Tatjana Pokorny
· 20.06.2016
Zum Ende der internationalen Hälfte der Kieler Woche platzte Wolfgang Hungers Traum vom 22. Titel. Die "Pink Ladies" punkteten eindrucksvoll
Rekordsieger Wolfgang Hunger hat bei der 122. Kieler Woche seinen 22. Titel knapp verpasst. Dem 505er-Steuermann aus Strande und seinem Vorschoter Julien Kleiner fehlten nach zehn Wettfahrten vier Punkte zum Sieg, den sich in der schnellen Gleitjolle die Briten Andy Smith und Tim Needham sicherten. Damit wartet der dreimalige Olympiateilnehmer und 470er-Weltmeister von 1990 und 1991 weiter auf den nächsten Kieler-Woche-Sieg, bleibt aber Weltklasse und beeindruckte einmal mehr mit großem Können in überwiegend starken Winden.
Mit dem Abschluss der ersten internationalen Hälfte der Kieler Woche zog Organisationschef Dirk Ramhorst eine positive Halbzeitbilanz: "Wir sind sehr zufrieden mit dieser ersten Hälfte, sind in fast allen Klassen das Maximum gefahren." In 14 internationalen Bootsklassen segelten acht deutsche Mannschaften zum Sieg. Darunter im 29er die Kieler Gwendal Lamay und Luke Willim, Kilian König und Johannes Brack (Waldeck) im Flying Dutchman, Helge und Christian Sach aus Zarnekau mit ihrem Formula-18-Geschoss, Ingo Delius (Bielefeld) und Kai Tittjung im Hobie 16, Tobias Feuerherdt mit seiner Crew Jan-Marc Ulrich, Lukas Feuerherdt, Tobias Peters und Justus Fritz Kellner in der J 24, der Kieler Frithjof Schwerdt im Musto-Performance-Skiff und die Flensburger Albin-Express-Crew um Skipper Jan Brink.
Die Stunde der "Pink Ladies"
Zeitgleich lieferten sich die Seesegler packende Duelle im Kampf um die Internationale Meisterschaft der Seesegler. Im Feld der großen ORC-1-Yachten erkämpften sich die "Pink Ladies" auf "Tutima" mit Skipperin Kirsten Harmstorf aus Hamburg mit zwei Tagessiegen Platz drei im Zwischenklassement und verwiesen damit vorerst sogar die favorisierte holländische Langstrecken-Siegerin "Tonnere de Breskens" auf Platz vier. Die vor dem Finale führende "Sportsfreund"-Crew um Eigner Axel Seehafer zollte der starken Leistung der Frauen Respekt. Seehafer sagte: "Die Mädels sind astrein gesegelt." Zwischen der Spitzenreiterin "Sportsfreund" und "Tutima" greift auch Dennis Gehrleins "Silva Neo" am finalen Mittwoch im Kampf um die Podiumsplätze an.
In ORC II läuft Peter Beck Mikkelsens "BM Yachting" zu meisterlicher Form auf. Mit einem ersten und einem zweiten Rang segelt das Team auf Titelkurs. Auch Revierkollege Torsten Bastiansen hat mit seiner "Sydbank" die Langstreckensieger um den Hamburger Skipper Max Gurgel auf der "X-Day" überholt." Die Yachten liegen aber vor dem Schlusssprint noch eng beisammen.
Ganz anders die Lage in der kleinsten Klasse ORC III/IV: Der Holländer Jascha Bach hat mit dem vierten Rennsieg einen Tag vor Ende der Meisterschaft alles klargemacht, ist nicht mehr zu schlagen. Im spannenden Duell um Silber hat Knut Freundeberg (Bad Laer) mit seiner Crew auf "Halbtrocken" knapp die Bugspitze vor Jürgen Klinghardts "Patent3". Während die IDM der Seesegler am Mittwoch ihr Finale feiert, lösen die Olympiasegler die internationalen Bootsklassen ab.
"Boa Sorte" für Rio
Doch vor dem ersten Einsatz auf dem Wasser trafen sich die Medaillenjäger im Olympiazentrum Kiel-Schilksee am Dienstag erst noch zur offiziellen Verabschiedung in der Audi Sailing Arena. Hier wurde das fröhliche Audi Sailing Team Germany herzlich empfangen und mit vielen Erwartungen sowie David Bowies Hit "Heroes" in die bevorstehende Medaillen-Mission entsendet. DSV-Präsident Andreas Lochbrunner sagte: "Ihr habt viel Zeit geopfert und mit großem Einsatz um euren Traum Rio gekämpft, um jetzt die deutschen Farben zu vertreten." Lochbrunner hofft auf zwei Medaillen für die DSV-Flotte und sagte mit einem Augenzwinkern: "Wenn es mehr werden, sind wir euch nicht böse." Noch mutiger fiel die Prognose von Paralympics-Trainer Bernd Zirkelbach aus, der für Rio zwei olympische und zwei paralympische Medaillen vorhersagte.