Tatjana Pokorny
· 23.06.2015
Tobias Schadewaldt hat auf der Förde seinen dritten Kieler-Woche-Sieg erkämpft. Nach zwei Titeln im 49er gelang nun der Triumph im Laser
Tobias Schadewaldt ist das Multitalent unter den deutschen Olympiaseglern. Im Laser groß geworden, stieg der Oldenburger später in den 49er um, wechselte aber nach dem unglücklich verpassten Medaillenrennen und Platz elf mit Vorschoter Hannes Baumann bei den Olympischen Spielen 2012 wieder zurück in den Laser. In seiner alten Paradedisziplin muss sich Schadewaldt nun auf nationaler Ebene mit Philipp Buhl messen, der ihm bislang überlegen ist. Beide zusammen jedoch ergeben eine starke Trainingsgemeinschaft, die ein Jahr vor den Olympischen Spielen immer besser in Fahrt kommt. Während Philipp Buhl nach seinem Weltcup-Sieg im Olympiarevier von Weymouth bereits auf dem Weg zur Laser-Weltmeisterschaft im kanadischen Kingston ist, um sich dort rechtzeitig auf den Griff nach dem Titel vorbereiten zu können, hat Tobias Schadewaldt die Kieler Woche als Motivationsschub genutzt. Souverän segelte er am Mittwoch mit einem fulminanten Sieg im finalen Medaillenrennen zu seinem insgesamt dritten Titel, nachdem er 2011 und 2012 mit Hannes Baumann schon zweimal im 49er der Beste auf der Förde war.
Wie gut Schadewaldt dieser Laser-Sieg tat, war ihm nach dem Zieldurchgang anzusehen und auch zu hören. Mit hochgereckter Faust jubelte der sonst eher leise Athlet über seinen Triumph und sagte: "Das war der Wahnsinn." Der Rennverlauf hatte während der Live-Übertragung Hunderten Zuschauern in der Audi Segel-Arena vor der Großbildleinwand anfangs den Atem stocken lassen, denn Tobi Schadewaldt war zwar sauber gestartet, aber auf der Kreuz lange zwischen Position sechs und neun steckengeblieben. Phasenweise schien ihm gar der Kieler-Woche-Sieg aus den Händen zu gleiten, weil Schadewaldts dänischer Verfolger Michael Hansen sich gefährlich weit nach vorn arbeiten konnte, dann aber auch wieder zurückfiel.
Schadewaldt erklärte den ungewöhnlichen Rennverlauf nach dem Zieldurchgang: "Anfangs habe ich mich absichtlich in der Nähe von Michael Hansen bewegt, weil er mir den Sieg noch hätte streitig machen können. Doch dann habe ich gemerkt, dass er nicht in den richtigen Rhythmus kam. Und ich eben auch nicht. Wir sind beide gegen die Dreher gesegelt. Also habe ich mich entschlossen, meinem Gefühl zu vertrauen und mein eigenes Rennen zu segeln. Auf der letzten Kreuz habe ich dann den Hebel auf den Tisch gelegt, bis die Oberschenkel wie Hölle brannten." Die furiose Aufholjagd wurde mit dem Sieg im Finale und dem Gesamtsieg bei der Kieler Woche belohnt. Und damit auch Schadewaldts intensive Vorbereitung auf diese Saison: "Ich habe gerade zwei Wochen Hängetraining hinter mir und fühle mich so fit wie seit Jahren nicht mehr. Für mich war es eine klasse Woche, und mit diesem Gefühl reise ich nun sehr motiviert zur Weltmeisterschaft, wo wir unseren Gegnern ordentlich einheizen wollen."
Zum "Wir" gehört auch Philipp Buhl. Der Sonthofener Sportsoldat hatte die Kieler Woche ausgelassen und war am Finaltag des olympischen Teils der Kieler Woche schon auf dem Weg ins kanadische WM-Revier Kingston, um sich dort intensiv auf den Griff nach dem Titel vorzubereiten. Bei einem Besuch der Kieler Woche hatte Buhl gesagt: "Ich traue mir zu, Weltmeister werden zu können." Zwei Weltcup-Siege in dieser Saison hatten Buhl in den Kreis der Favoriten im Kampf um den Laser-WM-Titel katapultiert. Über den Sieg seines Trainingskameraden Tobias Schadewaldt freute sich Buhl und sagte YACHT online: "Das ist cool! Ich freue mich für Tobi. Dann wird er bei der WM gut drauf sein!"