Weltumsegler Boris Herrmann berichtete: "Unsere Gäste haben sich gut integriert und gut gehiked. Wir sind super zufrieden, das war ein schöner Segeltag." Zu seinem eigenen Einsatz in diesem Team sagte Herrmann: "Ich bin Jochen dankbar für die Chance! Die Rolle ist sehr anders als das, was ich sonst gewöhnt bin, aber auch sehr spannend. Bis September ist das hier jetzt mein Hauptprojekt." Seine angestrebte Teilnahme an der Vendee Globe hat Boris Herrmann um vier Jahre vertagt, "aber sie gilt immer noch ohne Einschränkung als Ziel". "Noch", so Herrmann, "weiß ich nicht, wie ich die kommenden vier Jahre ausfüllen werde. Es kommt ja auch wieder ein Barcelona World Race... Ich bin dabei, mir neue Ziele zu stecken und nehme das ganz gelassen." Die Ergebnisse der Seebahn-Regatta lagen am Abend noch nicht vor.
EndFragment